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Eine Braut muss her!

Eine Braut muss her!

Titel: Eine Braut muss her! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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Verwandter von ihm oder von der Herrschaft?”
    “Letzteres”, antwortete Russell und prostete dem Alten zu. “Ich bin Lord Hadleigh, der Sohn des Earl of Bretford.”
    Verächtlich verzog Alban die Lippen, nicht gewillt, aufzustehen und sich vor Seiner Lordschaft zu verbeugen. “Sie werden sich wundern, wie es in Eddington Court aussieht”, fuhr er abfällig fort. “Seit Ihr Vater Besitzer des Gutes ist, hat sich viel zum Schlechteren verändert. Eine große Zahl von Dorfbewohnern ist arbeitslos geworden, weil sie von Mr Shaw entlassen wurden. Mehr möchte ich nicht sagen, weil ich mir nicht den Mund verbrennen will.”
    Russell fiel auf, dass die sich in der Schenke aufhaltenden Männer ihn geringschätzig, feindselig und sogar hasserfüllt ansahen. Er ermahnte sich zur Gelassenheit und entgegnete ruhig: “Wir leben in einem freien Land, wo jeder Mensch das Recht hat, seine Meinung zu äußern. Natürlich kann ich im Moment nicht beurteilen, ob Sie mit Ihrer Kritik recht haben, aber sobald ich in Eddington Court bin, werde ich sehen, ob sie angebracht ist oder nicht.”
    Er griff in die Westentasche, nahm Geld heraus und legte es neben dem noch fast vollen Bierkrug auf den Tisch. Dann stand er auf, nickte dem betagten Mann zu und verließ gemessenen Schritts den Raum.
    Auf der Weiterfahrt zum Herrenhaus fragte er sich betroffen, welche Gründe die allerorten festzustellende Vernachlässigung haben mochte, und weshalb sein Vater nicht über die Zustände in Eddington Court informiert war.
    Als die Berline das weit offen stehende schmiedeeiserne Tor in der Umfassungsmauer des Landsitzes passierte, hatte er nicht den Eindruck, dass jemand eines der beiden Torhäuser bewohnte. Die zum Haus führende Allee war von Unkraut überwuchert und der Park eindeutig seit Langem nicht gepflegt worden.
    Kaum hatte der Wagen vor dem Haupteingang des aus elisabethanischer Zeit stammenden, im Lauf der Jahrhunderte nicht zum Vorteil veränderten Gebäudes gehalten, stieß Russell die Tür auf und sprang aus der Kutsche.
    “Folgen Sie mir!”, befahl er dem Kammerdiener, ging zur Haustür und betätigte den Messingklopfer. Trotz wiederholter Versuche reagierte niemand auf sein Klopfen. Schließlich drückte er ungeduldig die Klinke herunter, stellte fest, dass die Tür nicht verschlossen war, und zog sie auf.
    “Kommen Sie, Pickering!”, sagte er, betrat die nicht sehr saubere Eingangshalle und hörte einen Mann, der sich in einem ihm gegenüberliegenden Zimmer zu befinden schien, singen. “Hier, nehmen Sie mein Portefeuille, Pickering, und lassen Sie es nicht aus den Augen!” wies er ihn an, übergab ihm die Tasche und durchquerte entschlossen das Entree.
    Er riss die Tür auf und blickte verblüfft in einen hallenartigen Raum, in dem an einem langen Tisch zechende Männer und schrill lachende Frauen saßen. An der Stirnseite entdeckte er den Sänger, der bei seinem Anblick das Lied unterbrach und entgeistert zur Tür starrte.
    “Guten Abend”, sagte Russell laut und sah alle Blicke sich auf ihn richten. “Mir scheint, ich störe eine lustige Runde.”
    “Wer sind Sie, und was, zum Teufel, wollen Sie hier?”, rief Arthur Shaw ihm erbost zu.
    “Ich habe wohl eher als Sie das Recht, das zu fragen”, erwiderte Russell kühl.
    “Peter, wirf den Störenfried hinaus”, brüllte Arthur wütend. “Hetz die Hunde auf ihn, wenn er das Grundstück nicht freiwillig verlässt!”
    “An Ihrer Stelle würde ich keine so große Lippe riskieren, Mr Shaw”, entgegnete Russell hart. “Ich nehme an, Sie sind Mr Shaw, nicht wahr? Es dürfte Ihnen sonst schwerfallen, dem Konstabler zu erklären, warum Sie mich aus dem Haus meines Vaters vertrieben haben. Ich bin Lord Hadleigh, der ältere Sohn des Besitzers von Eddington Court.”
    Jäh trat Stille ein, und Russell merkte, dass die Anwesenden unsicher wurden.
    “Welchen Beweis haben Sie für Ihre Behauptung?”, fragte Arthur unbeeindruckt. “Schließlich könnte jeder Hergelaufene behaupten, Lord Hadleigh zu sein.”
    Gelassen drehte Russell sich um, winkte den Kammerdiener zu sich und ließ sich von ihm das Portefeuille geben. “Ich bin zwar nicht genötigt, Ihnen meine Identität zu belegen”, wandte er sich dann an den Verwalter, “aber gern bereit, Ihnen die mitgebrachten Schriftstücke zu zeigen, aus denen unmissverständlich hervorgeht, dass ich Viscount Hadleigh bin. So, und nun stehen Sie gefälligst auf, wie es sich gehört, und schicken Sie diese Leute unverzüglich

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