Eine Braut muss her!
ich die Sache nicht durchziehen! Und wir müssen schnell handeln, weil nicht abzusehen ist, ob Lord Bretford, der sich gewiss fragt, wo sein ältester Sohn ist, nicht eines Tages jemanden herschickt oder sogar persönlich kommt, um sich hier nach Lord Hadleigh zu erkundigen. Es widerspricht doch jeder Logik, dass ein Vater, dessen Sohn monatelang verschwunden ist, keine Nachforschungen nach dessen Verbleib anstellt. Also brennt uns die Zeit etwas auf den Nägeln. Günstiger als jetzt könnten die Umstände für uns nicht sein. Vom Personal wird sich natürlich der eine oder andere wundern, warum Seine Lordschaft nicht mehr da ist, doch dafür lässt sich mühelos eine stichhaltige Erklärung finden. Und Mr Pickering kann uns keinen Strich durch die Rechnung machen, weil er in London ist.”
“Und wie willst du Seine Lordschaft … hm … verschwinden lassen?”, fragte Peter unbehaglich.
“Das lass meine Sorge sein”, antwortete Arthur ausweichend. “Du sollst lediglich seine Berline und seine persönlichen Sachen vernichten, damit der Eindruck erweckt wird, er sei des Aufenthaltes hier tatsächlich überdrüssig geworden und abgereist.”
“Und wie soll ich das bewerkstelligen?” erkundigte Peter sich ärgerlich. “Ich kann weder den Wagen samt Inhalt noch die Pferde in Luft auflösen!”
“Ganz recht, aber die Pferde lassen sich verkaufen, und die Kutsche kann irgendwo an einer abgelegenen Stelle im Wald, wo so schnell niemand hinkommt, verbrannt werden. Es könnte Jahre dauern, bis jemand zufällig auf die Reste stößt, und dann ist es ohnehin ausgeschlossen herauszufinden, wem die Berline gehört hat.”
“Nein, die Sache ist mir viel zu gefährlich”, entgegnete Peter beharrlich.
“Ach, stell dich nicht so an!”, sagte Arthur barsch. “Denk daran, dass wir, wenn Lord Hadleigh verschwunden ist, wieder so leben können wie früher. Außerdem gibt es noch einen Grund, warum er aus dem Weg geschafft werden muss. Ihm sind Diskrepanzen in den Abrechnungen aufgefallen, und ich vermute, er ahnt, dass Gelder unterschlagen wurden.”
“Und wie willst du es arrangieren, dass Mrs Wardour keinen Verdacht schöpft?”, fragte Peter unwirsch. “Sie muss sich wundern, wenn Seine Lordschaft abreist, ohne sich von ihr verabschiedet zu haben.”
“Darüber mache ich mir wirklich keine Gedanken”, erwiderte Arthur geringschätzig. “Männer wie er sind wie Schmetterlinge, die von einer Blume zur nächsten flattern. Wir könnten schon in nächster Zeit das Gerücht in Umlauf bringen, dass er sich hier langweilt und angedeutet hat, er werde vor dem Winter nach London zurückkehren.”
“Du denkst nicht nach”, hielt Peter dem Freund vor. “Wenn dieses Gerede Mrs Wardour zu Ohren kommt, wird sie ihn sicher fragen, ob es zutrifft. Dann wird er sehr erstaunt sein und natürlich abstreiten, dass er die Absicht hat, Eddington zu verlassen. Ich bin sicher, er wird herauszufinden versuchen, von welcher Seite das Gerücht in Umlauf gebracht wurde. Du kannst dir denken, dass er dann bald erfährt, wer der Urheber ist.”
“Gut, dann setzen wir es eben nicht in die Welt”, gab Arthur nach. “Aber ist dir noch immer nicht klar, dass wir beide wegen Unterschlagung verhaftet und womöglich gehängt werden, wenn er uns auf die Schliche kommt?”
“Und wie willst du mit den Tagelöhnern verfahren?”, äußerte Peter hartnäckig.
“Was sollte ich ihretwegen tun?”, fragte Arthur verdutzt. “Sie werden entlassen, wenn er das Zeitliche gesegnet hat. Lass sie wütend sein! Was kümmert uns das? Sie sind dann in genau derselben Situation wie vor seiner Ankunft und müssen sich damit abfinden!”
“Also gut, ich mache mit”, willigte Peter zögernd ein.
12. KAPITEL
Der Vorstand der in Ancoates ansässigen Bank hatte Russell gegenüber eindeutig zu verstehen gegeben, dass Mr Shaw die durch die Entlassung der Tagelöhner eingesparten Gelder nicht auf das Konto von Eddington Court eingezahlt hatte. Nach dieser Mitteilung, die den Verdacht bestätigte, dass der Verwalter in die eigene Tasche wirtschaftete, hatte Russell seinerseits die Einnahmen und Ausgaben der letzten Jahre einer nochmaligen Überprüfung unterzogen und war schließlich ebenfalls zu dem Schluss gelangt, der Vater sei systematisch von Mr Shaw betrogen worden.
Entschlossen, den Verwalter nunmehr vor Gericht zu bringen, überlegte Russell, ob er Lord Chard, den hiesigen Vertreter der Krone, informieren solle, entschied sich jedoch, sich erst
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