Eine Braut von stuermischer Natur
Holzdielen prallte. Just in diesem Augenblick ging die Tür auf, und Murie schlüpfte in die Kammer.
»Mein Gemahl! Was tust du denn da vor dem Bett?«, rief sie erschrocken und eilte an seine Seite. »Um Himmels willen. Du solltest nicht aufstehen. Siehst du es endlich ein? Du bist noch viel zu geschwächt von deiner Wunde.«
»Ich bin nicht vor Schwäche zu Boden gestürzt, Frau«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Es hat mit deinen grässlichen Zwiebeln zu tun. Ich bin auf den vermaledeiten Dingern ausgerutscht und schon hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen.«
»Oh.« Reumütig schweifte ihr Blick über die zertretenen wilden Zwiebeln, dann seufzte sie: »Wie dem auch sei, du darfst das Bett nicht verlassen.«
»Das da ist kein Bett, Murie. Es ist lediglich eine Strohmatratze, die auf dem Boden liegt.« Seine Miene verfinsterte sich. »Wo wir gerade dabei sind, entweder beauftragen wir die Männer, den Bettrahmen zu richten, oder wir lassen uns ein neues Bett zimmern. Eine neue Matratze wäre ebenfalls vonnöten. Und ein Stuhl. Nein zwei, um sie vor den Kamin zu stellen«, brummte Balan. Unterdessen hatte er sich trotz Muries »Hilfe« wieder aufgerichtet.
»Mein Gemahl«, Murie fasste seine Arme und unternahm den Versuch, ihn in Richtung Schlafstatt zu schieben. »Du darfst nicht aufstehen. Du hast dir am Hinterkopf eine schlimme Platzwunde zugezogen.«
»Ich bin wieder genesen«, versicherte er ihr. Er fühlte sich fabelhaft, bis auf den Umstand, dass ihm sein Kopf erneut zu schaffen machte. Das Stechen und Bohren unter seiner Schädeldecke übergehend, fuhr er fort: »Und ich habe vor, von einem Teil der Mitgift, die mir bei unserer Vermählung übertragen wurde, neues Vieh zu kaufen und weiteres Gesinde einzustellen. Osgoode und ich werden gemeinsam nach Carlisle reiten. Hoffentlich finden wir dort, was wir suchen.«
»Carlisle?«, wiederholte sie mit belegter Stimme und folgte ihm, als er das Bett umrundete, da seine Kleider gefaltet auf einer ihrer Truhen lagen. »Aber das ist einen Tagesritt von Gaynor entfernt.«
»Osgoode und ich sind durchaus in der Lage, die Strecke schneller zu überwinden, der Rückweg wird sich vermutlich langwieriger gestalten. Ich schätze, wir sind übermorgen zurück, spätestens am frühen Nachmittag.« Er streifte sein Wams über und hielt kurz inne, als er die Grasflecken und Löcher wahrnahm, Andenken an seine Rettung. Stirnrunzelnd griff er nach seinen Beinlingen.
»Aber … aber du darfst in deinem Zustand nicht reisen. Du hast eine schwere Kopfwunde erlitten«, wandte sie ein, bemüht, ihm die Beinkleider zu entwinden. »Du solltest wenigstens noch einen Tag ausruhen. Ich flehe dich an, mein Gemahl, leg dich wieder hin. Ich …«
»Mir fehlt nichts, Murie«, beharrte er. »Und wir benötigen dringend neues Vieh und weiteres Gesinde. Der Sommer endet bald. Dann kehrt der Winter ein, und es gibt noch eine Menge zu tun, um für diese kalten, unwirtlichen Monate gerüstet zu sein.«
Sie schwieg, protestierte nicht länger, ihre Miene sorgenvoll umwölkt. Schließlich murmelte sie: »Bitte versprich mir zumindest, dass du dich schonen wirst.«
»Gewiss«, grummelte er, derweil er seine Beinkleider in Augenschein nahm. Er entdeckte mehrere große Löcher und Risse, demnach hatte es seine Beinlinge ärger getroffen als sein Wams. Er schlüpfte hinein und beschloss, sich aus der Garnison andere Sachen zu holen, ein frisches Paar Beinlinge und das blaue Wams, das seinem Vater gehört hatte. Diese Sachen hier waren nicht mehr zu gebrauchen.
Fertig angekleidet blickte Balan sich suchend nach seinen Stiefeln um. »Wo willst du hin?«, erkundigte er sich stirnrunzelnd, als seine Gemahlin zur Tür ging.
»Wenn du darauf beharrst, diese Reise zu unternehmen, dann werde ich dir noch ein paar Dinge zusammenpacken«, verkündete sie. Sie blickte ihn ernst an. »Du wirst nicht aufbrechen, bis ich zurückkehre, versprichst du mir das? Ich beeile mich, so sehr ich kann.«
»Zurückkehren von wo?«, fragte Balan scharf, doch Murie war bereits zur Tür hinausgeschlüpft und zog sie knarrend hinter sich ins Schloss.
15
»Wo ist meine Gemahlin?« Balan reckte sich ungehalten auf seinem Hengst und ließ seinen Blick durch den Schlosshof schweifen. Als er sie nirgends auszumachen vermochte, stieß er leise gezischte Verwünschungen aus. Als das Schlossportal aufschwang, wirbelte sein Kopf in Richtung Wohnturm. Anders als erwartet, eilte statt
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