Eine Braut von stuermischer Natur
nicht mehr mit dir spielen mochte.«
»Oh«, entfuhr es ihr mit hörbarer Bestürzung. »Bedeutet das, dass auch du nicht mehr mit mir spielen wirst? Ich könnte bisweilen verlieren, wenn dir das lieber ist«, erbot sie sich. »Vermutlich hast du lediglich wegen deiner Kopfverletzung verloren. Ganz ohne Zweifel plagen dich die Schmerzen.«
Balan blies die Backen auf. »Mein Kopf tut nicht mehr weh. Du hast dir den Sieg auf gerechte Weise erkämpft. Sei gewiss, dass ich wieder mit dir spielen werde. Ich bin nicht so stolz, bei allem gewinnen zu müssen. Und vielleicht möchtest du mir den einen oder anderen Zug beibringen.«
Murie maß ihn mit einem erstaunten Blick. »Wirklich?«
»Wirklich«, grinste er. Ein Gähnen übermannte ihn, und Murie begann eilig damit, die Schachfiguren einzusammeln.
»Du solltest dich ausruhen, Mylord«, sagte sie leise.
»Ich habe den ganzen Nachmittag geschlafen«, empörte sich Balan.
»Gewiss, aber du hast dir eine schlimme Kopfwunde zugezogen«, entgegnete sie, und ihre Stimme duldete keinen Widerspruch. »Bist du sicher, dass du keine Schmerzen hast? Ich könnte dir mehr von dem Trunk …«
»Nein!«, fiel er ihr eilig ins Wort. Der bloße Gedanke, noch mehr von ihrem Kräuteraufguss eingeflößt zu bekommen, genügte, um auch den letzten Rest Schmerz in die Flucht zu schlagen, den Balan noch empfunden haben mochte. »Ich fühle mich prächtig. Ich glaube, ich werde jetzt wirklich schlafen.«
Er sank zurück auf das Laken und legte die Stirn in Falten, als sie sich anschickte, zum Kamin zurückzukehren. »Kommst du nicht ins Bett?«
»Ich wollte noch ein wenig an dem Kleid arbeiten, ehe ich mich hinlege«, erklärte sie ihm.
»Nein, komm ins Bett«, befahl er. Balan war bei Weitem zu geschwächt, um seinen ehelichen Pflichten nachzukommen, dennoch wollte er ihre tröstliche Nähe spüren.
Murie zögerte, dann kehrte sie ihm schamhaft den Rücken und entkleidete sich bis auf ihr Untergewand. Sie kletterte neben ihn auf das Laken. Kaum dass sie sich neben ihm ausstreckte, drehte er sich zu ihr, schlang seinen Arm um ihre Taille und zog sie an sich.
»Angenehme Nachtruhe, mein Gemahl«, wisperte sie, als er die Lider schloss.
Balans Antwort war ein leises, zufriedenes Schnarchen, denn er schlummerte bereits.
Als Murie aus dem Bett glitt, wachte er nicht auf. Er bemerkte es lediglich daran, dass sie, als er Stunden später erwachte, auf dem Fell vor dem Kamin schlief, das blassgelbe Kleid zerknittert und ähnlich einem Kissen an ihre Wange geschmiegt. Balan schob die Laken und Felle beiseite und schwang die Beine zu Boden. Unseligerweise hatte er nicht an die Zwiebeln rings um das Bett gedacht, und als sein Fuß beim Aufstehen irrtümlich auf eine der weichen Zwiebelhälften trat, rutschte er darauf aus, verlor das Gleichgewicht und prallte so heftig zurück auf die harte Strohmatratze, das ihm ein Stöhnen entwich.
Leise gemurmelte Verwünschungen ausstoßend, rappelte er sich wieder auf. Er straffte sich und bewegte sich dieses Mal umsichtiger, beflissen, die Zwiebeln zu meiden. Seine Ehefrau, ihren dummen Aberglauben und die Frauen im Allgemeinen verwünschend, durchquerte Balan die Kammer, mit dem festen Vorsatz, Murie in seine Arme zu schließen und zurück ins Bett zu tragen.
Seine Gemahlin seufzte im Schlaf, ansonsten rührte sie sich nicht, als er ihr eilig ihre Sachen vom Körper streifte und sie unter Laken und Felle bettete. Erst als er neben sie unter die Decke kroch und sie an seine Brust zog, regten sich ihre Lebensgeister.
Sie murmelte schläfrig seinen Namen, wollte den Kopf heben, doch er presste ihn sanft an seine Schulter und flüsterte: »Schlaf weiter.«
Balan war sicher, nicht wieder einschlafen zu können. Er hatte den gesamten Nachmittag verschlafen und ein Gutteil der Abendstunden, doch kaum hatte er ihren Kopf an seine Schulterbeuge geschmiegt, da fielen ihm die Augen zu, und die Müdigkeit forderte ihren Tribut.
Als er erneut die Lider aufschlug, drang Sonnenlicht durch die Ritzen zwischen den Fellen, die die Fenster bedeckten, und Murie war einmal mehr verschwunden. Dieses Mal sah er sie jedoch nicht auf dem Fell vor dem Kamin. Offenkundig war sie nirgends im Raum zu entdecken.
Mit einem Seufzer der Enttäuschung warf Balan Laken und Felle beiseite und kletterte aus der Bettstatt. Einmal mehr vergaß er die Zwiebeln. Nur dass er dieses Mal nicht rücklings stolperte, sondern nach vorn, woraufhin er der Länge nach auf die harten
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