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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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lenken.
    »Oh! Warte, mein Gemahl!«, rief Murie plötzlich, worauf er sein Ross abermals zum Halten brachte und sich halb zu ihr umdrehte, als sie an seine Seite eilte.
    »Ich habe etwas vergessen«, erklärte sie und packte seinen Fuß, der im Steigbügel steckte. So verharrte sie, dabei schnalzte sie mit Zunge und Lippen, als hätte sie einen üblen Geschmack im Mund. Balan wollte sie gerade fragen, was sie denn vergessen habe, als sie sichtlich befriedigt nickte und ihn plötzlich anspuckte.
    Balan verschlug es die Sprache, und er starrte ungläubig zu ihr hinunter. Es war Osgoode, der schließlich das Schweigen brach.
    »Murie? Trügt mich mein Blick oder hast du Balan gerade bespuckt?«, forschte sein Cousin. Anselm stürzte zu ihnen, blankes Entsetzen in den Augen.
    »Aber gewiss doch.« Sie strahlte die Männer an, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, was sie soeben getan hatte. »Es ist ein gutes Zeichen, wenn man jemanden anspuckt, bevor er auf Reisen geht. Es beschützt die Reisenden und bringt ihnen Glück«, erklärte sie. »Wäre es dir lieb, wenn ich dich ebenfalls anspucken würde?«, fügte sie an Osgoode gerichtet hinzu.
    »Nein!« Balans Cousin wiegelte grinsend ab. »Hattest du jemals Gelegenheit, den König anzuspucken, bevor er zu einer Reise aufbrach?«
    »Nein«, gestand sie, ehe sie einräumte: »Aber ich bin mir sicher, dass es die Königin getan hat. Ich berichtete ihr einmal von dieser Sitte und sie schien mir davon ausnehmend angetan.«
    »Murie«, wies Balan sie zurecht, als Osgoode in prustendes Gelächter ausbrach.
    »Ja, mein Gemahl?«, fragte sie mit strahlender Miene.
    »Komm her«, befahl er.
    In ihre Augen schob sich ein furchtsamer Ausdruck, und sie zögerte, ehe sie zaghaft nähertrat. Balan neigte sich nach unten, hob sie abermals auf sein Ross und drückte ihr einen schnellen, harten Kuss auf die Lippen. Dann flüsterte er: »Ich liebe dich.« Er setzte sie rasch wieder zu Boden, lenkte seinen Hengst zu den Toren und trabte davon. Bevor er aus dem Schlosshof ritt, warf er einen letzten, schnellen Blick zurück, und sah seine Gemahlin noch dort stehen, wo er sie abgesetzt hatte, auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein Ausdruck tiefer Verwunderung ab.
    »Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Anselm nicht allzu angetan von dem Umstand war, dass ich dich auf diesem Ritt begleite«, befand Osgoode, als sie die Zugbrücke überquerten. Da Balan nichts erwiderte, schob sein Cousin nach: »Meinst du nicht, dass er mich verdächtigt, dir eins übergezogen und dich dann in den Fluss gestoßen zu haben?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis, jedenfalls hat er nichts dergleichen angedeutet«, sagte Balan schulterzuckend. »Aber für Murie zählst du zum Kreis der Verdächtigen«, schob er grinsend nach.
    »Was sagst du da?« Osgoode warf ihm einen bestürzten Blick zu. »Wie könnte sie ausgerechnet mich verdächtigen?«
    Balan hob abermals die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Du hast sie damals ebenfalls verdächtigt. Erinnerst du dich?«
    »Gewiss, aber das war etwas anderes«, versicherte er.
    »Fürwahr«, grinste Balan.
    Er gab seinem Pferd die Sporen und setzte im fliehenden Galopp davon. Er verspürte nicht das Bedürfnis zu reden. Ihm stand der Sinn mehr danach, an seine Gemahlin zu denken und an all die schönen Dinge, die sie miteinander tun könnten, an die Freuden des Ehebetts, die er ihr nach seiner Rückkehr schenken wollte.
    Es war Cecily, die das Schlafgemach betrat und ihre Herrin aufweckte. Murie blinzelte schlaftrunken, beobachtete, wie sich ihre Zofe auf leisen Sohlen zu der Truhe stahl und ihre Kleider in Augenschein nahm. Dann hielt sie Muries Lieblingsgewand hoch, das burgunderrote mit dem schwarzen Übergewand. Kaum klappte die Truhe wieder zu, schloss Murie die Lider.
    In den letzten beiden Tagen hatte sie keine Mühen gescheut und tatkräftig mit Hand angelegt, jetzt war sie derart erschöpft, dass sie sich ein paar Minuten mehr Schlaf wünschte.
    Nachdem ihr Gemahl den Schlosshof verlassen hatte, hatte Murie alle Bewohner, derer sie in Gaynor habhaft werden konnte, an die Arbeit geschickt. Am ersten Tag hatten sie sämtliche Wandgobelins und anderen Zierrat von den Wänden in der großen Halle genommen, ausgeklopft oder feucht gewischt, dann hatten sie die Innenmauern mit weißer Farbe frisch getüncht und das schmutzige alte Stroh durch frische Binsen ersetzt, ehe sie Tapisserien und anderen Wandschmuck wieder an ihren

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