Eine Braut von stuermischer Natur
ihn.«
»Baxley?«, wiederholte Murie verwirrt.
»Eigentlich ist Baxley sein Butler, er ist aber stets an seiner Seite, um seine Lordschaft im Ernstfall zu verteidigen. Malculinus reist niemals ohne seinen Begleiter. Obwohl Baxley bei Hofe in Windsor als Beschützer gewiss nicht vonnöten war.«
Murie zuckte mit den Schultern. »Erklärt ihm, dass ich zu beschäftigt bin, um ihn zu empfangen.«
»Mylady, haltet Ihr das für klug?«
Sie wandte sich wieder dem Unkrautjäten zu, hielt bei Anselms Frage jedoch inne. Ihre hübschen Brauen ähnlich den Flügeln eines kleinen Vogels gehoben, forschte sie: »Was meint Ihr damit?«
»Nun, mir kam der Gedanke, dass Ihr von ihm etwas erfahren könntet, das uns Aufschlüsse gibt, ob Malculinus hinter den Angriffen auf Seine Lordschaft steht«, meinte er. »Es ist anzunehmen, dass er die eine oder andere Bemerkung fallen lässt, oder dass Ihr zumindest an seinem Verhalten erkennen könnt, ob er sich der Hoffnung hingibt, Euch im Falle des Ablebens Seiner Lordschaft ehelichen zu können.«
Murie zögerte. Sie spürte keinerlei Verlangen, Lord Aldous zu empfangen, geschweige denn, mit ihm zu plaudern. Außerdem hatte sie genügend zu tun. Andererseits, falls Malculinus die Angriffe auf ihren Gemahl verantwortete …
»Also gut«, murmelte sie und kam steif auf die Füße. »Ich werde sehen, was ich herausfinden kann.«
Anselm nickte, als wollte er ihr Mut spenden. »Ich bleibe in der Nähe, für den Fall, dass sich diese Begegnung unliebsam gestalten sollte.«
»Verbindlichen Dank.« Sie bezweifelte jedoch, dass Lord Aldous es hier auf Gaynor auf einen offenen Zwist ankommen ließ. Seine Lordschaft schien Heimlichtuerei und das Mittel der niederträchtigen List zu bevorzugen, um an das zu kommen, wonach ihm der Sinn stand, überlegte sie mit bitterer Miene.
»Lady Murie.« Malculinus trat vor sie und begrüßte sie mit einem strahlenden Lächeln, als sie in den großen Saal kam. »Ihr habt Wunder bewirkt mit Schloss Gaynor. Es wirkt beinahe wieder bewohnbar. Nach der Pestepidemie ist es fast dem Verfall anheimgefallen.«
»Habt Dank, Mylord«, sagte Murie steif, als sie zum Tisch schritt. Sein Lob war das Hinterhältigste, das ihr je zu Ohren gekommen war. Das Schloss wirkte beinahe wieder bewohnbar? Für ihr Empfinden sah es ungemein hübsch und wohnlich aus. Erzürnt über Malculinus, richtete sie ihren Blick auf seinen Begleiter. Sie kniff die Augen zusammen. Laut Anselms Aussage reiste Malculinus nie ohne Baxley, allerdings konnte sie sich nicht daran erinnern, auf Schloss Windsor einen bewaffneten Bewacher an Aldous’ Seite wahrgenommen zu haben. Vermutlich hatte er seine Dienste am Königshof nicht benötigt, dennoch kam ihr der Mann bekannt vor. Er war von hochgewachsener Statur und erstaunlich schlank, seine Haare waren von einem rötlichen Blond. Sie zerbrach sich den Kopf, woher sie ihn wohl kannte, als Malculinus ihre Hand ergriff und einen Kuss darauf presste.
»Es ist mir eine Ehre, von Euch empfangen zu werden, Mylady«, versicherte er. Malculinus stand über ihre Hand gebeugt und sah auf, seine Lippen weiterhin ihre Handrücken berührend und verstohlen darüber streichelnd. Dann fügte er hinzu: »Und ich würde mich freuen, Euch auf Schloss Aldous begrüßen zu dürfen. Jederzeit, im Übrigen. In der Tat habe ich Baxley soeben eröffnet, dass ich mich glücklich schätzen würde, eine fleißige Gemahlin wie Euch mein Eigen zu nennen, um Schloss Aldous zu schmücken. Obschon ich Euch, Mylady Murie, zweifellos vor jeder anderen Dame bevorzugen würde.«
Murie blinzelte und zog ihre Hand fort. Waren seine Worte anzüglich gewesen oder hatte sie Malculinus vollkommen missverstanden, grübelte sie. Ein Blick zu Anselm bestätigte ihr, dass sie ihn richtig verstanden hatte. Seine Lordschaft hatte soeben öffentlich kundgetan, dass er sie mit Freuden zur Gemahlin nehmen würde. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, dass sie bereits vermählt war.
Als wüsste er um ihre Gedanken, fragte Malculinus: »Wo ist denn Euer werter Gemahl? Ich hoffe, er liegt nicht mit seiner Kopfwunde darnieder. Wir hörten in Aldous von seinem misslichen Abenteuer, und ich beschloss, umgehend bei Euch vorzusprechen, um mein Beileid zu bekunden.«
»Euer Beileid ist mitnichten vonnöten. Balan ist längst wieder genesen«, versicherte sie ihm ungnädig.
»Dann ist er doch gewiss hier, nicht wahr?«
Murie zögerte, unsicher, ob sie seiner Lordschaft eröffnen sollte, dass ihr
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