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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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willst. Nachdem du es dir heute Nachmittag mit Bausch und Bogen bei ihr verscherzt hast.«
    Balan nickte zerknirscht. Es war ihm nach wie vor ein Rätsel, wie es dazu hatte kommen können. Zu seinem Leidwesen hatte Osgoode ihn dazu verurteilt, mit ihm Tanzschritte und Pirouetten zu üben. Es erschien ihm absurd, mit einem Mann zu tanzen, und er hätte dem Spuk liebend gern ein Ende bereitet. Seine Bemühungen zeitigten keinen Erfolg, auch nicht, als Osgoodes Page mit brisanten Neuigkeiten von den Geschwistern Aldous, die er bei seiner heimlichen Bespitzelungsmission belauscht hatte, auftauchte.
    Das Geschwisterpaar war zutiefst enttäuscht, entnahmen sie dem Bericht, dass Murie nicht von Malculinus geträumt hatte. Lord Aldous hatte sich nicht mehr entsinnen können, ob er das Mädchen geweckt oder geküsst hatte. Und er wusste nicht mehr, wie er in sein Zimmer zurückgefunden hatte. Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er an Muries Bett getreten und dann in seinem eigenen aufgewacht war. Mit höllischem Kopfweh und drei ordentlichen Beulen am Kopf.
    Lauda hatte sich das Geschehen zusammenreimen können. Nach ihrer Einschätzung hatte Balan ihren schändlichen Plan ausgenutzt, um Malculinus mit ein paar gezielten Hieben auszuschalten, dann hatte er das Mädchen selbst geweckt. Sie hatten keine Ahnung, dass es nicht sein Ansinnen gewesen war, von Murie wahrgenommen zu werden. Wie Balan schon draußen im Park vermutet hatte, wollte ihm das schlaue Pärchen mit einem geschickten Winkelzug eins auswischen. Lauda sollte steif und fest beteuern, sie habe gesehen, wie er, Balan, in jenem Wandelgang, von dem auch Muries Kammer abzweigte, in einem Gemach verschwunden sei. Mit der Kammer sei sie sich indes nicht sicher gewesen, sonst hätte sie gewiss die Wachen gerufen. Ihr Vorhaben wurde durchkreuzt, als Murie behauptete, sie hätte mitnichten etwas geträumt.
    Die beiden Cousins waren sich einig, dass die Geschwister Aldous die Sache nicht auf sich beruhen lassen, sondern eine weitere List aus dem Ärmel zaubern würden, sei es, um Balan bloßzustellen, weil er letzte Nacht in Muries Zimmer gewesen war, oder um das Mädchen auf heimtückische Art und Weise zu einer Vermählung mit Malculinus zu bewegen. Deshalb hatten sie den Pagen auf Lauschposten geschickt, der ihnen jetzt genauestens Bericht erstattete.
    »Komm.« Osgoode schritt durch die Kammer und baute sich vor Balan auf. »Wir fangen noch einmal an. Und bemühe dich endlich einmal, dir die Schrittfolgen zu merken, du Banause!«
    Nach einem herzzerreißenden Seufzen nahm Balan Haltung an, dann nickte er dem Knappen zu. Der Junge begann, auf seiner Flöte zu spielen, und die beiden Gentlemen wiegten sich im Takt der Melodie. Osgoode übernahm den weiblichen Part.
    »Wie wäre es mit einem Wissensrätsel?«, schlug Emilie vor.
    Murie, die nachdenklich im Zimmer auf und ab lief, blieb stehen. Nach kurzer Überlegung fragte sie: »Und was für Wissen schwebt dir vor?«
    »Geschichte vielleicht?«
    Murie zog die Nase kraus und schüttelte den Kopf. »Igitt, Geschichte scheidet aus. Ich bringe immerzu Namen und Jahreszahlen durcheinander.«
    Emilie zog konzentriert ihre hübschen Augenbrauen zusammen. Nach einer kurzen Pause wollte sie wissen: »Was liegt dir denn, Liebes?«
    Murie spitzte die Lippen, bevor sie einräumte: »Das Schachspielen.«
    »Schach!« Emilie sprang auf. »Das ist es. Ich weiß, dass Balan Schach spielt. Bei seinem Besuch in Reynard hat er mit Reginald ein paar Partien gespielt.«
    »Gut«, bekräftigte Murie, froh, dass die Sache endlich geklärt war. Nachdem sie sich eine geschlagene Stunde lang die Köpfe zerbrochen und nichts Brauchbares gefunden hatten, machte sie sich nun unentwegt Vorwürfe, dass es eine unglaublich törichte Idee gewesen war, ihn zu einem Wissensduell herauszufordern. Aber Murie war eine sehr gute Schachspielerin. In der Vergangenheit hatte sie sich öfter mit Seiner Majestät gemessen. Sehr zu dessen Leidwesen hatte sie immer häufiger gewonnen, deshalb spielte er nicht mehr mit ihr.
    »Dann komm, wir suchen seine Lordschaft auf und machen ihm den Vorschlag«, sagte Emilie aufgeregt. »Vielleicht könnt ihr dann gleich eine Partie absolvieren.«
    Murie nickte und folgte ihr zur Tür. Kaum befanden sie sich im Gang, wurde sie zunehmend nervös.
    »Ich habe schon eine ganze Weile nicht mehr gespielt«, äußerte sie ihre Bedenken. »König Edward mag nämlich nicht mehr mit mir spielen, weil ich ihn andauernd schlage.

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