Eine Braut von stuermischer Natur
hat sie Seine Majestät gebeten, früher abreisen zu dürfen. Und da du mir diesbezüglich auch dauernd in den Ohren gelegen hast, dachte ich …« Sie stockte und biss sich auf die Lippe, dann sprudelte es aus ihr hervor: »Liebster, ich wollte dir nicht vorgreifen, aber ich habe mich so gefreut für Murie. Wenn du jedoch noch nicht abreisen möchtest, dann …«
»Nein, Liebste, gräme dich nicht«, erwiderte Reginald. Er glitt in die Kammer und schlang einen Arm um seine Gemahlin. »Ich bin froh, dass wir abreisen.«
Balan beobachtete, wie er seiner Frau einen Kuss auf die Stirn drückte, und blickte zu Murie. Sie lächelte in Richtung der Reynards, offenbar fest davon überzeugt, dass ihr Gemahl ebenfalls abreisen wollte. Zweifellos wollte er das, aber das konnte sie schließlich nicht wissen. Und obgleich er Osgoode gebeten hatte, nicht dauernd das Haar in der Suppe zu suchen, wurde Balan mulmig zumute. Es war bestimmt kein positives Zeichen, räsonierte er, dass Murie sich so wenig um seine Wünsche kümmerte und anscheinend immer das tat, was ihr gefiel.
Doch er mochte das Thema nicht übers Knie brechen, sondern schleunigst die Rückreise antreten. Sollte sie jedoch wieder so anmaßend sein und Entscheidungen über seinen Kopf hinweg treffen, würde er sie zur Rede stellen. Es ärgerte ihn zwar, aber dieses Mal würde er ihr die Eigenmächtigkeit noch durchgehen lassen.
»Wie lange brauchst du zum Packen, Murie?«, fragte er, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
»Oh, nicht lange. Die Diener sind schon fleißig dabei«, versicherte sie ihm, ehe sie leise hinzufügte: »Die Königin bekam Wind von der Sache und hat ein paar von ihren eigenen Dienstboten zur Verstärkung geschickt. Da ich nicht im Weg herumstehen wollte, beschloss ich, Emilie zu helfen.«
Murie lächelte bei ihren Ausführungen, während Balan ihren verletzten Blick auffing. Ganz offensichtlich war sie der irrigen Ansicht, die Königin hätte die Diener lediglich geschickt, um ihren Aufbruch zu beschleunigen und sie endlich loszuwerden. Balan beschloss, ihr möglichst bald die Wahrheit zu gestehen. Inzwischen leuchtete ihm ein, warum Königin Philippa ihre Zuneigung nicht offen gezeigt hatte, denn damit hatte sie dem Mädchen viel Kummer erspart. Allerdings hatte sie Murie in dem Empfinden bestärkt, ungeliebt und bei Hofe nur geduldet zu sein. Ihm war daran gelegen, dass seine Frau die wahren Beweggründe für das Verhalten der Regentin erfuhr.
»Mit so viel tatkräftiger Unterstützung sind wir in einer Stunde fertig«, schloss Murie.
»In einer Stunde?« Balan und Reginald wechselten einen verblüfften Blick.
»Dann trommele ich besser meine Männer zusammen«, entschied Lord Reynard.
Balan nickte und folgte Reginald auf den Flur. »Ich kümmere mich um Osgoode und meinen Tross.«
»Erstaunlich, dass die beiden keinerlei Kritik geäußert haben. Ich meine, weil wir scheinbar eigenmächtig gehandelt haben«, murmelte Emilie, als die Tür hinter den beiden Männern ins Schloss fiel.
Murie zuckte abschätzig mit den Achseln. »Es war ihr Wunsch abzureisen. Wir haben lediglich dafür Sorge getragen, dass er in die Tat umgesetzt wird.«
»Ja, aber sie wissen nicht, dass wir das wissen. Ihnen muss es so erscheinen, als würden wir eigenmächtig handeln und uns über ihre Wünsche hinwegsetzen.«
»Oha«, murmelte ihre Freundin. Sie hatte um die Pläne der Männer gewusst und das Ihre getan, um diese voranzutreiben. Die Krux war bloß: Die Herren der Schöpfung hatten keine Ahnung, dass Murie informiert war.
Sie seufzte gereizt, schnappte sich ein Untergewand und faltete es flink. »Verheiratet zu sein ist erheblich mühseliger, als ich dachte. Mit einem Mal wird alles zu einem schwierigen Unterfangen, und der werte Gemahl muss bei jeder noch so klitzekleinen Kleinigkeit befragt werden.«
»Was du sagst, stimmt. Aber es hat auch Vorteile.« Emilie zwinkerte ihr zu.
Murie umarmte sie kichernd und widmete sich wieder dem Packen.
In weniger als einer Stunde hatten sie fertig gepackt. Murie, die Emilie der Obhut ihrer Dienerschaft überließ, kehrte in ihre Gemächer zurück, um nach dem Rechten zu sehen. Sie war nicht überrascht, als Königin Philippa dort das Zepter schwang und höchstpersönlich die Diener herumscheuchte.
»Da bist du ja endlich, meine Liebe.« Die Regentin lächelte milde. »Ich denke, wir sind so gut wie fertig. Zumindest sind die Sachen gepackt, die du für die nächsten Wochen brauchst, bis dein
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