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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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außen hin scheinen mag«, erklärte Edward in ernstem Ton. »Sie hegt mehr Zuneigung für das Mädchen, als sie zu erkennen gibt. Verständlicherweise durfte sie dies nicht offen zeigen, denn damit hätte sie es für Murie nur schwerer gemacht. Im Beisein der Königin benahmen sich die Mädchen zwangsläufig ganz manierlich, aber sie war nicht immer zugegen, und Murie ist stolz darauf, dass sie es allein geschafft und sich gegen die Quälgeister durchgesetzt hat.« Er machte eine vielmeinende Pause, ein erhabenes Grinsen schob sich in seine Züge. »Im Übrigen ist Osgoode nicht der Einzige, der Dienstboten als Spitzel einsetzt. Glaubt mir, ich weiß über alles Bescheid, was sich bei Hofe ereignet.«
    Sein Grinsen wurde breiter, als er Balans erschrockenes Gesicht sah. »Behandelt sie gut. Ihr werdet bald bemerken, dass sie eine Seele von Mensch ist.«
    »Ich glaube, das habe ich bereits«, sagte Balan leise.
    »Dann sind wir beruhigt. Ihr könnt gehen.«
    Dieses Mal gelang es Balan, den Audienzraum zu verlassen, ohne dass Seine Majestät ihn erneut aufhielt. Draußen gesellte er sich abermals zu Osgoode und Reginald. Vor lauter Verblüffung hatte es ihm die Sprache verschlagen.
    »Und?«, fragten die beiden wie aus einem Munde.
    »Wir brechen umgehend auf«, murmelte Balan. Er lenkte sie an den Wartenden vorbei. Als sie außer Hörweite waren, schob er nach: »Das heißt, sobald alles gepackt und aufgeladen ist.«
    »War es ein schwieriges Unterfangen, ihn zu überzeugen?«, fragte Osgoode neugierig, als sie durch die Palastflure zu ihren Kammern gingen.
    »Nein. Murie hatte ihn bereits darum ersucht.«
    »Was?« Osgoode sah ihn staunend an.
    »Augenscheinlich war sie deswegen bei ihm. Sie hat sich Sorgen wegen Emilie gemacht und gedacht, wenn wir fahren, würde sich ihre Freundin ebenfalls bereit erklären, Windsor zu verlassen. Seine Majestät gab Murie bereits die Erlaubnis zu einer vorgezogenen Abreise.«
    Alles andere, was er von dem Regenten erfahren hatte, behielt er für sich. Das war Privatsache. Eines Tages, beschloss er, wollte er Murie erzählen, dass sich das Herrscherpaar von ihren Weinkrämpfen und dramatischen Szenen nie hatte täuschen lassen. Doch das ging außer ihm und seiner Liebsten niemanden etwas an.
    »Tja«, meinte Reginald gedehnt. »Murie vergöttert Emilie und macht sich recht wenig aus dem höfischen Leben. Daher überrascht es mich nicht wenig, aber …« Er räusperte sich umständlich. »Aber hätte sie das nicht vorher mit dir bereden müssen? Stattdessen ist sie schnurstracks zu König Edward gelaufen.«
    Osgoode stimmte mit einem Kopfnicken zu. »Und was ist mit ihrer Verstimmung darüber, dass du in ihrer Kammer warst und es gar kein Traum gewesen ist?«
    Belustigt schüttelte Balan den Kopf. »Du suchst unablässig das Haar in der Suppe, Osgoode. Male nicht gleich wieder den Teufel an die Wand. Es erleichtert mich über die Maßen, dass wir alles in trockenen Tüchern haben und früher als erwartet nach Gaynor zurückkehren können. Reginald, du bist sicherlich auch froh, dass du mit Emilie heimfahren kannst, nicht wahr?«
    »Ja.« Reginald grinste. »Ich glaube, es wird Zeit, dass ich ihr die Neuigkeit mitteile.«
    »Und ich werde die Dienstboten anweisen, unsere Sachen zu packen«, überlegte Osgoode laut.
    »Ja, kümmere dich darum«, bekräftigte sein Cousin. »Ich schaue in der Zwischenzeit nach, wie lange Murie noch braucht.«
    Osgoode verschwand. Balan folgte Reginald über Treppen und Wandelgänge nach oben. Unweigerlich hing er dem Gedanken nach, ob sie noch heute würden abreisen können. Er, Osgoode, Lord und Lady Reynard weilten als Gäste am Königshof und hatten wenig Gepäck mitgebracht. Murie dagegen lebte seit vielen Jahren hier und hatte gewiss einiges mehr zu packen. Und dieser Umstand konnte ihren Aufbruch erheblich verzögern.
    Vor den Gemächern der Reynards trennten sich die Männer; Balan wollte zu jenem Gemach, das er in der Nacht mit Murie geteilt hatte. Als Reginald die Tür öffnete und mehrere Frauenstimmen in den Flur drangen, blieb er stehen. Er hörte Murie.
    Balan spähte in das Zimmer und sah seine Gemahlin. Sie half Emilie und deren Zofe beim Packen.
    »Fabelhaft. Ihr seid bereits beim Packen«, rief Reginald, und die Köpfe der drei Frauen wirbelten zu ihm herum.
    »Gewiss, gewiss.« Emilie schenkte ihrem Gemahl ein strahlendes Lächeln. »Murie kann es kaum erwarten, nach Gaynor zu kommen. Sie möchte ihr neues Zuhause kennenlernen. Deshalb

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