Eine Braut von stuermischer Natur
ihr ermutigend zulächelte und winkte, entspannte sie sich ein bisschen und winkte fröhlich zurück. Ein lautes, schrilles Wiehern und Schnauben lenkte ihren Blick abrupt auf ihren Gemahl und sein Ross.
Balan hatte gerade aufgesessen, doch sein Hengst Lightning schien damit aus irgendeinem Grund nicht einverstanden zu sein und bockte. Das Tier stellte sich auf die Hinterhufe, stieg hoch, keilte aus, und sein wildes Schnauben klang schmerzgepeinigt. Muries Augen weiteten sich aus Angst um ihren Gemahl, als der Hengst unversehens losgaloppierte und blitzgeschwind im Wald verschwand.
Ohne nachzudenken drückte sie ihre Fersen in die Flanken ihrer Stute und verfolgte Lightning. Hinter ihr dröhnte lauter Hufschlag, und sie warf einen gehetzten Blick über ihre Schulter. Reginald und ein paar von ihren Leuten waren direkt hinter ihr. Sie drehte den Kopf eilig wieder nach vorn, konzentriert auf die Verfolgung ihres Gatten.
Murie ritt auf einer exzellenten Stute, ein Geschenk des Königs und der Königin zu ihrem sechzehnten Geburtstag, aber Lightning war ein Schlachtross, auf Schnelligkeit gedrillt, selbst wenn es einen schweren Ritter mit Rüstung und Waffen auf dem Rücken hatte. Balan trug heute weder Rüstung noch Schild oder Waffen; möglicherweise hatte sein Pferd ob des fehlenden Gewichts gescheut – dafür war es jetzt so schnell wie der Wind. Die junge Frau hatte wenig Hoffnung, dass sie ihn noch einholte, geschweige denn, dass sie ihrem Mann in dieser vertrackten Situation helfen konnte.
Gottlob war Reginalds Schlachtross ähnlich schnell, und sie seufzte erleichtert auf, als Lord Reynard sie überholte und zu Balan aufschloss. Ihre Miene angespannt, verfolgte Murie, wie er neben Balan ritt, ein gefährliches Manöver in den Wäldern. Beherzt sprang ihr Mann von Lightnings Rücken auf Reginalds Ross. Die beiden Männer schwankten kurz, und sie befürchtete schon, sie würden vom Pferd stürzen, doch sie fingen sich wieder, und Reginald griff rigoros in die Zügel und brachte sein Ross zum Halten. Der andere Hengst war in einen leichten Trab gefallen und kam wenig später zum Stehen, nachdem Balan nicht mehr im Sattel saß.
Murie ritt neben die beiden, ihre Augen glitten ängstlich zu ihrem Gemahl. Um Himmels willen, er hatte sich doch nichts getan, oder? Als sie sich vergewissert hatte, dass ihm nichts fehlte, schlug ihre Besorgnis in Verärgerung um.
»Ich habe ja gleich gesagt, dass du nicht auf dem Johanniskraut herumtrampeln darfst«, schimpfte sie und straffte die Zügel.
»Was?«, fragte Balan verständnislos. Er glitt von Reginalds Streitross.
»Das Johanniskraut, das du gestern zertreten hast«, erinnerte sie ihn. Reginald saß ab, bestrebt, ein braveres Pferd für Balan zu besorgen. »Schon vergessen, was ich dir dazu erzählt habe? Wenn man auf Johanniskraut tritt, geht ein Fabelpferd mit einem durch. Du musst besser aufpassen, wo du hintrittst, Balan. Du hättest tot sein können!«
»Murie«, versetzte er geduldig, »ich habe gestern auf das Johanniskraut getreten und nicht heute. Und es war kein Fabelpferd, das mit mir durchgegangen ist. Es war mein Pferd.«
»Ja, aber das Sprichwort sagt nicht, wann das Fabelpferd mit einem durchgeht und wie«, erläuterte sie ihm. »Vielleicht hat das Fabelpferd dein Ross verhext und versucht, mit dir durchzubrennen. Hätte Reginald es nicht geschafft, zu dir aufzuschließen …« Bestürzt schüttelte sie den Kopf und bettelte: »Bitte, versprich mir, dass du künftig besser aufpasst, wo du hintrittst.«
»Als wenn Lightning von einem Fabelpferd besessen gewesen wäre«, knirschte Balan. Er machte kehrt und stapfte zu Reginald, der gerade dem schweißbedeckten Tier den Sattel abnahm.
»Nein. Dein Pferd war nicht besessen«, pflichtete ihm Reginald grimmig bei. Murie sah, dass er ihrem Gemahl etwas zeigte, konnte aber nicht erkennen, was es war. »Irgendjemand hat eine Distel unter den Sattel gelegt, die sich in Lightnings Rücken gebohrt hat, sobald du sie mit deinem Gewicht belastet hast. Kein Wunder, dass der Hengst verrücktspielte.«
Sie glitt von ihrer Stute, lief zu den beiden und betrachtete die große und stachelige Distel. Stirnrunzelnd fragte sie: »Kann es nicht sein, dass das Fabelpferd die Distel dagelassen hat, weil wir denken sollten, es wäre kein Fabelpferd?«
»Murie!«, schnappte Balan.
»Was?«, fragte sie leise.
»Ich … du … Geh wieder zu deinem Pferd«, meinte er seufzend.
»Besser, du gönnst Lightning eine Pause«,
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