Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
mich liebt, Fliss, aber steht er auch noch auf mich? Manche Männer reagieren so seltsam, weißt du. Kaum hat man Kinder, hört man auf, für sie sexuell interessant zu sein. Stattdessen wird man zu einem Muttertier, von dem der Mann die Finger lässt.«
»Ich bin mir sicher, dass das nicht so ist. Ihr habt beide einen anstrengenden Beruf …«
»O ja, er macht jede Menge Überstunden, dass muss ich zugeben, und Jack ist im Moment total auf seinen Daddy fixiert. Er will, dass Niall sich ständig um ihn kümmert, wenn er zu Hause ist … Aber ich bin so frustriert, Fliss.«
»Wem sagst du das!« Ich grinse sie schief an.
»Ich weiß. Was willst du tun?«
»Oh«, ich seufze tief, »keine Ahnung. Ich will ihn sooo sehr, aber es geht nicht. Am besten ist es wohl, wenn ich erst mal gar nichts tue.«
»Ehrlich gesagt …« Sash stellt ihre Tasse ab und wirft mir einen Seitenblick zu, während ein Lächeln um ihren roten Mund spielt. »Auch ich habe dir etwas zu sagen.«
»Ach ja?« Dankbar für jede Ablenkung von meinen Sorgen reiche ich ihr noch einen Keks, ziehe die Füße unter meinen Körper und lausche. »Ich bin ganz Ohr.«
»Ich habe eine Verabredung.«
»Ehrlich?«, hauche ich fasziniert. »Mit wem?«
»Mit meinem neuen Arbeitskollegen …«
»Aber du gehst doch nicht etwa hin, oder?«
»Ich weiß nicht, Lust hätte ich schon. O Mann, und wie ich Lust habe! Er ist hinreißend, und er ist erst zweiundzwanzig.«
»Na, dann hat er seine Blüte schon hinter sich. Heißt es nicht immer, Männer sind mit neunzehn am besten?«
»Tja, in diesem Fall muss ich ihn wohl versetzen.«
»Ihn versetzen? Soll das heißen, dass du etwa schon zugesagt hast?«
Sash nickt und beißt sich vor Aufregung auf die Unterlippe. Sie sieht glücklich und schuldbewusst zugleich aus.
»Und wann?«
»Tja, das ist das Schwierige. Ich brauche einen Vorwand, um wegzukommen.« Sie unterbricht sich und stupst mich an. »Fliiiisss …«, bettelt sie.
»Ich soll dir einen Gefallen tun, was?«
»H-hm.« Sie nickt. »Kannst du mein Alibi sein?«
Ich zögere. Ich mag Niall wirklich, doch Sash ist eine meiner engsten Freundinnen.
»Bitte! Kann ich Niall sagen, dass wir zusammen was trinken gehen oder so? Ich meine, ich habe noch nicht wirklich entschieden, ob ich das Ganze durchziehe oder nicht, aber wenn ja, deckst du mich dann … Ich weiß, dass ich viel von dir verlange, schließlich verstehst du dich sehr gut mit Niall, aber du könntest es auch so sehen, dass du unserer Beziehung hilfst …«
»Ach ja, und wie willst du das begründen?«
Sie grinst.
»Na ja, wenn ich nicht bald Sex habe, bringe ich ihn wahrscheinlich um.«
Meine Rückkehr in die Schule lenkt mich ein wenig ab. Hier habe ich alles unter Kontrolle, ein seltenes Gefühl in letzter Zeit. Ein wenig deshalb, weil ich jetzt der Wahrheit ins Gesicht sehen muss, zumindest was meine Schülerinnen betrifft.
Wie heißt es so schön bei uns? Neugier ist der Katze Tod.
Hastings ist der lebende Beweis für diese Theorie. Sie hat bereits einige ihrer neun Katzenleben dafür vergeudet, ihren pelzigen Hintern an Orten auszubreiten, die sie tunlichst meiden sollte: so hat sie zum Beispiel am Waschtag in der Waschmaschine ein Nickerchen gehalten.
Doch Neugier ist durchaus nicht der Tod Fünfzehnjähriger. Sie heizt ihrer übereifrigen Vorstellungskraft ein wie vertrocknetes Moos einem Lagerfeuer. Es dauert nicht lange, bis die Neuigkeit vom spektakulären Fehlen des Eherings durchsickert. Ganz abgesehen von der ziemlich eindeutigen Tatsache, dass ich noch immer denselben Nachnamen trage wie letztes Schuljahr.
Ich sage mir wieder und wieder, dass mein zweifelhafter Ruhm von kurzer Dauer sein wird, und versuche, mich darauf zu freuen, die Sensation von gestern gewesen zu sein. Die bevorstehende Ankunft eines neuen, jungen, attraktiven, männlichen Sportlehrers lässt mich hoffen, dass dieser Tag eher früher als später kommen wird, da die Aufmerksamkeit der Mädchen sich von meinem gescheiterten Liebesleben auf sein potenzielles Liebesleben verlagert. Leider bin ich noch mit etwas anderem gescheitert. Eine weitere Konfrontation erwartet mich, ein weiteres Problem auf meiner langen Liste.
Caroline.
Ich kann nicht leugnen, dass ich sie wirklich vermisst habe. Ich habe sie beide vermisst: Davids ruhige Art und Caros durchtriebenen Sinn für Humor sowie ihre unerschütterliche Treue. Sie war immer für mich da, wenn ich sie gebraucht habe, und ich komme mir ziemlich mies
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