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Eine Braut zu Weihnachten

Eine Braut zu Weihnachten

Titel: Eine Braut zu Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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großartig amüsierte.«
    »Verstehe.« Sie musterte ihn kurz. »Bereuen Sie das?«
    »Dass ich mich großartig amüsierte?« Er grinste sie an. »Keine Sekunde lang.«
    »Ich meinte, dass Sie nie etwas Bedeutendes entdeckt haben.«
    »Das sollte ich bedauern, nicht wahr? Es wäre schön gewesen, glaube ich.« Einen Moment lang gingen sie in kameradschaftlichem Schweigen weiter. »Es war nicht meine Absicht, unentdeckte Welten zu entdecken, als ich zu reisen begann. Allerdings war es etwas, was man ein Instrument zur Entdeckung nennen könnte, was mich diesen Lebensweg einschlagen ließ.«
    »Ach?«
    Er blieb stehen und griff in seine Westentasche, aus der er einen kleinen Kompass herauszog. »Den fand ich in einer alten Truhe, als ich noch ein kleiner Junge war. Niemand in der Familie schien zu wissen, wem er einmal gehörte, aber er ist sehr alt. Ich habe ihn seither immer bei mir getragen. Er ist mein wertvollster Besitz, glaube ich.« Er hielt ihr den Taschenkompass hin, und sie nahm ihn vorsichtig. Das Metall war noch aufgeheizt von seiner Körperwärme. »Auf der Rückseite ist eine Gravur.«
    Veronica drehte das Instrument um und las die nur schwach erkennbaren Buchstaben. »In Ambitu, Gloria.« Fragend sah sie ihn an. »Ich war nie gut in Latein. Was bedeutet das?«
    »In der Suche liegt das wahre Glück.«
    »Ist das ein Familienmotto?« Sie gab ihm den Kompass zurück.
    »Nein, nur meins.« Er steckte das kleine Instrument wieder in die Westentasche. »Es passt zu mir. Dass die Reise wichtiger ist als das Ziel, meine ich.«
    »Wie tiefsinnig.« Sie dachte einen Moment lang nach. »Wenn Sie also nicht die Absicht hatten, noch Unentdecktes zu entdecken, wollten Sie mit der Wahl Ihres Berufs dann letztendlich nur Ihre Familie schockieren?«
    Seine blauen Augen funkelten vor Belustigung, als er sie ansah. »Lady Smithson, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich Sie für eine Reporterin einer dieser Zeitschriften halten, die nie den richtigen Sachverhalt darzustellen scheinen.« In gespieltem Argwohn furchte er die Stirn. »Sind Sie eine?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte sie lachend. »Aber was für eine großartige Idee!«
    »Sie stellen wirklich viele Fragen.«
    »Und Sie sind sehr geschickt darin, viele von ihnen zu umgehen.«
    »Dann bitte ich vielmals um Entschuldigung«, sagte er und verhielt für einen Moment den Schritt. »Ich will Ihren Fragen nicht ausweichen, ich habe nur einfach keine Antworten auf einige.« Er überlegte einen Moment. »Als ich begann, was bislang zugegebenermaßen ein äußerst interessantes Leben war, hatte ich kein bestimmtes Ziel im Sinn, außer vielleicht, wie Sie bemerkten, nichts von dem zu tun, was meine Familie von mir erwartete.« Er fixierte sie mit einem ernsten Blick. »Was kein bewundernswertes Ziel ist, um sein Leben darauf zu gründen.«
    »Und dennoch scheinen Sie es erstaunlich gut geschafft zu haben.«
    »Glauben Sie mir, niemand ist darüber überraschter als ich selbst.«
    Sie lachte. Er reichte ihr seinen Arm, und sie nahmen ihren Spaziergang wieder auf.
    »Die Wege im Leben, auf denen meine Familie mich gern gesehen hätte, erschienen mir alle furchtbar langweilig. Die Vorstellung, meine Tage mit irgendeiner Beschäftigung zu verbringen, die keinerlei Reiz für mich besaß, war in meinen Augen ein schlimmeres Schicksal als der Tod. Existieren statt leben. Falls das irgendeinen Sinn ergibt.«
    Sie nickte. »Zumindest hatten Sie die Wahl.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Als Mann konnten Sie tun, was Sie wollten, ob Ihre Familie damit einverstanden war oder nicht. Frauen haben diese Möglichkeit nicht.«
    »Und doch tun Sie , wie ich hörte, was Sie wollen.«
    »Aber ich bin nicht typisch für mein Geschlecht«, sagte sie lächelnd. »Ich habe das große Glück, eine sehr fortschrittlich gesinnte Familie zu haben. Außerdem war ich in finanzieller Hinsicht nie auf andere angewiesen. Nichts befreit einen mehr von der Kritik der Gesellschaft, als über die finanziellen Möglichkeiten zu verfügen, zu tun und zu lassen, was man will. Die meisten Frauen haben dieses Glück nicht.«
    »Glück sollte niemals unterschätzt werden«, bemerkte er lachend. »Ich habe gelernt, dass es für gewöhnlich besser ist, das Glück auf seiner Seite zu haben, als Geschick und Können. Oft ist es pures Glück, was einen genau zur rechten Zeit an den rechten Ort bringt. Glück ist, was einen veranlasst, sich zu bücken, um ein Steinchen aus seinem Schuh zu entfernen, und

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