Eine Braut zu Weihnachten
versucht hätte, dich zu verführen.«
»Das sollte man doch auch meinen, oder nicht?«, sagte Veronica grollend.
»Stattdessen wartet er ab.« Portia legte nachdenklich die Stirn in Falten. »Wenn ich es nicht besser wüsste …« Plötzlich riss sie die Augen auf. »Er macht dir den Hof, Veronica! Das ist es, was er tut. So absurd es auch klingen mag, mein Cousin könnte durchaus ehrliche Absichten haben!«
Veronicas Magen zog sich zusammen, und sie schüttelte den Kopf. »Das ist überhaupt nicht das, was ich im Sinn habe.«
»Nun, dann kannst du eigentlich nur eines tun.« Portia beugte sich vor und sah Veronica in die Augen.
»Portia!«, zischte Julia warnend.
»Verführ ihn, Veronica.« In Portias Augen leuchtete das Feuer der Bekehrten. »Lass nicht ihn es sein, der dich verführt.«
Julia schnappte nach Luft. »Portia!«
»Lass ihm keine Zeit zum Planen oder Handeln.« Portias Stimme klang ganz ungewohnt entschieden. »Verführe ihn sofort.«
»Ja, natürlich.« Veronica wunderte sich, dass sie nicht schon selbst darauf gekommen war. »Nur habe ich leider nach wie vor keinen Plan, wie ich das zustande bringen soll. Ich dachte, es würde sich alles ganz von selbst ergeben.«
»Oh, du brauchst auf jeden Fall einen Plan.« Portia nickte. »Ich sagte dir ja gleich zu Anfang, dass du nicht gründlich genug darüber nachgedacht hast.«
»Und du hattest völlig recht damit. Ich hätte auf dich hören sollen.«
»Vielleicht wirst du es beim nächsten Mal ja tun«, meinte Portia gönnerhaft.
Veronica zog die Augenbrauen zusammen, als sie einen Moment lang überlegte. »Vermutlich habt auch ihr keinen Plan für mich, oder?«, fragte sie dann.
Julia und Portia wechselten einen Blick.
»Meine liebe Veronica«, begann Julia bedächtig. »Trotz Portias vorübergehender Begeisterung solltest du bedenken, dass wir deinen Wunsch, Sebastians Geliebte zu werden, zwar akzeptieren mögen, dich aber in keiner Weise dazu ermutigen werden.«
»Nein, ganz sicher nicht«, sagte Portia schnell. »Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es unmoralisch ist.«
»Sebastian zu verführen war deine Idee«, erinnerte Veronica sie.
»Offensichtlich bin ich es, die von allen guten Geistern verlassen ist«, sagte Portia, als gestünde sie ein gewaltiges Verbrechen. »Ich kann nur sagen, dass ich mich von dem Wunsch mitreißen ließ, einer meiner Geschlechtsgenossinnen zu helfen, die Opposition zu schlagen. Schon allein die Tatsache, dass ich Männer – und insbesondere meinen eigenen Cousin – als Gegner, ja Feinde betrachte, zeigt, wie tief ich schon gesunken bin.« Portia stieß einen aus tiefster Seele kommenden Seufzer aus. »Anscheinend bin ich trotz meiner besten Absichten – und zu meinem grenzenlosen Schrecken – unter den Einfluss unserer lieben Veronica geraten.«
»Du meine Güte, Portia!« Ironie schwang in Julias Stimme mit. »Es ist ja nicht so, als hätte sie dich bei der Hand genommen und vom rechten Weg abgebracht.«
»So weit ist es noch nicht.« Veronica grinste ihre Freundin an. »Für dich besteht noch Hoffnung, Liebes.«
»Ja, ja, die, die sich scheinbar am wenigsten beugen …« Portia verdrehte die Augen. »Ich weiß.«
»Ein Plan …« Veronica dachte einen Moment nach. »Ich brauche immer noch einen raffinierten Plan.«
Julia zuckte mit den Schultern. »Oder du könntest einfach völlig ehrlich sein und ihm sagen, dass er es ist, was du dir zu Weihnachten wünschst.«
»Ich kann doch nicht …« Warum denn nicht? Veronica starrte Julia an. »Das klingt nach einem Plan.«
Portia stöhnte. »Ich bin froh, dass ich wenigstens nicht hier sein werde, um es mit ansehen zu müssen.«
Julia runzelte die Stirn. »Und wo wirst du sein?«
»In Italien«, sagte Portia und wedelte fröhlich mit der Hand. »Meine Tante und ich haben dort für einige Wochen eine Villa gemietet. Ich habe keine Lust, hierzubleiben und gezwungen zu sein, an einer Feier nach der anderen teilzunehmen, bei der meine Familie mir heiratslustige Herren wie Weihnachtssüßigkeiten kredenzen wird.«
Veronica sah sie mit hochgezogenen Brauen an. »Du ergreifst also die Flucht?«
»So würde ich es nicht gerade nennen, aber ja.« Portia straffte die Schultern. »Julia hat erst kürzlich geheiratet. Du weigerst dich zu heiraten, aus keinem plausiblen Grund, soweit ich sehen kann. Und obwohl ich wieder heiraten möchte, ziehe ich es doch vor, mir selbst einen Mann zu suchen, statt einen auf einem Silbertablett serviert zu
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