Eine Braut zu Weihnachten
lachte. »Das stimmt nicht ganz.«
»Wenn Sie mich bitte entschuldigen …« Sinclair bewegte sich auf die Tür zu. »… werde ich Sie Ihrem fröhlichen Familientreffen überlassen.«
»Unverfrorener Amerikaner«, murmelte Bianca.
»Englische Hexe«, flüsterte Sinclair, als er an ihr vorbeiging.
Bianca schnappte nach Luft und machte ein Gesicht, als sei sie drauf und dran, Sinclair zu folgen, um ihm draußen mit ihrer Tasche eine ordentliche Tracht Prügel zu verabreichen. Sie machte auch tatsächlich einen Schritt, aber Miranda hielt sie schnell am Arm zurück.
»Wir müssen uns um wichtigere Angelegenheiten kümmern«, sagte Miranda streng. Sie war die jüngere der beiden, da aber nur ein Jahr zwischen ihnen lag, standen sie und Bianca sich so nahe, als wären sie Zwillinge.
»Das ist richtig.« Bianca wandte sich ihrem Bruder zu. »Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Er lehnte sich mit der Hüfte an seinen Schreibtisch und sah seine Schwestern fragend an. »Was habe ich denn verbrochen?«
»Wir haben dich gesehen«, sagte Bianca anklagend.
In gespieltem Entsetzen schnappte Sebastian nach Luft. »Du meine Güte, nein, nur das nicht!«
»Dies ist nicht der richtige Moment für Spott, Sebastian«, fauchte Miranda. »Wir haben dich gestern Abend im Theater gesehen.«
»Und wir wollen wissen, was du dort mit Lady Smithson wolltest«, fügte Bianca hinzu. »Sie ist nicht eine deiner Gespielinnen.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Woher wisst ihr, wie sie heißt? Kennt ihr sie?«
»Nein, aber wir haben uns erkundigt«, gestand Bianca. »Inzwischen wissen wir eine ganze Menge über sie, und sie ist ganz und gar nicht der Typ Frau, mit dem du dich normalerweise abgibst.«
Er runzelte die Stirn. »Was soll das heißen, ihr wisst eine ganze Menge über sie? Ihr habt sie doch erst gestern Abend gesehen.«
»Meine Güte, Sebastian.« Miranda warf ihm einen herablassenden Blick zu. »Es ist schon später Nachmittag.«
»Wir wissen, dass sie verwitwet und sehr angesehen ist«, begann Bianca. »Sie verfügt über ein beträchtliches Vermögen …«
»… das von ihrem verstorbenen Ehemann und ihrer eigenen Familie stammt, soweit wir wissen«, ergänzte Miranda.
»… und besitzt ein prachtvolles Haus hier in der Stadt sowie ein Landgut«, schloss Bianca.
»Du meine Güte.« Sebastian blickte von einer Schwester zur anderen. »Ihr wart ja sehr fleißig.«
Bianca ignorierte ihn, um fortzufahren. »Und obwohl sie noch nie in einen nennenswerten Skandal verwickelt war, soweit wir das beurteilen können, ist sie bekannt dafür, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt und viele Frauenbewegungen unterstützt.«
»Was wir übrigens sehr bewundern«, sagte Miranda schnell. »Aber wir wollen wissen, warum jemand wie sie mit jemandem wie dir gesehen wurde.«
»Wie überaus schmeichelhaft von euch, darüber so schockiert zu sein«, entgegnete er milde.
»Leg uns keine Worte in den Mund«, sagte Miranda scharf. Aber dann wurde ihre Stimme sanfter. »Wir waren sogar sehr erfreut, dich mit einer Frau zu sehen, die keine …«
»… Schauspielerin, Tänzerin oder sonst jemand völlig Unpassendes ist.« Biancas Augen wurden schmal. »Lady Smithson ist sehr passend.«
Sebastian lachte. »Ja, das denke ich auch.«
Die Schwestern wechselten einen Blick.
»Sebastian.« Ein versöhnlicher Ton schwang in Biancas Stimme mit. »Sag uns, was für Absichten du bezüglich Lady Smithson hegst.«
»Seid ihr sicher, dass ihr das wissen wollt?«
Bianca runzelte die Stirn. »Warum wären wir sonst wohl hier?«
»Na schön.« Sebastian machte eine Pause, um die Dramatik des Moments noch zu erhöhen. »Ich habe die Absicht, Lady Smithson zu meiner Frau zu machen. Bis Weihnachten«, antwortete er dann feierlich.
Miranda machte große Augen. »Weihnachten ist schon in ein paar Wochen!«
»Das ist mir bewusst.«
»Du kennst die Dame doch bestimmt noch nicht sehr lange«, wandte Bianca ein.
»Wenn ich etwas sehe, was ich will, verschwende ich keine Zeit.« Er hielt kurz inne. »Wenn ich weiß, dass etwas richtig ist, zögere ich nicht.«
»Oh, wie … wie …«, begann Bianca.
»Wie überaus romantisch«, sagte Miranda seufzend.
»Und aufregend.« Bianca schenkte ihm ein widerstrebendes Lächeln.
»Freut mich, dass ihr so denkt.«
»Oh, das tun wir, Sebastian, das tun wir. Einige von uns dachten, du würdest nie heiraten.« Bianca wandte sich an ihre Schwester. »Warte nur, bis die Familie
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