Eine Braut zu Weihnachten
dritte Möglichkeit!
Sebastian nickte dem Butler zu und ignorierte das leise Schuldbewusstsein, das ihn bei dem argwöhnischen Blick des Dieners beschlich. Es gab nichts, weswegen er sich schuldig fühlen müsste. Seine Absichten waren ehrlich. Henry führte ihn eine Treppe hinauf und dann über eine offene Galerie, von der man auf einen Ballsaal hinunterblickte. Seine Schwestern hatten recht gehabt, erkannte Sebastian. Nur eine Frau mit beträchtlichem Vermögen konnte ein solch herrschaftliches Haus unterhalten. Er war nicht sicher, was er davon hielt, eine Frau zu heiraten, deren Vermögen größer war als das seine, aber er verdrängte den Gedanken schnell wieder. Auch wenn sie keinen Penny hätte, würde es nichts an seinen Plänen ändern – warum sollte es ihn dann kümmern, ob sie reicher war als er?
Der Butler führte ihn zu einer Flügeltür, klopfte an und öffnete dann beide Flügel, um ihn hineinzubitten. Sebastian betrat ein großes, mit prunkvollen mindestens aus dem vorigen Jahrhundert stammenden Möbeln ausgestattetes Wohnzimmer. Französisch anscheinend, aber er war sich nicht sicher. Der Raum zeugte von Qualität und Luxus, war aber nicht zu feminin. Veronica ruhte auf einer Chaiselongue, mit einem seiner Bücher in der Hand und einem halb geleerten Brandyglas auf einem Beistelltischchen.
Sie schaute nicht auf, als er eintrat.
Ihr kupferfarbenes Kleid war einem mit Rüschen besetzten, seidenen Gebilde gewichen, das die femininen Rundungen ihres Körpers streichelte wie die Hand eines Geliebten. Keine unangemessene Stelle ihrer hellen Haut war offenbart; tatsächlich war das, was sie jetzt anhatte, sogar weniger freizügig als das Kleid, das sie zu dem Bankett getragen hatte. Und dennoch war es das aufreizendste Kleidungsstück, das Sebastian je gesehen hatte, und es dauerte keine zwei Sekunden, bis er einen trockenen Mund bekam.
Veronica blätterte ruhig eine Seite um.
Sebastian räusperte sich.
»Ich war nicht sicher, ob Sie kommen würden«, sagte sie kühl.
Sebastian lachte ein wenig unsicher. »Ich auch nicht.«
Sie hob den Kopf und erwiderte seinen Blick. »Wieso nicht?«
»Nun ja, es erschien mir nicht gerade …« Er hielt inne, um nach dem richtigen Wort zu suchen.
»Herrgott noch mal, Sebastian, wenn Sie jetzt ›schicklich‹ sagen, werfe ich Ihnen Ihr Buch an den Kopf!« Ihre Augen wurden schmal. »Und ich bin sehr zielgenau.«
»Das bezweifle ich nicht«, erwiderte er leise lachend.
»Ich beginne allmählich zu glauben, dass Sie mich belogen haben.« Sie setzte sich auf und schwang anmutig die Beine über den Rand der Chaiselongue, wobei Sebastian einen kurzen Blick auf einen anmutig verdrehten Knöchel werfen konnte.
Er schluckte mühsam und trat einen Schritt auf Veronica zu. »Das würde ich nie tun.«
»Als wir uns kennenlernten, sagten Sie, Sie machten sich keine Gedanken um Anstand oder Sitte.« Sie klappte das Buch zu. »Aber mir scheint, dass Sie sich sogar viel zu sehr um diese Dinge sorgen.«
»Ich glaube nicht, dass ich mich dafür entschuldigen sollte.«
»Ich erwarte auch keine Entschuldigung.« Ihre Stimme wurde weicher. »Aber ich hätte gern eine Erklärung.«
»Eine Erklärung? Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine habe.« Er zog einen Stuhl an die Chaiselongue heran und setzte sich. »Sie, Veronica Smithson, sind die faszinierendste und bemerkenswerteste Frau, der ich je begegnet bin«, begann er.
»Bin ich das?« Sie lächelte ein wenig widerstrebend.
»Und Sie sind etwas Besonderes.«
»Etwas Besonderes?«
Er nickte. »Ja. Und deshalb verdienen Sie etwas Besseres.«
»Etwas Besseres als was?«, fragte sie bedächtig.
»Als mein übliches Verhalten.« Der entschiedene Ton seiner eigenen Stimme bestärkte ihn in seiner Entschlossenheit. Das hier war viel schwieriger, als er es sich vorgestellt hatte, wenn er bedachte, wo sie waren, wie sie bekleidet war und wie sehr er sie schon fast vom ersten Moment an, als sie sich begegnet waren, begehrte.
Sie erwiderte seinen Blick in überraschtem Schweigen.
»Veronica?«
Sie stand auf, und auch er erhob sich und blieb höflich stehen, während sie das Zimmer durchquerte, ein Glas Brandy einschenkte und zurückkam, um es ihm zu geben. »Wie meinten Sie das, ich sei etwas Besonderes?«
»Ich meinte …« Hilflos schüttelte er den Kopf. »Ich meinte, dass Sie … nun ja, sehr ungewöhnlich sind.«
»Meinen Sie ungewöhnlich im Sinne von ungewöhnlich intelligent, ungewöhnlich hübsch oder
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