Eine Braut zu Weihnachten
ungewöhnlich wortgewandt?« Sie runzelte die Stirn. »Oder meinten Sie mit ungewöhnlich, dass ich sonderbar bin und Ihnen vielleicht sogar ein bisschen verrückt erscheine?«
»Oh nein, ich …«
»Meine Großmutter hat eine Freundin, die sich gelegentlich nicht erinnern kann, wo sie ihren Hut, ihre Handschuhe oder auch ihr Haus gelassen hat. Großmutter sagt, sie sei schon immer besonders gewesen.«
Sebastian lachte.
»Das ist nicht lustig.« Trotzdem zuckte es um ihre Mundwinkel. »Die Arme wird von Tag zu Tag noch besonderer . Meine Großmutter hat auch besondere Momente, obwohl ich schon immer vermutet habe, dass ihr Alter nur eine sehr praktische Erklärung dafür ist, dass sie sagt und tut, was sie will. Was allerdings nicht heißen soll, dass sie je gezögert hätte, es zu tun, egal, wie alt sie war. Aber Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, Sebastian.«
»Ich meinte alles«, sagte er. »Nicht, dass Sie besonders sind wie Ihre Großmutter oder deren Freundin«, fügte er schnell hinzu. »Aber alles andere.«
»Aha.« Sie nahm ihr Glas und trank einen Schluck. »Es könnte gut sein, dass dies das Netteste ist, was mir je jemand gesagt hat.«
»Dann bin ich froh, dass ich es war, der es sagte.« Es lief doch alles besser, als er erwartet hatte.
»Sind Sie so charmant, weil Sie so lange brauchten, um hierherzukommen, dass ich schon dachte, Sie kämen überhaupt nicht mehr? Und versuchen jetzt, mich versöhnlicher zu stimmen?«
»Auf jeden Fall – falls es etwas nützt.« Er grinste sie kurz an, um gleich darauf wieder ernst zu werden. »Aber alles, was ich gesagt habe, war von mir völlig ernst gemeint.«
»Das weiß ich, Sebastian. Deswegen ist es ja auch so charmant.« Sie trank einen weiteren Schluck von ihrem Brandy und stellte das Glas auf den Beistelltisch zurück. »Und ich muss zugeben, dass ich Sie auch sehr bemerkenswert finde.« Sie trat auf ihn zu.
Sebastian widerstand dem Impuls zurückzutreten. »Aber vergessen wir nicht das liebenswert . Sie haben mich heute Abend auch als liebenswert bezeichnet.«
»Liebenswert, charmant und bemerkenswert. Buchstäblich perfekt.« Sie streckte die Hand aus und strich mit dem Zeigefinger über sein Revers. »Wie ertragen Sie nur den Druck, so perfekt zu sein?«
»Es ist nicht leicht«, gab er mit einem schwachen Lächeln zu. Was hatte sie vor? Er trank einen großen Schluck von seinem Brandy – was jedoch gar nicht einfach war, so dicht, wie sie jetzt vor ihm stand.
Wortlos nahm sie ihm das Glas ab und stellte es auf den Beistelltisch.
Er starrte sie betroffen an. Gott, was für ein Narr er war. Das war ihr Plan! Sie würde ihn verführen! Es sei denn …
»Wird Ihre Tante uns nicht noch Gesellschaft leisten?«
»Meine Güte, Sebastian«, sagte Veronica, während sie seine Halsbinde löste. »Sie sind aber abenteuerlustig. Nur würden weder ich noch meine Tante jemals in Betracht ziehen …«
»Veronica!« Er schnappte empört nach Luft. »So etwas würde ich niemals auch nur andeuten!«
»Aber das weiß ich doch, mein Lieber.« Sie zog ihm den Binder vom Hals und schaute ihm in die Augen. »Und auch das ist ausgesprochen liebenswert.«
»Hören Sie auf, das zu sagen!« Er wurde scharf. »Machen Sie sich keine Sorgen, dass Ihre Tante jeden Moment hereinkommen könnte?«
»Ich bin keine achtzehnjährige Jungfrau, Sebastian, die einen Anstandswauwau braucht. Außerdem ist Tante Lotte gar nicht hier«, erklärte sie, während sie achtlos seine Krawatte fallen ließ.
»Und wo ist sie?«, fragte er mit Argwohn in der Stimme.
»Oh, zu Hause, denke ich.« Veronica öffnete seinen Kragen. »Bei meinem Vater.«
»Sie lebt nicht hier bei Ihnen?«
»Nein.« Der gestärkte Kragen folgte der Halsbinde.
Sebastian trat zurück. »Was tun Sie da?«
Sie warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Man sollte meinen, das wäre offensichtlich.«
»Ja, aber …«
»Sebastian«, unterbrach sie ihn gereizt. »Schauen Sie mir in die Augen und sagen Sie mir, dass Sie es nicht ebenso sehr wollen wie ich. Und falls Sie es nicht wollen, werde ich sogar Ihre Krawatte aufheben, bevor ich Sie hinauswerfen lasse.«
Er stöhnte auf. »Verflucht noch mal, Veronica!«
»Gut. Ich werde das als zustimmende Antwort werten.« Sie trat noch näher, griff nach seinem Kopf und presste ihre Lippen auf die seinen.
Sebastian wusste nicht, wie lange er sich noch gegen sie und sich selbst wehren konnte. Jede Sekunde, die ihre Lippen die seinen berührten, entkräftete
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