Eine Braut zu Weihnachten
unterhaltsam.« Dann zögerte sie und atmete tief ein. »Es gibt etwas, was ich Sie gerne fragen würde.«
»Sie können mich fragen, was Sie wollen.«
»Haben Sie …«
»Sir Sebastian?«, fiel Lord Chutley, ein beleibter älterer Herr, der ihm gegenübersaß, Veronica ins Wort. »Pardon, ich wollte Sie nicht unterbrechen«, sagte er mit einem entschuldigenden Blick zu ihr. »Aber ich hoffe, Sie können eine Streitfrage für uns klären, Sir Sebastian.«
Sebastian unterdrückte seine Verärgerung und setzte eine zuvorkommende Miene auf. »Wie kann ich helfen?«
»Wir scheinen an einem toten Punkt angelangt zu sein …«
»Verzeihung, Lord Chutley«, warf Veronica freundlich ein, »aber da Sie uns tatsächlich unterbrochen haben, werden Sie mir verzeihen, denke ich. Sir Sebastian und ich waren in ein Gespräch vertieft, das ich liebend gern zu Ende führen würde. Wenn Sie also so freundlich wären, uns noch einen Moment zu erlauben …« Veronica warf ihm die Art von Blick zu, der jeden Mann, der noch nicht völlig blind war, dazu bringen würde, in alles einzuwilligen, worum sie bat.
»Aber selbstverständlich.« Der ältere Gentleman starrte sie mit einem Blick in seinen Augen an, in dem teils Verehrung und teils pure Wollust lag. »Ich bitte um Verzeihung. Das war sehr rücksichtslos von mir. Bitte nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen.«
»Vielen Dank, Sir.« Sie bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln, und Sebastian wäre jede Wette eingegangen, dass der Mann in diesem Augenblick für sie durchs Feuer gehen würde. Und wer auch nicht? Das kupferfarbene Kleid, das sie trug, ließ den Eindruck entstehen, als loderten kleine rote Flammen in ihren braunen Augen auf. Diese Frau war eine Vision … Und sie gehörte ihm.
Sebastian lachte leise und wandte sich ihr zu. »Danke.«
»Ich habe Sie nur für den Moment gerettet.« Ihre braunen Augen funkelten vor Belustigung.
»Sie wollten mich vorhin etwas fragen.«
»Ja, das wollte ich.« Sie beugte sich mit verschwörerischer Miene zu ihm. »Ich wüsste gern, ob Sie vorhaben, mich heute Abend zu verführen.«
Sebastian verschluckte sich.
Sie schaute ihn aus großen Augen an. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Bestens. Danke.«
»Nun?«
Er wählte seine Worte mit Bedacht. »Eigentlich wollte ich Sie vorher küssen.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe Sie bereits geküsst. Das müsste doch genügen.«
»Tut es aber nicht.« Obwohl sie leise sprachen, konnte Veronica die Entrüstung in Sebastians Stimme hören. » Ich möchte Sie küssen. Sehr lange und sehr gründlich.«
»Ausgezeichnet.« Sie strahlte ihn an. »Und da Küssen oft Hand in Hand mit Verführung geht, darf ich vielleicht beides vorschlagen?«
Sebastian starrte sie nur sprachlos an.
»Nun?«
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. »Haben Sie den Verstand verloren, Veronica?«
»Noch nicht ganz.« Ihr Blick glitt zu seinen Lippen und wieder zurück zu seinen Augen. »Nun sagen Sie schon, Sebastian: Werden Sie mich heute Abend nun verführen oder nicht?«
»Großer Gott, Veronica, wir sind hier im Explorers Club! « Er antwortete, ohne zu überlegen, und stöhnte innerlich. Er hörte sich schon wie sein älterer Bruder an. Oder wie sein Vater.
»Sprechen Sie leiser! Wissen Sie, wie spießig Sie sich anhören?« Aber dann lächelte sie. »Aber irgendwie ist das sehr liebenswert. Und seltsam aufregend … Aber natürlich meinte ich nicht hier im Club, Sebastian. Wie absurd! Obwohl …« Jetzt sprang ihr der Schalk buchstäblich aus den Augen, »auch das so etwas wie ein Abenteuer wäre.«
»Veronica!«
»Möchten Sie wissen, warum ich Ihr Verhalten liebenswert finde?«
Er hatte keine Ahnung, was er darauf erwidern sollte. »Wahrscheinlich eher nicht, aber tun Sie sich keinen Zwang an.«
»Weil Sie sich solche Mühe geben.« Etwas, was zumindest Zuneigung verriet, leuchtete in ihren Augen auf. »Und weil Sie viel zu korrekt für einen Mann von Ihrem Ruf sind.«
Weil man sich der Frau gegenüber, die man heiraten will, anständig verhält! »Ich …«
»Daher ist der Gedanke gar nicht so weit hergeholt – und Portia stimmt mir darin übrigens zu –, dass Sie irgendeinen Plan verfolgen.«
»Na ja, wenn Portia zustimmt …«, spöttelte er.
»Und obwohl man sich natürlich fragt, zu welchem Zweck, spielt das im Grunde keine Rolle«, setzte Veronica unbeirrt hinzu und zuckte mit den Schultern. »Weil ich nämlich auch einen Plan habe.«
Sebastian schluckte.
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