Eine Braut zu Weihnachten
an.«
»Genau.«
»Nichts von dem, was geschehen ist, bevor ich Ihnen begegnete, geht mich etwas an. Und ich werde Ihnen nie wieder Fragen stellen nach … nach …«
»Liebhabern?«, half sie ihm freundlich lächelnd auf die Sprünge. Das Ganze wäre nicht halb so lustig, wenn sie tatsächlich Liebhaber gehabt hätte. Da es jedoch nicht so war, fand sie dieses Thema ausgesprochen amüsant.
»Ja.« Er nickte. »Ihre Vergangenheit ist Ihre Sache. Wie die meine meine ist.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Dann darf ich Ihnen also keine Fragen über Ihre amourösen Abenteuer stellen?«
»Auf keinen Fall«, sagte er streng.
»Sie brauchen gar nicht so empört zu sein.«
»Ich bin aber empört«, gab er stirnrunzelnd zurück. »Ich würde nie mit jemand anders über eine Frau sprechen.«
»Nun, ich glaube nicht, dass ich nach Namen fragen würde. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie an all den exotischen Orten, an denen Sie gewesen sind, keine gleichermaßen exotischen Abenteuer amouröser Natur hatten, die Sie in Ihren Büchern nicht erwähnten. Mit chinesischen Prinzessinnen, arabischen Tanzmädchen oder den Töchtern von Stammeshäuptlingen.«
»Ehefrauen«, raunte er.
»Was?«
Seine Augen weiteten sich, als sei ihm nicht bewusst gewesen, dass er laut gesprochen hatte. »Ach, nur so ein Gedanke.«
»Erzählen Sie mir, was Sie dachten.«
Er zögerte ziemlich lange, als sei er sich nicht sicher, ob es klug war, es zu tun, aber dann stieß er einen resignierten Seufzer aus. »Es gibt Stämme in verschiedenen Teilen der Welt, deren Häuptlinge ihren Gästen eine ihrer Ehefrauen anbieten. Es ist ein Zeichen der Gastfreundschaft«, fügte er schnell hinzu, als machte es das akzeptabel.
»Wie überaus großzügig von ihnen«, bemerkte Veronica mit einem unschuldigen Lächeln.
»Es ist eine anerkannte – nein, zwingende – Praxis in diesen Gesellschaften«, sagte er entschieden.
»Natürlich.«
»Und es gilt als extrem beleidigend, ein solches Angebot zurückzuweisen.«
»Zweifellos.«
»Ich kenne diesen Blick.« Seine Augen wurden schmal. »Was denken Sie, Veronica?«
»Ich finde, es ist schade, dass Sie in Ihren Büchern nichts davon erwähnt haben.« Sie senkte verschwörerisch die Stimme. »Es würde die Verkaufszahlen mit Sicherheit erhöhen, wissen Sie.«
Er lächelte matt.
»Und ich denke auch, es ist ein Glück, dass wir solche Gebräuche hier nicht haben.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie höflich die Gesellschaft von, ach, sagen wir mal, Lady Chutley für den Abend akzeptieren würden – die mindestens so korpulent ist wie ihr Ehemann, aber eine solch reizende Frau, dass man ihren Schnurrbart kaum bemerkt.«
Er lachte leise und nippte an seinem Brandy. »Nicht freiwillig.«
»Und ich denke auch, dass ich sehr gern noch mehr über die amourösen Abenteuer von Sir Sebastian Hadley-Attwater erfahren würde. Ich möchte wetten, dass ich sie sehr faszinierend finden würde.«
»Sie sind eine besondere Frau, Veronica.«
»Ja, das bin ich. Außerdem kann man ja nie wissen …« Sie schaute ihm tief in die Augen, als sie ihm das Glas aus der Hand nahm, einen großen Schluck von seinem Brandy trank und ihm das Glas zurückgab. Ihr Blick wich noch immer nicht von seinem. »Vielleicht würde ich ja sogar etwas Lehrreiches erfahren.«
»Ja, aber …« Er leerte sein Glas und trat zurück. »Das wäre äußerst unpassend, Veronica.«
»Dass Sie mir von Ihren amourösen Erlebnissen erzählen, oder dass ich etwas daraus lerne?«
»Beides.«
»Sehen Sie, jetzt fangen Sie schon wieder an, so engstirnig zu sein.«
»Ich weiß.« Er schüttelte den Kopf. »Anscheinend bewirken Sie das.«
»Wie reizend«, erwiderte sie mit einem mutwilligen Grinsen.
»Trotzdem«, sagte er entschieden, »habe ich nicht die Absicht, Ihnen von meinen intimen Begegnungen zu erzählen.«
»Warum nicht?« Sie trat näher. »Ich fand schon immer, dass man sich keine Gelegenheit entgehen lassen sollte, etwas Interessantes dazuzulernen.«
»Ich bezweifle, dass Sie irgendetwas daraus lernen könnten.« Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zu dem kleinen Beistelltisch, um sich Brandy nachzuschenken. »Und Sie haben das Thema gewechselt.«
»Hab ich das?«
»Das wissen Sie selbst. Wie ich bereits sagte, ich habe lange über unsere Unterredung nachgedacht.« Er kam wieder zu ihr zurück. »Und ich habe einen Entschluss gefasst.« Sein beiläufiger Ton schien jedoch anzudeuten,
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