Eine Braut zu Weihnachten
Hals.«
»Oh, ich glaube nicht …«
»Oh nein, Veronica, ich finde es sehr klug von Ihnen, diesen Weg zu wählen. Sich über alle Anstandsregeln hinwegzusetzen und zu tun und zu lassen, was Sie wollen. Ich finde es bewundernswert, trotz der skandalösen Natur von alledem, und sehr, sehr mutig.«
»Wirklich?«, fragte Veronica mit einem argwöhnischen Unterton.
»Aber ja.« Bianca nickte. »Sie sind der Kapitän Ihres eigenen Schiffs, Veronica, und befahren die Meere Ihres Lebens. Allein und unabhängig. Sie treffen Ihre eigenen Entscheidungen und sind niemand anders gegenüber verantwortlich als sich selbst. Sie sagen, was Sie denken, und Sie tun, was Ihnen gefällt. Sie sind nicht für den Rest Ihres Lebens an einen Mann gefesselt, falls nicht alles so verläuft, wie Sie es erwarten. Sie begegnen der Welt zu Ihren eigenen Bedingungen und ohne jemanden, der Sie enttäuschen oder im Stich lassen kann. Ich bin nicht annähernd so tapfer. Du liebe Güte, es ist nahezu perfekt, wie Sie leben, Veronica. Wenn Sie wüssten, wie sehr ich Sie beneide!«
»Danke«, sagte Veronica mit einem schwachen Lächeln.
Denn trotz Biancas bewundernder Worte hörte sich Veronicas Leben nicht im Mindesten perfekt an, sondern arg egoistisch und ziemlich einsam. Alles, was Bianca gesagt hatte, entsprach der Wahrheit, aber Veronica hatte es noch nie so ausgedrückt gehört. Sie hatte unabhängig noch nie mit allein gleichgesetzt. Und so sehr sie ihre Unabhängigkeit auch schätzte, fragte sie sich, ob sie wirklich den Rest ihres Lebens allein verbringen wollte.
»Apropos kein Blatt vor den Mund nehmen«, nahm Bianca den Faden wieder auf. »Gestern Abend haben wir doch über die Zulassung von Frauen zu diesem albernen Club von Sebastian gesprochen.« Bianca lachte. »Ich liebe den Ausdruck in seinem Gesicht, wenn er mit Ihnen debattiert. Und ich würde liebend gerne Ihre Tante kennenlernen. Aber ich habe mich auch gefragt, wie wohl Ihre Ansichten über …«
Bianca plauderte munter weiter, für den ganzen Rest des Weges. Veronica gab ihr die passenden Antworten, aber ihre Gedanken waren weit weg, weg von ihren politischen Anschauungen oder ihren Ansichten zu der neuesten Pariser Mode. Die Ankunft seiner Schwestern ließ ihre Position in einem völlig neuen Licht erscheinen, das ihr sehr zu denken gab. In einem Licht, von dem sie nicht sicher war, dass es ihr gefiel.
Es war früher Nachmittag, als sie nach Greyville Hall zurückkehrten. Am oberen Ende der Auffahrt konnten sie Kutschen vor dem Haus stehen sehen, die entladen wurden, und mehrere Erwachsene und vier kleine ausgelassene Kinder. Selbst aus der Entfernung wirkte das Ganze wie kaum kontrolliertes Chaos.
»Mir scheint, dass Sie und Miranda nicht die einzigen unerwarteten Gäste sind«, bemerkte Veronica mit einem müden Lächeln.
»Ja, aber wer kann das sein?« Bianca beäugte die Szene, und plötzlich strahlte sie. »Oh, das sind Diana und ihre Familie! Und nach der Menge ihres Gepäcks zu urteilen, würde ich sagen, dass sie vorhaben, über Weihnachten zu bleiben. Wie wundervoll!«
»Oh ja«, murmelte Veronica. So viel also zu Ruhe und Frieden auf dem Land.
»Ich hoffe nur, es stört Sie nicht. Ich weiß, dass Sie allein sein wollten, Sebastian und Sie, aber …« Sie zuckte hilflos mit den Schultern. »Wir haben Sebastian nicht mehr an Weihnachten bei uns gehabt, seit er mit seinen Reisen begann. Ich fürchte, wir sind alle viel zu aufgeregt, ihn wiederzuhaben, um Abstand von ihm zu halten. Wir haben übrigens Schmuck für den Christbaum mitgebracht. Sie werden doch einen Baum haben, oder?«
»Es wäre kein Weihnachten ohne einen.« Die Wahrheit war, dass der Weihnachtsbaum in Veronicas Familie immer mehr ein modisches Accessoire statt eines festlichen Symbols gewesen war. Zu ihrer eigenen Überraschung merkte sie, dass sie sich auf etwas Stimmungsvolleres freute.
»Und ein Haus wie dieses schreit ja geradezu danach, zu Weihnachten gefüllt zu werden.«
Veronica betrachtete den imposanten Backsteinbau, die Kinder, die ins Haus gescheucht wurden, und lächelte. »Das tut es wirklich, nicht?«
»Sie werden Diana mögen.« Bianca hakte sich bei Veronica unter, als sie die Auffahrt hinaufgingen. »Sie ist Ihnen sehr ähnlich darin, dass auch sie nie zögert zu sagen, was sie denkt. Oh, aber ich sollte Sie vielleicht warnen …«
»Wovor?«
»Trotz allem, was Portia Ihnen darüber erzählt haben mag, dass dies eine ziemlich korrekte Familie ist, sind wir sehr
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