Eine Braut zu Weihnachten
schreiben?«, wollte Bianca wissen.
»Was weiß ich«, fauchte er. »Mir wird schon etwas einfallen.« Er warf ihr einen drohenden Blick zu. »Ihr beide könntet euch ja auch etwas ausdenken, da ihr es wart, die all das veranlasst haben.«
Miranda schüttelte den Kopf. »Du hast gesagt, bis Weihnachten wärst du verheiratet.«
»Verdammt noch mal, ich weiß, was ich gesagt habe!« Er nahm seine nervöse Wanderung wieder auf und versuchte, sich irgendetwas einfallen zu lassen. »Ich weiß!« Verzweiflung schwang in seinem Ton mit. »Ein paar Meilen von hier gibt es auf dem Weg nach London eine Brücke. Wir könnten … sie einreißen. Ja, das ist gut. Oder besser noch – wir sprengen sie!«
Miranda starrte ihn an. »Hast du irgendetwas, womit du eine Brücke sprengen könntest?«
»Keine Ahnung«, erwiderte er scharf. »Aber im Moment könnte ich sie mit bloßen Händen einreißen, glaube ich. Aber dann …« Er knirschte mit den Zähnen. »Dann würdet ihr beide hier festsitzen.«
»Beruhige dich, Bruderherz«, sagte Bianca. »So schlimm ist es nun auch wieder nicht.«
»Ist es nicht?«, fragte er mit zusammengekniffenen Augen.
Miranda starrte ihre Schwester an. »Ist es nicht?«
»Du liebe Güte, nein.« Bianca zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls nicht, was die Hadley-Attwater-Weihnachten anbelangt.«
»Dann erklärt mir doch bitte mal«, Sebastian hatte sichtlich Mühe, nicht die Kontrolle zu verlieren, »wieso die unmittelbar bevorstehende Ankunft meiner überaus honorigen Familie, die erwartet, eine Ehefrau kennenzulernen, während ich nur eine Geliebte habe, keine vollendete Katastrophe ist?«
Bianca zuckte mit den Schultern. »Es wird auf jeden Fall nicht so schlimm sein wie in dem Jahr, als der Baum Feuer fing und fast der ganze Ostflügel von Abbey abbrannte. Oder wie in dem Jahr, als Vater Mutter Smaragdohrringe schenken wollte und einer der Hunde einen der Ohrringe fraß.«
Miranda verzog das Gesicht. »Ja, ich erinnere mich. Das war wirklich schrecklich.«
»Wir mussten diesem Hund zwei Tage ständig hinterherlaufen, bevor wir endlich den Ohrring zurückbekamen«, murmelte Sebastian.
»Oder wie in dem Jahr, als Großtante Mariah beim Abendessen starb und keiner es bemerkte, bis uns auffiel, dass sie uns nicht in den Salon begleitete.«
Miranda seufzte. »Sie nickte immer ein beim Abendessen, Gott hab sie selig.«
»Oder wie in dem Jahr, als du, Richard, Adrian und Hugh auf die Idee kamt, als besondere Überraschung für Mutter Die Zwölf Weihnachtstage aufzuführen.« Bianca sah ihren Bruder schmunzelnd an. »Daran erinnerst du dich doch wohl noch?«
»Möglich, dass ich …«
»Ich erinnere mich«, unterbrach Miranda. »Ihr vier hattet beschlossen, all die Geschenke aus dem Lied zusammenzusammeln und mit denen anzufangen, die am leichtesten aufzutreiben waren. Das waren Schwäne und Gänse, glaube ich.«
»Und Hühner«, murmelte er.
»Wer hätte gedacht, dass Schwäne, Gänse und Hühner, die sich immer so gut benommen hatten, keine Lust hätten, drinnen in einem Haus zu sein?« Bianca lächelte verschmitzt. »Ich erinnere mich noch sehr gut, wie wir ihnen durch sämtliche Räume nachjagten.«
Miranda nickte. »Und jahrelang noch Federn an den sonderbarsten Orten fanden. Vater war schrecklich wütend gewesen.«
»Trotzdem …« Sebastian verdrängte die Erinnerung an die fatalen Folgen dieser speziellen Weihnachtsüberraschung. »All das verblasst im Vergleich zu der heutigen.«
»Großtante Mariah wäre anderer Meinung«, murmelte Miranda.
»Du bist doch ein kluger Mann, Sebastian«, begann Bianca und musterte ihn einen langen Moment. »Wieso siehst du nicht, dass du die Lösung direkt vor deinen Augen hast.«
»Du hast recht.« Er schnaubte resigniert. »Es gibt keinen anderen Ausweg. Ich kann nur eins tun. Ich werde Veronica beichten müssen, dass ich euch glauben machte, wir würden inzwischen verheiratet sein, weil ich ja nicht ahnen konnte, dass sie mir einen Korb geben würde.«
»Ich wusste ja, dass es seine Schuld war«, sagte Miranda zu ihrer Schwester.
»Und dann werde ich dem Rest der Familie gestehen, dass ich nicht so respektabel bin, wie ich zu erscheinen versuche, da ich nur eine Geliebte habe statt einer Ehefrau.«
Miranda warf ihm ein mitfühlendes Lächeln zu. »Ehrlichkeit währt am längsten.«
»Sei nicht albern!«, schimpfte Bianca. »Ehrlichkeit muss in einer Situation wie dieser um jeden Preis vermieden werden.«
Sebastian kniff die Augen
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