Eine dunkle Geschichte (German Edition)
sein. Ihre Teilnahme verwickelte das Haus Condé, dem sie sich verschrieben hatten, in das Komplott. Es lag Talleyrand und Fouché daran, in diesen sehr dunklen Winkel der Verschwörung von 1803 hineinzuleuchten. Diese Erwägungen stellte Fouché rasch und scharfblickend an. Aber zwischen ihm, Talleyrand und Malin gab es Bande, die ihn zur größten Umsicht nötigten und in ihm den Wunsch erweckten, das Innere des Schlosses von Gondreville genau kennenzulernen. Corentin war Fouché rückhaltlos ergeben, wie Herr von Besnardière dem Fürsten von Talleyrand, wie Gentz Herrn von Metternich, Dundas Pitt, Duroc Napoleon und Chavigny dem Kardinal von Richelieu. Corentin war nicht der Ratgeber dieses Ministers, sondern seine Kreatur, der feierliche Tristan dieses Ludwig XV. im kleinen; und so hatte Fouché ihn denn naturgemäß im Polizeiministerium gelassen, um ein Auge und einen Arm dort zu behalten. Dieser Bursche sollte, wie man sagte, zu Fouche in einer jener verwandtschaftlichen Beziehung stehen, die man nicht eingesteht; denn so oft er ihn in Tätigkeit setzte, belohnte er ihn überreich. Corentin hatte Peyrade, den alten Schüler des letzten Polizeiobersten, zum Freunde gewonnen; trotzdem hatte er Geheimnisse vor Peyrade. Corentin erhielt von Fouché Befehl, das Schloß von Gondreville auszukundschaften, sich dessen Anlage einzuprägen und seine geringsten Verstecke zu rekognoszieren.
»Wir werden vielleicht dorthin zurückkehren müssen«, sagte der Exminister zu ihm, genau wie Napoleon zu seinen Leutnants sagte, sie sollten sich das Schlachtfeld von Austerlitz genau so weit ansehen, wie er zurückzugehen beabsichtigte.
Corentin sollte auch auf Malins Benehmen achten, seinen Einfluß in der Gegend feststellen, die von ihm benutzten Leute beobachten. Fouché hielt die Anwesenheit der Simeuses in der Gegend für gewiß. Durch geschicktes Ausspionieren dieser beiden beim Prinzen Condé beliebten Offiziere konnten Peyrade und Corentin wertvolle Aufschlüsse über die Verzweigungen des Komplotts jenseits des Rheines erlangen. Jedenfalls erhielt Corentin die erforderlichen Mittel, Befehle und Leute, um Cinq-Cygne zu umstellen und das Land vom Walde von Nodesme bis nach Paris auszuspionieren. Fouché empfahl größte Umsicht und erlaubte eine Haussuchung in Cinq-Cygne nur für den Fall, daß Malin positive Auskünfte gab. Schließlich machte er Corentin, damit dieser Bescheid wußte, mit der unerklärlichen Persönlichkeit Michus bekannt, der seit drei Jahren überwacht wurde. Corentin kam auf den gleichen Gedanken wie sein Vorgesetzter: »Malin kennt die Verschwörung! ... Aber wer weiß,« sagte er sich, »ob Fouché nicht auch daran beteiligt ist.« Corentin, der vor Malin nach Troyes gereist war, hatte sich mit dem Kommandeur der Gendarmerie verständigt und die gescheitesten Leute ausgesucht, denen er einen geschickten Hauptmann zum Führer gab. Diesem bezeichnete er das Schloß von Gondreville als Treffpunkt und befahl ihm, bei Nacht eine Abteilung von zwölf Mann nach vier verschiedenen Punkten des Tales von Cinq-Cygne zu schicken, aber mit hinreichenden Abständen, um kein Aufsehen zu erregen. Diese vier Trupps sollten ein Viereck bilden und konzentrisch auf das Schloß Cinq-Cygne vorgehen. Da Malin ihn während seiner Besprechung mit Grévin im Schlosse allein ließ, konnte Corentin einen Teil seines Auftrags ausführen. Nach seiner Rückkehr aus dem Park hatte der Staatsrat Corentin so bestimmt gesagt, daß die Simeuses und Hauteserres in der Gegend seien, daß die beiden Agenten den Hauptmann losschickten, aber zum Glück für die Edelleute ritt dieser auf der Allee durch den Wald, während Michu seinen Spion Violette betrunken machte. Der Staatsrat hatte Peyrade und Corentin zunächst erklärt, welcher Falle er entgangen war. Nun erzählten die beiden Pariser ihm den Zwischenfall mit der Büchse, und Grévin sandte Violette aus, um ein paar Aufklärungen darüber zu erhalten, was im Pavillon vorging. Corentin riet dem Notar, der Sicherheit halber seinen Freund, den Staatsrat, für die Nacht in das Städtchen Arcis in seine Wohnung mitzunehmen. In dem Augenblick, da Michu durch den Wald nach Cinq-Cygne jagte, fuhren also Peyrade und Corentin von Gondreville ab, und zwar in einem elenden Korbwagen, der mit einem Postpferd bespannt war und von dem Brigadier von Arcis gefahren wurde, einem der verschlagensten Leute der Gendarmerietruppe, da der Kommandeur in Troyes seine Mitnahme empfohlen hatte.
»Das beste
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