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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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Scherereien mit ihm. Er saß den ganzen Abend mit betrunkenen Malergesellen zusammen, ich schaffte ihn heraus und tadelte ihn. Er machte Widerworte, aber ich entgegnete ihm, daß ich es für meine Pflicht halte, ihn zu behüten und zu beschützen, und selbst wenn er mich schlüge, würde ich ihn doch bis zu meinem letzten Atemzuge vor allem zu behüten versuchen, was ich ihm als abträglich empfinde. Seine Wut verrauchte, und wir gingen in Harmonie auseinander. Dann tranken wir Tee en famille 45 . [...]
    Ach, welche Tintenkleckse, ich habe sie gar nicht bemerkt!
    Wir ergeht es Euch? Ihr Glücklichen! Auch ich werde bald unter den Glücklichen sein. Sascha 46 hat sich das Haus Arnautows angesehen, er war begeistert vom Garten dort und brachte mir einen riesigen Strauß mit. Lebt wohl, meine Lieben, ich küsse Euch alle, hoffe, daß es Euch wohl ergeht, daß Tanja 47 den Haushalt führt und qu’elle fait la maman . 48 Ich habe ihr heute blaßblaue und rosafarbene Bänder gekauft. Brauchst Du, liebe Tanja, noch etwas für das Foulardkleid, das Du Dir aus den beiden anderen schneidern willst? Ilja holt heute Deine Leinwand und die Tasche aus der Tretjakow-Galerie 49 ab. Sascha lobte eines Deiner Bilder auf der Ausstellung sehr. 50 Wir leben hier alle sehr harmonisch miteinander. Noch einmal – lebe wohl, liebe mich und sei nicht allzu streng.
    Sonja.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [24.-25. Mai 1882]
    [Moskau]
    Gestern und heute ging es nicht eben gut, habe wenig und schlecht geschlafen, doch ich war auch heute tapfer den ganzen Vormittag in meinen Angelegenheiten unterwegs. Jurjew 51 habe ich gesehen. Er bat mich, einige Stellen abzumildern, der kirchlichen Zensurbehörde wegen. Ich werde morgen versuchen, an Stellen, an denen es den Sinn nicht entstellt, etwas zu ändern und ihm zurückgeben, er wird den Aufsatz setzenlassen und sich mit den Druckfahnen erneut zur kirchlichen Zensurbehörde begeben. Dort sollen sie dann tun, was sie für richtig halten – also den Aufsatz passieren lassen oder eben nicht. [...] Ich gehe jetzt zu Arnautow. Ich meine, wir sollten das obere Stockwerk nicht verändern. Ich werde mit den Söhnen – Serjosha und Iljuscha – dort die eine Hälfte bewohnen, die andere die Bediensteten. Unten könnten wir einen hohen und großen Saal anbauen. Was meinst Du? Lebe wohl Liebste.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [11. September 1882]
    [Moskau]
    Wir sind gut und ohne Verspätung angekommen. Serjosha holte uns ab. [...] Die Bauarbeiten sind vorangekommen, doch noch vieles ist zu tun. Was Serjosha uns mitteilte, entspricht also den Tatsachen. Die Zimmer unten, d.h. das der Knaben, das Eßzimmer, Tanjas und das Schlafzimmer können in 2 oder 3 Tagen bezogen werden. Sie sind bereits tapeziert. [...] In die bereits fertigen Zimmer werde ich die Möbel bringen lassen, damit das Wolkonski-Haus 52 geräumt werden kann. Ich denke, Du solltest erst nach Moskau übersiedeln, wenn unten alles und oben zumindest die Hälfte der Zimmer fertiggestellt ist.
    [...]
    Ich eile nun, rechtzeitig zur Post zu kommen. Lebe wohl Liebste. Sei nicht traurig, ich bitte Dich. Ich werde vermutlich zurückkommen. Bringe Ljolja im Gymnasium unter, besorge mit Serjosha und Sergej 53 den Transport der Möbel und komme zu Euch und hole Euch ab. [...]
    Ich küsse Euch alle.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    [17. September 1882]
    [Jasnaja Poljana]
    Nun also schicke ich Ilja zu Dir, lieber Ljowotschka. Wir nehmen in Freundschaft Abschied voneinander, und er verspricht, sich in Moskau gut zu betragen. [...]
    Es ist für mich ja von überaus großem Interesse, was Du über den Fortgang der Renovierung schreibst, doch ich sehe, daß mein Wunsch, früher als geplant nach Moskau zu kommen, sich ungeachtet Deiner nachhaltigen Bemühungen nicht erfüllen wird. Was alles noch zu tun ist – ein Graus! Laß den Mut nicht sinken, munter voran! Und, vor allem, hilf mir auch später noch, denn allein wird es mir schwer und schrecklich sein, alles einzurichten. Gemeinsam ist es doch leichter und vergnügter! [...]
    Ljowotschka, Du schreibst mir gar nicht, was in Deiner Seele vorgeht und worüber Du nachdenkst, was Dich erfreut, und was Dir Kummer bereitet, was Dich ermüdet, und was Dich beglückt? Nur über praktische Dinge berichtest Du mir; oder denkst Du, ich sei mittlerweile ganz und gar empfindungslos geworden? Es ist doch nicht nur Parkett und Closett, das

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