Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
Vom Netzwerk:
Streitfrage zwingt mich nach Europa zu fahren.» Er erklärte in kurzen Worten eine höchst komplizierte Angelegenheit, die mit der Renovierung des Globe-Theaters zusammenhing.
    Zum Schluß lachten sie alle, weil er aus einem höchst verworrenen Problem eine Art Sketch gemacht hatte.
    Die Lusitania verließ die Hudson Bay und nahm Kurs auf den atlantischen Ozean.
    In Rouen versah Mary Anne drei Tage später ihren ersten Nachtdienst. Sie war müde und deshalb froh, ein wenig in dem kleinen Büro dösen zu können, das die Oberschwester tagsüber benutzte.
    Zum Glück lagen keine schweren Fälle auf der Station, sonst hätte sie die ganze Nacht an ihrem kleinen Tisch im Krankensaal sitzen müssen. Aber unter den gegebenen Umständen genügte ein gelegentlicher Rundgang.
    Mary Anne konnte daher die ganze Nacht über dösen, lesen und sich gelegentlich auf dem kleinen Ofen einen Tee aufbrühen.
    Es war vier Uhr früh, und sie war nur halb wach, als sie plötzlich hochschreckte. Die Tür des Büros hatte sich fast geräuschlos geöffnet, und Hunter kam herein.
    «Korporal Hunter, Sie haben kein Recht, hier zu sein, wie Sie wissen.» Mary Anne lächelte, was immer das Beste war, um mit schwierigen Patienten fertig zu werden. «Aber was ist, Korporal, wollen Sie...» Mary Anne blieb das Wort im Hals stecken, als sie sah, daß er den Schlüssel im Schloß umdrehte, ihn abzog und in die Tasche steckte.
    «Ja, gewiß, ich will was, verdammte Mary Anne, beschissene Railton.» Er lachte bösartig.
    «Korporal, öffnen Sie die Tür.» Sie hatte sich daran gewöhnt, daß die Patienten ihr gehorchten.
    Aber er schüttelte den Kopf. «O nein, Miss Railton.»
    «Was wollen Sie?» Ihre Stimme verriet keine Angst.
    «Was ich will, Miss Railton? Zuerst werde ich mal kriegen, was ich will, und das ist zwischen Ihren Beinen.»
    Er bewegte sich blitzschnell und war über ihr, bevor sie Zeit hatte zu schreien. Sie fühlte eine seiner derben Hände über ihrem Mund, während die andere nach unten griff. Er stieß sie rückwärts über den Schreibtisch und riß an ihrem langen Rock.
    Sie kämpfte, schlug um sich, biß ihn mit aller Kraft. Ihr Rock war ,'jetzt über die Schenkel gerutscht, und sie trat ihn mit den Füßen. Als er die Hand von ihrem Mund nahm, geschah das so unerwartet, daß sie nicht schrie. Eine Sekunde später konnte sie nicht mehr schreien, denn er schlug sie hart mit dem Handrücken erst rechts, dann links ins Gesicht. Dann verschloß er ihr wieder den Mund. Mary Anne war nur noch halb bei Bewußtsein.
    Sie wehrte sich wie durch eine dicke Nebelwand, wußte aber, was er ihr antat. Und das Schlimmste war, ihre Widerstandskraft schien zu erlahmen.
    Seine eine Hand riß an ihrem Schlüpfer. Sie war unfähig, ihn daran zu hindern, sich zwischen ihre Schenkel zu stellen, als er sie mit dem Rücken auf den Schreibtisch preßte.
    Der Schmerz brachte sie wieder zu sich. Es war, als dringe ein rotglühender Feuerhaken zwischen ihre Beine und zerfetze ihr Fleisch. In ihrer Qual und Verzweiflung entwickelte sie übermenschliche Kräfte und grub ihre Zähne tief in seine Hand. Eine Sekunde lang zuckte seine Hand zurück, und sie gab einen gellend lauten Schrei von sich. Dann schlug er sie wieder, und seine beiden Hände schlossen sich wie eiserne Klammern um ihren Hals. Und sie wußte, er würde sie erwürgen.
    Sie hörte nur noch vage sein Keuchen, sie war wie betäubt.
    Dann kam ein Splittern und Krachen, und das schwere Gewicht des Mannes wurde von ihr gehoben. Deutlich hörte sie die Worte: «Ott... Ott... Ott», immer lauter, wie in steigender Wut.
    Otter war gekommen, hatte Hunter herumgewirbelt, ihm einen Faustschlag in den Magen versetzt und sein Knie in sein entblößtes Geschlechtsteil gestoßen.
    Hunter krachte zu Boden, und Stimmen und rennende Schritte waren zu hören. Otter beugte sich über sie, zog ihr den Rock über die Knie und gab leise, beruhigende Laute von sich.
    Sie gewann das Bewußtsein zurück und hörte seine Stimme: «Hauptmann Ott... Ott... Hauptmann Otto von Brasser, fünfte Batterie, Kaiserliche Berittene Artillerie. Zu Ihren Diensten, Fräulein, ich bin jetzt ein Gefangener, nicht wahr?»
    Sie brachte mühsam einige schuldeutsche Worte hervor: «Nein, nein... vorgeben... mußt sagen Ott... Ott... nicht Wahrheit.. .»
    Dann sank sie in Bewußtlosigkeit zurück.
    Andrew begriff nicht, daß sein übermäßiger Gingenuß ihm schadete. Noch nie hatte er unter so starken Stimmungsumschwüngen und Depressionen

Weitere Kostenlose Bücher