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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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auf den Gesichtern der beiden.
    Sie waren erstaunlich milde. «Wir wissen Bescheid, Charles», sagte Basil Thomson. «Vernon hat es erst vor einer Stunde erfahren. Die Geheimpolizei hat Sie seit dem ersten Treffen beschattet, das Sie mit ihr verabredet haben. Rechtmäßig müßte ich Sie wegen Landesverrats verhaften, aber meiner Meinung nach sollten wir es unter uns ausmachen. Was denken Sie, Vernon?»
    Kell legte eine Hand auf Charles’ Schulter. «Eine interne Untersuchung, mehr nicht. Wir wissen, Sie hatten nichts Böses im Sinn, aber warum sind Sie nicht zu mir gekommen, Charles?»
    In gewisser Weise war Charles erleichtert. Er stieß einen Seufzer aus. «Hat Madeline Ihnen den Grund nicht gesagt?»
    Er sah plötzlich Mitleid und Verlegenheit in Kells Augen aufflackern, aber es war Basil Thomson, der ihm antwortete: «Sie konnte uns den Grund nicht sagen, Charles. Es tut mir leid, aber sie ist tot. Erwürgt mit einem weißen Seidenschal.»
    Am ersten Mittwoch im Februar wurde Monique, Giles’ spezielle Agentin, die jetzt eng mit dem «Sacre-Cceur-Ring» zusammenarbeitete, festgenommen und verhört, als sie von einem besetzten Teil Belgiens in einen anderen überwechselte.
    Der deutsche Offizier bestand auf einer entwürdigenden Leibesvisitation. Sie fanden nichts, ihre Papiere waren in Ordnung. Es gab keinen Grund, sie zu verhaften.    
    Monique hatte diese Möglichkeit vorausgesehen und Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Die Informationen waren sorgfältig in ihren mit breiten Spitzen besetzten Schlüpfer eingestickt.
    Die Stickerei wurde später auf Papier übertragen, zutage trat eine detaillierte Karte des deutschen Verteidigungssystems entlang der Somme. Der Karte war deutlich zu entnehmen, daß dieser Frontabschnitt, eine sechshundert Kilometer lange befestigte deutsche Linie, fast undurchdringbar war. Eine Tatsache, die keinerlei Einfluß auf die Strategie der Generale hatte.
    Sie gaben James dreimal am Tag zu essen. Morgens bekam er zwei Scheiben Brot mit irgendwelchem Fett bestrichen, das als Butter ausgegeben wurde, und eine Tasse scheußlichen Kaffees. Das Mittagessen bestand aus einer wäßrigen Suppe, in der gelegentlich einige Gemüsestückchen schwammen, einer Scheibe Brot und einem Glas Wasser. Abends gab es Pellkartoffeln und manchmal Kohl.
    Einmal in der Woche durfte er in den Hof. Er sah nur seine Wächter und hörte nie einen anderen Gefangenen. Die Verhöre hatten abrupt aufgehört, keiner schien sich mehr für ihn zu interessieren. Die Zelle war feucht und roch nach Moder, die zwei Decken schützten ihn nur mäßig vor der Kälte. James fragte sich, ob sie ihn eines Tages ohne Warnung erschießen würden. Es war alles zu friedlich.
    Etwas mehr als zwei Wochen vergingen, bevor etwas passierte, und selbst dann merkte er nicht, wie erfolgreich sie ihn eingelullt hatten. Es begann eines Abends, nachdem er eine ungewöhnlich dicke Suppe gegessen hatte. Als er sich übergeben mußte, stellte er fest, daß sie seinen Eimer entfernt hatten.
    Er rief und hämmerte gegen die Tür, doch niemand kam. Seine Übelkeit nahm zu. Er fühlte sich nicht besonders schlecht, nur der ständige Brechreiz war unangenehm und zum Schluß das Würgen, als sein Magen leer war.
    Er schlief kaum, die Übelkeit überkam ihn wellenartig, die kleine Zelle fing zu stinken an. In der Morgendämmerung begann er wieder zu rufen, aber der Wärter kam nicht.
    Das Frühstück wurde zur üblichen Zeit durch die Klappe in der Tür hereingeschoben. Er rief laut, doch die Schritte entfernten sich.
    James war schwach, müde und hungrig, er trank einige Schluck Kaffee und aß den Brotkanten. Er schmeckte ein wenig bitter. Eine halbe Stunde später bekam er Durchfall. Er krümmte sich vor Schmerzen und fühlte sich hundeelend, er hatte seine Hosen beschmutzt.
    Der Gestank in der Zelle wurde unerträglich, aber kein Wärter ließ sich blicken. Nur das Essen wurde ihm regelmäßig durchgereicht. Er rührte es nicht an.
    Erschöpft und noch immer unter Durchfall leidend, lag er hilflos auf der Pritsche.
    Am nächsten Morgen war er überzeugt davon, daß er schwer krank war und die Wärter ihn aus irgendeinem unerklärlichen Grund nicht gehört hatten.
    «Mein Gott!» Die Tür sprang auf, und ein bulliger Unteroffizier, dessen Gesicht ihm unbekannt war, stand vor ihm und legte die Hand vor Nase und Mund. Die zwei Soldaten, die ihm folgten, preßten Taschentücher vor ihr Gesicht.
    «Sie stinkendes, dreckiges Schwein», brüllte der

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