Eine ehrbare Familie
Pilotenkleidung, bevor ich die Krauts aus dem Himmel hole. Wir können zuerst einkaufen gehen, und dann hauen wir ein wenig auf die Pauke. Wie wär das? Danach kommst du mit nach Hendon und winkst mir zum Abschied mit einem Taschentuch zu.»
Und all das taten sie. Tanzten bis in die Nacht, aßen mehr, als gut für sie war, kauften Dick eine Fellweste und einen ledernen Fliegermantel und liebten sich, so oft sie konnten.
Am Morgen, als Dick abflog, stand Sara mit einer anderen Frau am Rand des Flugfelds in Hendon. Sie sah, wie er seine behandschuhte Hand hob, als die kleine DH-2 in die Höhe surrte. Das Flugzeug schien ihr erschreckend zerbrechlich. Sie sah ihm nach, bis es ihrer Sicht entschwand.
Als Sara nach Redhill zurückkam, hatte sie nur einen Wunsch, sich in ihr Zimmer zu verkriechen.
Aber Vera Bolton wartete schon auf sie und bat um eine Unterredung.
Sara seufzte, führte Vera ins Arbeitszimmer des Generals und forderte sie auf, sich hinzusetzen. Sie hatte eine Vorahnung, daß das Gespräch schwierig werden würde. Vermutlich wollte Vera kündigen. Viele junge Frauen aus der Umgebung hatten sich bereits zum Kriegsdienst gemeldet und fuhren Motorräder oder Sanitätswagen. Dick hatte ihr erzählt, einige würden sogar die Flugzeuge in Hendon und Farnborough warten.
«Was ist, Vera?» Die junge Frau brach in Tränen aus. «Mein Gott, Vera, was ist los, reden Sie doch.»
«Ich... ich bin ... schwanger», stotterte sie unter Schluchzern. «Ich wag’ es nicht, Mutter zu sagen. Ich kann es ihr nicht sagen. O Gott, o Gott...»
Sara vergaß ihren eigenen Kummer und zwang sich, geduldig und verständnisvoll zu sein. Der Vater war zweifellos Billy Crook. «Liebt er Sie denn, Vera?»
«Er hat gesagt ja, Mrs. Sara, aber das sagen sie alle. Er war mein erster.»
«Lieben Sie ihn denn? Das ist schließlich noch wichtiger.»
Vera erklärte in einem fast poetischen Redefluß, daß sie Billy von ganzem Herzen liebe. Er sei ihr alles, ihre Sonne, ihr Mond, die Spinngewebe auf den Bäumen an einem Frühlingsmorgen, der Glanz auf frischen Äpfeln. Sara mußte den Kopf senken, um ihr Lächeln zu verbergen. Dann erinnerte sie Vera daran, daß sie älter als Billy war.
«Ich seh nicht, was das ausmacht, nicht, wenn man liebt.»
«Haben Sie -» Sara hielt inne, weil sie nicht sicher war, ob sie das Richtige sagte. «Haben Sie schon mit Mrs. Crook gesprochen?»
«Nein, o Gott, nein, Mrs. Sara. Ich wag ja nicht mal, mit Mutter zu sprechen, wie kann ich da mit Billys Mama reden.»
«Ich habe nicht gemeint, daß Sie ihr sagen sollen, daß sie Großmutter wird.» Sara schwieg.
Vera sah sie verständnislos an, dann ging ihr ein Licht auf. Sie öffnete den Mund zu einem langgezogenen: «Nein, o nein. Niemals. Das kann ich nicht tun.»
«Sie wollen also das Baby bekommen? Nun gut, ich werde sehen, ob ich von Billy eine Antwort bekomme. Es wird nicht leicht sein, aber ich werde es versuchen.»
«Wenn er mich doch bloß heiraten tät, Mrs. Sara.»
«Billy ist ein anständiger Kerl. Aber da ist der Altersunterschied. Ich persönlich glaube, Sie werden ihm eine gute Ehefrau sein. Er wird sich anständig verhalten.» Als sie den letzten Satz aussprach, erkannte Sara, wie sehr die Railton-Familie auf sie abgefärbt hatte. Dick würde sich totlachen, wenn er sie hören könnte.
Sie sprach zuerst mit Mrs. Bolton. Die diplomatische Art, mit der Sara die Sache vorbrachte, zusammen mit den Plänen, die sie für Vera und Billy im Sinn hatte, milderten den Schlag etwas ab.
«Ich hätt’ das nie von ihr gedacht, Mrs. Sara. Ich sollte ihr den Hintern versohlen...»
«Das würde ich nicht tun. Sie ist schließlich eine erwachsene Frau und in ihrem Zustand...»
«Nur ihr Zustand hält mich davor zurück. Spar an der Rute, und du verdirbst das Kind.» Dann legte sich ihr Zorn. «Unsere Vera, nein so was. ..» Mrs. Bolton verabschiedete sich lächelnd, und Sara hatte den Eindruck, sie würde ihre Tochter eher bemuttern als sie beschimpfen.
Sie versuchte, Giles anzurufen, aber Robertson sagte ihr, daß Mr. Giles erst spätabends nach Hause käme. Danach bat sie Mrs. Crook zu sich. Sie nahm die Neuigkeit ruhig und gelassen auf. «Sie ist ein braves Mädchen, und Billy wäre ein Dummkopf, sie nicht zu heiraten, immer vorausgesetzt, daß er noch lebt. Ich werde mit ihr reden und mich, wenn nötig, um sie kümmern, bis das Baby auf die Welt kommt.» Sie lächelte. «Ich kann Billy keine Vorwürfe machen. Ich habe heute einen Brief von ihm
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