Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
Vom Netzwerk:
bekommen. Er ist ein paar Tage lang in der Etappe, um sich auszuruhen.»
    Später am Abend telefonierte Sara mit Giles. Sie tauschten ein paar Höflichkeiten aus, dann bat sie ihn, ob er nicht seine Beziehungen zum Kriegsministerium spielen lassen könnte, um Billy ein paar Tage Urlaub zu verschaffen.    
    «Und wenn es nur eine Woche ist.»
    «Ich werde mein Bestes tun, Sara, aber jeder Mann wird im Moment gebraucht. Die Dinge sehen nicht gut aus. Aber da er schon in der Etappe ist, gibt es vielleicht eine Möglichkeit.»
    Als sie sich verabschiedeten, sagte Giles, es hätte ihm leid getan, nicht früher erreichbar gewesen zu sein. «Aber ich habe Malcolm begleitet.»
    «Malcolm? Ist Malcolm denn bei dir?»
    «Hat dir denn niemand Bescheid gesagt? Hast du nichts erfahren ? Verzeih, Sara. Ja, Malcolm ist seit einem Monat bei mir in London. Es geht ihm besser. Aber es war ein furchtbarer Verlust für ihn.»
    «Was?... Wer?... Was ist geschehen?»
    Giles entschuldigte sich wieder. «Ich kann nicht verstehen, warum niemand dich benachrichtigt hat. Bridget ist tot. Sie ist bei einem schrecklichen Unfall umgekommen. Das Gutshaus ist bis auf die Grundmauern abgebrannt. Malcolm ist nach England zurückgekehrt. Das Ganze hat ihn sehr mitgenommen.»
    Erst sehr viel später fand Sara heraus, daß bis zu jenem Tag niemand etwas von Bridgets Tod oder Malcolms Rückkehr erfahren hatte.
    An dem Abend, als Malcolm nach Eccleston Square zurückkehrte, schnitt er die freudigen Begrüßungsworte seines Vaters brüsk ab. Wenige Minuten später saß er im «Versteck» und brach unkontrolliert in Tränen aus.
    Giles tröstete ihn voller Mitgefühl, befahl, daß man Wärmflaschen in Malcolms Bett legte, bestellte eine heiße Suppe und ließ einen diskreten Arzt holen.
    Es dauerte einige Zeit, bis Malcolm fähig war, ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Nach der grausigen Nacht hatte er versucht, die Festung in Dublin zu erreichen, was ihm aber nicht gelungen war, da er Männer der Bruderschaft erkannt hatte, die nach ihm Ausschau hielten.
    Er hatte sich tagelang versteckt gehalten, bis er wie ein Landstreicher aussah, dann war er als blinder Passagier auf einem Schiff mitgereist. Als er in Holyhead an Land geschlichen war, hatte er einen Zustand erreicht, in dem er niemand mehr traute. Er war ein großes Stück zu Fuß gelaufen oder hatte sich in Güterwagen versteckt, bis er endlich London erreichte.
    Der Arzt sagte, der junge Mann hätte einen schweren Schock erlitten und bräuchte Ruhe, Pflege und rücksichtsvolle Behandlung. Malcolm schlief erst mal achtundvierzig Stunden. Als er aufwachte, saß sein Vater an seinem Bett, so wie er es früher getan hatte, als Malcolm noch ein Kind gewesen war, und redete begütigend und liebevoll auf ihn ein.
    «Ich ziehe mich langsam aus den offiziellen Geschäften zurück», sagte Giles, «Mein Leben dauert schließlich nicht ewig...»
    «Aber Papa, du hast noch einige aktive Jahre vor dir.»
    Giles hoffte dies auch. Mit etwas Glück könnte er noch zwanzig Jahre leben, bis ins hohe Greisenalter hinein. Es gab noch einige Dinge, die er zu tun hatte, und sie könnten viel Zeit in Anspruch nehmen. Vor allem mußte er Frieden mit dieser Welt schließen, und das war etwas, das einem Mann wie Giles nicht leichtfiel. Um Frieden zu schließen, mußte er seine ganze Arglist aufbieten.
    Er versicherte seinem Sohn, daß er in Eccleston Square von niemand gestört werden würde. «Ich werde dafür sorgen, daß du in Ruhe gelassen wirst, bis du dich erholt hast. Ich werde die Dienstboten anweisen, nichts über deine Rückkehr verlauten zu lassen. Niemand außer deinem Neffen Roy kommt in dieses Haus. Keine Menschenseele wird von deinem Hiersein erfahren.»
    Und so geschah es auch.
    Erst als Malcolm wieder völlig hergestellt war, ließ Giles Leute ins Haus, um mit ihm zu reden. Der erste war Vernon Kell, denn Giles wußte, daß Malcolm bei einer weiteren Agententätigkeit unter Kells Oberaufsicht kam. Dann bat er MI5-Chef Reginald Hall zum Abendessen und führte ihm Malcolm als Überraschung vor.
    Zum Schluß erhielt Geheimpolizeichef Basil Thomson eine Einladung. Malcolms Informationen wurden von den drei Dienststellen ausgewertet, und gemeinsam kam man zu der Überzeugung, daß der «Fischer» noch am Leben und vermutlich wieder in England war.
    Über den irischen Aufstand befragt, äußerte Malcolm die Meinung, daß er schnell niedergeworfen werden könnte.
    Charles ahnte nichts von Malcolms Rückkehr,

Weitere Kostenlose Bücher