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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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Geste, die Treppen hinaufzulaufen, während sie sprach: «Ja, Doktor... so schnell Sie können ... vielen Dank.» Sie hängte den Hörer in die Gabel, dann wandte sie sich an Charles. «Geh nicht zu ihr. Sie wird es nicht wollen...»
    «Haben die...»
    «Mary Anne, Mrs. Kell und eins der Mädchen sind bei ihr. Ja, die Wehen haben begonnen. Aber es sieht nicht gut aus.» Sie nahm ihn beim Arm. «Ich will dir die Wahrheit nicht vorenthalten. Der Arzt wird so schnell wie möglich kommen. Aber ich habe auch Martha Crook holen lassen. Sie ist vermutlich die beste Hilfe in dieser Situation.»
    »Aber...» Charles sah sie verwirrt an.
    «Solltest du Zweifel haben, kann ich dir nur sagen, daß Dr. Squierey es selbst vorgeschlagen hat. Seine erste Frage war:     Charles öffnete den Mund, brachte aber keinen Laut heraus, doch Sara schien seine Gedanken zu lesen. «Ja, Charles, wenn Lebensgefahr besteht, werde ich dafür sorgen, daß du bei ihr bist. Aber jetzt geh zu den anderen Männern zurück. Dies hier ist Frauensache.»
    Giles war Charles gefolgt. Er nahm ihn beim Arm und führte ihn auf die Terrasse zurück. Dort versuchten sie, ihr Gespräch über die Notwendigkeit, die Land- und Seekräfte auszubauen, weiterzuführen, aber die Worte rauschten an Charles vorbei. In seinen Ohren gellte noch immer der Schmerzensschrei seiner Frau.
    Sara hatte Martha Crook gelegentlich gesehen, seitdem John ihr die Wahrheit über die Vergangenheit dieser Frau erzählt hatte. Sie hatte graue Haare, die sie in einem Knoten trug, und strahlte eine außerordentliche Ruhe aus, als besäße sie die geheime Gabe, innere Ängste zu besänftigen. Ihre Stimme war weich und ihre Hände noch weicher, als sie Mildreds geschwollenen Leib abtastete. Sogar Mildred, trotz ihrer Ängste, fühlte sich erleichtert, als sie die beruhigenden Worte hörte. «Nun, nun, keine Aufregung, alles wird gut werden. Atmen Sie tief ein, wenn die Schmerzen einsetzen, ja, brav, genau so...»
    «Die Schmerzen... dort... die ganze... Zeit...» brachte Mildred stöhnend hervor, dann stieß sie wieder einen schrillen Schrei aus. Martha bedeutete Sara mit einer Handbewegung, vom Bett wegzutreten und ihr in eine entfernte Ecke des Zimmers zu folgen.
    Martha Crooks dunkelbraune Augen hatten einen ernsten Ausdruck, als sie mit leiser Stimme sprach, so daß nur Sara sie hören konnte. «Es sieht schlecht aus, Mrs. Railton. Beten Sie zu Gott, daß der Arzt nicht zu bald kommt, sonst muß die arme Dame sterben.»
    «Wie bitte?» fragte Sara verwirrt und angsterfüllt.
    Martha legte ihre Hand auf Saras Mund. «Leise! Ich weiß nicht, was der Arzt der Dame sich gedacht hat. Vielleicht weiß er nicht einmal Bescheid, aber das Kind muß im Mutterleib umgedreht werden, es ist in einer Steißlage, und Dr. Squierey ist dazu nicht fähig. Ich war mehrmals dabei, als er es versucht hat, aber er hat den Trick nicht raus. Die Dame muß starke Schmerzen aushalten, aber mit Gottes Hilfe und ein wenig Glück kann ich das Baby umdrehen. Wenn es mir mißlingt, dann ist es um beide geschehen.» Sie holte tief Luft und blickte auf die Patientin. «Leider ist das Baby auch noch sehr groß, was die Sache erschwert. Aber wir müssen es versuchen ...» Sie gab mit ruhiger Stimme kurze und klare Anweisungen: «Halten Sie die Patientin an Armen und Unterschenkeln fest und verhindern Sie, daß sie nach unten blickt. Sie darf unter keinen Umständen sehen, was ich tue. Und nun holen Sie mir heißes Wasser und Desinfektionsmittel.»
    Während der nächsten Stunde schrie Mildred fast ununterbrochen, doch glücklicherweise verlor sie zeitweilig das Bewußtsein. Mary Anne, Mrs. Kell, Sara und das Mädchen hielten sie fest. Martha Crook sprach mit sanfter Stimme auf sie ein, während sie mit geschickten Händen sich langsam in Mildreds Unterleib vortastete.
    Mildreds Haar war glitschig von Schweiß, ihre Schreie wurden lauter, als das kleine Wesen in ihr umgedreht wurde. Allmählich wurden ihre Schreie leiser, als ihre Kräfte schwanden.
    Endlich richtete Martha Crook sich auf und beugte sich mit einem triumphierenden Blick über ihre Patientin. Im Flüsterton sagte sie: «Und nun, meine Liebe, müssen Sie alle Ihre Kräfte zusammennehmen.»
    Zuerst schien Mildred sie nicht zu hören, doch dann öffnete sie die Augen und blickte Martha Crook vertrauensvoll an. Es war, als sei plötzlich eine mystische, primitive und ganz direkte

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