Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
Vom Netzwerk:
abgefeuert, hatten ihn getötet.
    «Tut mir leid.» Der Geheimpolizist klang bedrückt. «Ich habe versucht, auf die Beine zu zielen, aber das Licht war so schlecht, und er bewegte sich.»
    Der Taxifahrer wurde von der örtlichen Polizei in den frühen Morgenstunden verhaftet und ohne Aufsehen interniert, da es wichtig war, daß keinerlei Verdacht auf Hanna Haas fiel.
    Kurz nach neun Uhr am gleichen Morgen führte Charles ein langes Telefongespräch mit Vernon Kell.
    Zuerst hatte Kell gefunden, es wäre das beste, Hanna C’s Leuten zu übergeben, doch dann sagte er: «Wissen Sie, Charles, eigentlich sind Sie für diese Haas verantwortlich. Passen Sie auf sie auf, und bringen Sie sie möglichst schnell nach London. Wir haben hier ein Haus, wo Sie Ihre Verhöre abschließen können. Und dann werden wir weitersehen.»
    Genau das hatte Charles gewollt. Er bestieg später am Morgen den Zug nach London in Begleitung von Brian Wood und einer hübschen, blonden, schüchternen jungen Frau.
    Wie sich später ergab, sollte diese blonde, schüchterne junge Frau viele Menschenleben drastisch verändern.
    «Mir ist es egal, was Ihre Hinterwäldler wie Natter oder der unersetzliche Mr. Berry sagen, ich...»
    «Sie sind keine Hinterwäldler...» Sara warf ihm einen strengen Blick zu, dann fing sie an zu lachen.
    «Also gut, Bauerntölpel, wenn Ihnen das mehr zusagt.» Dick Farthing gab vor, verärgert zu sein. Bei jedem anderen hätte man vermutet, er sei leicht angetrunken, aber einige Glas Wein beim Abendessen und einige Glas Portwein nach dem Essen waren nicht genug, um Dicks eiserner Konstitution etwas anzuhaben.
    Sie saßen jetzt allein im Speisezimmer, die Dienstboten waren zu Bett gegangen, nur der alte Porter wartete vor der Tür, um den Kaffee zu servieren, sobald sie in den Salon gingen.
    «Wie dem auch sei«, fuhr Dick fort, «es besteht nicht die geringste Chance, daß dieser verdammte Krieg an Weihnachten zu Ende ist.»
    Saras Gesicht wurde ernst. «Sie mögen recht haben.» Saras Gesicht schimmerte im Kerzenlicht, und Dick bemerkte, daß das tief ausgeschnittene Abendkleid ihre vollen, runden Schultern voll zur Geltung brachte. Sie war ihm noch nie so begehrenswert erschienen.
    Er war uneingeladen gekommen und hatte von Haversage aus telefoniert, um zu sagen, daß er Sara gern in Redhill besuchen würde.
    Jetzt blickte er in ihre großen Augen und sagte: «Eins muß ich den Briten lassen, feige sind sie nicht. Wenn der Ball erst mal ins Rollen kommt, kann man sich auf sie verlassen.»
    «Ach, glauben Sie das nicht. Es gibt viele Männer, denen die Knie schlottern und die alles tun, um nicht kämpfen zu müssen.» Sie seufzte. «Aber Mr. Berry will sich melden, und die arme Martha Crook ist außer sich. Billy ist verschwunden. Er hat nur einen Zettel hinterlassen, daß er zu den Soldaten will. Sie hat keine Ahnung, wo er ist.»
    Dick blickte betreten drein. «Um Ihnen die Wahrheit zu sagen: Ich will auch zur Armee, wenn man mich nimmt. Aber unser Präsident, der sture Mr. Wilson, scheint fest entschlossen, Amerika aus diesem Krieg herauszuhalten.»
    «Ja, warum tun Sie es dann nicht? Ich meine, warum melden Sie sich nicht?»
    «Genau das ist der Grund, warum ich gekommen bin. Sara, können wir nicht einen Kaffee trinken und in den Salon gehen?»
    «Ja, natürlich.» Ihre Stimme klang leicht beunruhigt. Sie hatte Dick seit Johns Tod nur dreimal gesehen. Er hatte sich untadelig benommen. Aber heute spürte sie eine Veränderung in seinem Verhalten.
    Porter brachte den Kaffee und fragte, ob er einen Kognak einschenken solle. Aber Sara schüttelte den Kopf und sagte, sie würden sich selbst bedienen. Porter zog sich murmelnd mit einem tadelnden Blick zurück.
    «Ach, der gute, alte Porter», sagte Sara. «Er hält so auf Konventionen.» Aber Dick schien sie nicht gehört zu haben. «Dick?»
    Er fuhr hoch. «Entschuldigen Sie, Sara, ich habe Träumen nachgehangen.»
    Sie goß den Kaffee mit leicht zitternder Hand ein. Dann fragte sie ihn nach seinen Träumen.
    «Oh, ein immer wiederkehrender Traum, egal, ob ich wach bin oder schlafe.» Obwohl er ihr gegenübersaß, streckte er seine Hände aus, als wolle er sie berühren. «Sara, Sie müssen doch wissen, daß ich Tag und Nacht von Ihnen träume. Wenn es mir möglich wäre, würde ich Sie heute bitten, meine Frau zu werden... Ich meine natürlich, wenn das Trauerjahr um ist...»
    Schweigen senkte sich über den Raum. Vor Saras geistigem Auge stiegen Bilder auf: sie und Dick

Weitere Kostenlose Bücher