eine Elfenromanze
und kämpft nicht gegen mich an. Es gibt jetzt nur Euch, die Musik und mich. Nichts anderes ist von Bedeutung.“ Er wusste nur zu gut, dass zumindest einer dieser Punkte seiner Begleiterin erhebliche Schwierigkeiten bereitete. Sie würde sich vielleicht der Musik hingeben, doch nicht ihm selbst. Sie konnte ihm das nötige Vertrauen nicht entgegenbringen, um sich bedenkenlos von ihm führen zu lassen.
Der Klang einer Flöte durchzog leicht und lieblich die Luft. Er wurde abgelöst von den weichen Tönen mehrerer Geigen. Blasinstrumente gesellten sich hinzu.
Liones wartete ab. Er warf einen fragenden Blick zu dem Elfenpaar, das in einigem Abstand zu ihnen Stellung bezogen hatte. Und dann, wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, zog er seine Tanzpartnerin in einer weit ausholenden Kreisbewegung mit sich.
Selina stolperte abwechselnd über seine und ihre eigenen Füße hinterher. Sie war verängstigt, verkrampft und unfähig, auf seine Bewegungen einzugehen.
Liones wurde schmerzhaft klar, dass sie sich einem Desaster näherten. Er musste sich schleunigst etwas einfallen lassen, damit sie sich nicht tatsächlich blamierten.
„Seid Ihr schon einmal geritten?“, flüsterte er. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es irgendeinen Elfen gab, der noch nie geritten war, doch bei Selina war alles möglich.
Sie nickte. „Ein Mal ... auf einem Esel.“
‚Na immerhin’, überlegte er. „Dann wisst ihr auch, dass es äußerst unkomfortabel ist, wenn man nicht auf die Bewegungen des Tieres eingeht. Und genauso ist es beim Tanzen. Im Moment müssen wir ein Bild abgeben, wie zwei Freistilringer. Seht den Tanz als ein Spiel, ein Spiel, das wir nur gemeinsam spielen können. Wenn es Euch so schwer fällt, Euch mir gegenüber zu öffnen, dann schließt die Augen und vergesst, wer ich bin, zumindest für diesen Moment. Ich werde Euch nichts tun.“
Selina war sich da nicht so sicher. Die Warnungen von Ria und die Worte von Harras überschlugen sich in ihrem Kopf. Für ihn bist du doch nur Freiwild! – Er wird Euch nicht anrühren, wenn Ihr es ihm nicht gestattet. – Die Männer pflegen am nächsten Tag unerträgliche Kopfschmerzen zu haben und so manche Frau ein gebrochenes Herz.
Selina stolperte abermals und wäre beinahe gestürzt. Doch Liones fing sie behutsam auf.
Sie blickte verschreckt zu ihm auf. Seine meerblauen Augen ruhten auf ihr. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war offen und freundlich. Er hielt sie sanft aber bestimmt fest, ließ ihr jedoch genügend Freiraum, dass sie sich nicht eingeengt fühlte. Nein, er gab ihr nicht das Gefühl, dass sie seine Beute war.
‚Ich habe bis jetzt nie auf Gerüchte gehört. Warum will ich nun unbedingt damit anfangen?’
Entschlossen nickte sie dem Elfen zu und Liones merkte, wie sie sich unter seinem Griff entspannte. Erneut zog er sie mit sich.
Selina schloss die Augen und lauschte der Musik. Sie konnte fühlen, wie die Klänge sie zu durchdringen begannen. Es forderte ihren ganzen Mut, die Schutzbarriere aufzugeben, die sie um ihr Innerstes aufgebaut hatte. Sie versuchte Liones nicht länger als potenzielle Bedrohung ihrer Jungfräulichkeit zu betrachten, als sein Körper den ihren berührte. Sie versuchte zu vergessen, dass er ein Mann war. Sie konnte seine Bewegungen spüren, die perfekt mit dem Lied harmonierten.
Und dann ließ sie sich fallen und wurde von der Musik mitgerissen. Sie hatte das Gefühl, als würde sie gemeinsam mit Liones durch den Saal schweben. Ihre Füße bewegten sich von ganz allein. Alles schien zu einem Ganzen zu verschmelzen. Es kam ihr beinahe vor, als könne sie die Gedanken des Elfenmannes spüren, als würde sie seine Absichten erahnen, noch bevor er die Bewegungen ausführte. Sie öffnete die Augen und sah empor zur Decke. Die kleinen, magischen Lichter drehten sich über ihr. Die ganze Welt schien mit ihnen zu tanzen.
Selina wusste nicht, wie viel Zeit wirklich vergangen war, als die Musik an Intensität zunahm und einem Höhepunkt entgegenstrebte.
„Lasst Euch fallen“, flüsterte Liones ihr zu.
Bevor Selina verstand, was er meinte, waren seine Arme, die sie die ganze Zeit über gehalten hatten, verschwunden. Selina konnte ihren Schwung nicht schnell genug abbremsen und stürzte rückwärts. Liones ließ sich in einer eleganten Bewegung auf die Knie fallen und fing sie wieder auf.
Als die Halbelfe ihren Schock verdaut hatte, lag sie in Liones’ Armen, der sich über sie gebeugt hatte. Der gesamte Saal war von begeistertem
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