eine Elfenromanze
Applaus erfüllt.
Liones half ihr auf die Beine. „Das gilt nicht zuletzt Euch“, sagte er, als sich Selina erstaunt umsah und verwundert die klatschende Menge betrachtete. „Sie applaudieren nicht jedes Mal.“
„Nicht?“ Sie glaubte nicht, dass sie derart gut getanzt hatte, um Beifall zu verdienen. Der Applaus war wohl eher ein Akt der Höflichkeit gegenüber der Grafenfamilie und Selina konnte sich keinen Grund denken, der die Leute dazu bringen könnte, nicht zu klatschen.
Liones schüttelte lachend den Kopf. „Mein Bruder hat einmal versucht, diese Abschlussfigur nachzuahmen. Das hatte zur Folge, dass seine Partnerin danach drei Tage aufgrund einer Gehirnerschütterung außer Gefecht gesetzt war. Damals hat niemand geklatscht.“
Paare drängten nun auf die Tanzfläche, als das Orchester erneut aufspielte.
„Unsere Pflicht haben wir getan“, meinte Liones. „Wenn Ihr es wünscht, so soll dies unser erster und letzter Tanz gewesen sein. Ich werde Euch kein weiteres Mal drängen.“
Selina sah zu ihm auf und ihre Augen leuchteten. „Und wenn ich Euch sagen würde, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als mit Euch die ganze Nacht durchzutanzen?“
„Dann würde ich diesem Wunsch zweifelsohne nachkommen“, antwortete er und nahm sie in die Arme.
Und erneut kam es Selina vor, als würden sie über die Tanzfläche fliegen. Die anderen Paare hielten einen gewissen Respektabstand vor dem jungen Grafensohn und seiner zauberhaften Begleitung, sodass sie stets freie Bahn hatten. Selina fühlte sich wie in einem Traum und ihre Bedenken verflogen.
Blutsverwandte Kontrahenten
Schließlich, nach dem fünften oder sechsten Tanz, machten sich Selinas zu enge Schuhe bemerkbar und sie verließen die Tanzfläche. Sie suchten sich ein ruhigeres Plätzchen an einem der hohen Fenster und Liones organisierte etwas zu trinken.
„Na, hast du es wieder einmal geschafft, mit deiner Tanzakrobatik Aufmerksamkeit zu heischen?“ Sie wandten sich um. Der Elf, der zuvor mit ihnen bei der Eröffnung getanzt hatte, trat an sie heran.
Liones seufzte. „Selina! Darf ich vorstellen! Das ist Arikor, mein Halbbruder. Arikor, das ist Selina.“
Der Elf, der um ein gutes Stück größer und kräftiger war als Liones, verbeugte sich tief. Selina fiel auf, dass sein Haar die gleiche Goldfärbung hatte, wie das seines Bruders, doch abgesehen davon waren die beiden Männer grundverschieden. Arikors Augen waren von hellem Grün, der Ausdruck auf seinem Gesicht war hart, selbst wenn er lächelte. Seine Körperhaltung strahlte selbstsichere Männlichkeit aus.
„Ich grüße Euch, Mylady“, sagte Arikor. „Mein kleiner Bruder hat mich schon schwärmerisch auf Eure Schönheit vorbereitet, und ich sehe, dieses Mal hat er nicht übertrieben.“ Sie nickte ihm verlegen zu und er wandte sich an Liones. „Also, ein Zugeständnis muss man dir machen, Liones: Tanzen kannst du! Wie lange hast du mit ihr diese Kniefall-Figur geübt?“
Selina mischte sich ein. „Gar nicht. Ich muss gestehen, er hat mich damit ziemlich überrumpelt.“ Es war nicht ihre Absicht, es wie eine Schelte klingen zu lassen. Sie wollte lediglich unterstreichen, dass ihre Bekanntschaft mit dem jungen Grafen sehr oberflächlich war.
Arikor zog argwöhnisch die Augenbrauen hoch. „Das sieht ihm ähnlich! Er besitzt einfach kein Einfühlungsvermögen Frauen gegenüber. Ihr hättet wahrlich eine bessere Behandlung verdient.“
„Arikor!“, rief Liones warnend.
Doch der ältere Emnesthar ignorierte ihn einfach und fuhr mit einem schmeichelhaften Unterton in der Stimme fort: „Wenn Ihr Euch lieber mit jemandem amüsieren wollt, der weiß, wie man eine Lady behandelt, stehe ich Euch gerne zur Verfügung.“
„Arikor! Solltest du dich nicht um deine eigene Begleitung kümmern? Wo ist die Teuerste eigentlich? Hast du sie nach dem ersten Tanz bereits abgeschoben?“, fuhr Liones ihn bissig an.
„Die Frauen zu nehmen und gleich wieder fallen zu lassen, ist doch eher deine Manier.“
Liones Augen blitzten zornig. Er sprang vor, packte seinen Bruder am Kragen und zog ihn zur Seite, weg von Selina. „Lass das, Arikor“, knurrte er. „Hör auf, dich an Selina heranzumachen. Sie gehört mir.“
Arikor lachte auf. „Jetzt spiel dich nicht so auf, kleiner Bruder! Du bist ohnehin unfähig, eine Frau zu halten. Spätestens in vierundzwanzig Stunden liegt sie in meinen Armen und das weißt du. Es war bis jetzt noch mit jeder so, die du angeschleppt
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