Eine ewige Liebe
Schlitten desWeihnachtsmannes, den MrAsher alsTeil seinerVorgartendekoration aufgebaut hatte, was ein handfester Skandal war, da seine Festtagsdekorationen weithin berühmt waren. Der R est der Neuigkeiten bestand aus Nachrichten, wie sie hier in der Gegend täglich vermeldet wurden; Nachrichten, die sich niemals änderten, auch wenn es immer andere waren. DerTierschutzverein hatte eine entlaufene Katze aufgelesen; Bud Clayton hatte den Gänseruf-Wettbewerb von Carolina gewonnen. Das Pfandleihhaus von Summerville veranstaltete einen Sonderverkauf. Big B’s R o llladengeschäft hatte pleite gemacht und derWettbewerb um das Quik-Chik-Stipendium für Führungspositionen kam in die heiße Phase.
Das Leben ging weiter, auch ohne uns.
Dann entdeckte ich die Seite mit dem Kreuzworträtsel und zog sie zu mir. »Da ist es.«
» Willst du jetzt etwa das Kreuzworträtsel lösen?«
»Ich will es nicht lösen, ich will eines fürAmma schreiben.Wenn sie es sieht, wird sie es sofort Lena zeigen.«
Mom schüttelte den Kopf. »Selbst wenn du es schaffst, die Buchstaben so auf der Seite anzuordnen, wie du es dir vorstellst, nützt es dir nichts, dennAmma liest die Zeitung nicht mehr. Nicht seit du … gegangen bist.«
Ich stöhnte auf.Wie hatte ich das nur vergessen können?Amma hatte es ja selbst gesagt, als ich vorhin in der Küche stand.
» Wie wäre es mit einem Leserbrief?«
»Das habe ich hundertmal versucht, aber es ist so gut wie unmöglich. Man kann nur das verwenden, was ohnehin schon auf der Seite steht.« Nachdenklich betrachtete sie die Seite, die vor uns lag. »Es könnte vielleicht sogar klappen, denn in dem noch nicht satzfertigen Exemplar kann man die Buchstaben hin und her schieben. Siehst du, wie auf demTisch das Layout erstellt wird?«
Sie hatte recht.Wie beim Scrabble konnte man die einzelnen Buchstaben je nachWortbedeutung verschieben. Ich musste bloß ein bisschen damit jonglieren.
Vorausgesetzt, ich hatte genug Kraft dazu.
Entschlossener denn je sah ich Mom an. »Also gut, wir machen ein Kreuzworträtsel, und ich werde dafür sorgen, dass Lena es sieht.«
Die Buchstaben zu verschieben, war so mühsam, als wollte man einen Felsbrocken aus dem Garten der Schwestern ausgraben, aber meine Mutter half mir dabei.
Erstaunt schüttelte sie den Kopf. »Ein Kreuzworträtsel.Warum ist mir das eigentlich nicht eingefallen?«
Ich zuckte die Schultern. »Ich bin dafür nicht so gut darin, Songs zu schreiben.«
So wie es dalag, war das Kreuzworträtsel zwar schon halb fertig, aber den Zeitungsleuten würde es bestimmt nichts ausmachen, wenn ich ihnen etwas behilflich war. Es schien sich um die Sonntagsausgabe zu handeln, das war die wichtigsteAusgabe der Zeitung, zumindest was das Kreuzworträtsel anging. Die drei R edakteure waren wahrscheinlich froh, wenn sich jemand der Sache annahm. Ich wunderte mich, dass sie nicht längstAmma überredet hatten, die Rätsel für sie zu erfinden.
Am schwierigsten würde es sein, Lena dazu zu bringen, sich für das Rätsel zu interessieren.
Elf waagrecht.
P.O.L.T.E.R.G.E.I.S.T.
AnderesWort für Gespenst oder Geist aus einer anderenWelt.
Sprich: das, was du jetzt bist, EthanWate.
Sechs senkrecht.
G.A.T.L.I.N.
AnderesWort für Gemeinde. Örtlich. Engstirnig. Der Ort, von dem du nicht loskommst, egal ob in dieser oder in jenerWelt.
E.W.I.G.
AnderesWort für endlos, andauernd, immer. Die Gefühle, die man für ein bestimmtes Mädchen hat, egal ob man tot oder lebendig ist.
L.I.E.B.E.
AnderesWort für das, was ich für dich empfinde, Lena Duchannes.
V.E.R.S.U.C.H.
So fest ich kann, jede Minute, beiTag und Nacht.
Sprich: Ich habe deine Botschaft erhalten, L.
Plötzlich konnte ich nur noch daran denken, wie viel ich verloren hatte, wie viel mich dieser verdammte Sturz vomWasserturm gekostet hatte. Ich verlor die Beherrschung und konzentrierte mich nicht mehr darauf, im echten Gatlin zu sein. MeineAugen füllten sich mitTränen, die Buchstaben verschwammen, verloren sich im Nichts, während dieWelt sich unter meinen Füßen auflöste.
Dann war ich verschwunden.
Ich wechselte in die andereWelt.Vergeblich versuchte ich mich an den Spruch auf der Schriftrolle zu erinnern, an dieWorte, die mich hierhergebracht hatten.Aber ich konnte meine Gedanken auf nichts mehr konzentrieren.
Es war zu spät.
In der Dunkelheit spürte ich einen Luftzug.Wind peitschte mir ins Gesicht und heulte um meine Ohren. Da hörte ich die Stimme meiner Mutter. Sie war kräftig wie der Griff,
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