Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Familie für Julianne

Eine Familie für Julianne

Titel: Eine Familie für Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
Vom Netzwerk:
stehen.
    „Ich habe den ganzen Tag telefoniert“, erzählte Julianne. Ihre Brille saß schief, ihr Haar war völlig zerzaust, an ihrem Kleid hingen ein paar Spinnweben. Kevin sehnte sich so sehr danach, sie zu küssen, dass es fast schmerzte.
    „Ich habe Galerien angerufen und ihnen Fotos geschickt. Dabei habe ich immer gedacht, die Fotofunktion meines Handys sei nutzlos.“
    „Und?“, fragte Kevin zwischen zwei Bissen.
    Julianne grinste. „Ich habe morgen sechs Termine. Drei hier und drei in Santa Fe“, berichtete sie stolz.
    „Nicht möglich.“
    „Doch“, erwiderte sie strahlend. „Und natürlich hattest du recht. Gil wäre ziemlich sauer, wenn seine ganze Drängelei umsonst gewesen wäre. Ich schulde es ihm.“
    „Du schuldest es dir selbst“, sagte er leise.
    „Ich weiß.“ Sie schluckte, dann wiederholte sie leise: „Ich weiß.“
    Kevin stellte Glas und Teller auf einem freien Fleckchen ab und streckte einen Arm aus. „Komm her“, sagte er. Als Julianne gehorchte, legte er den Arm um sie und Pippa. „Ich hab dir doch gesagt, dass du hier heiße Ware hortest.“
    „Noch habe ich nichts verkauft“, erwiderte sie und lehnte sich an ihn. „Bis jetzt habe ich nur Termine, um sie den Galerien zu zeigen.“
    „Na hör mal, wenn miserable Handyfotos dir sechs Termine bringen, dann werden sie von den Originalen hin und weg sein.“
    Er nahm ihr Pippa ab und stöhnte, als die Kleine ohne aufzuwachen an seine Brust sank.
    „Lieber Himmel, was fütterst du dem Kind? Steine?“, flüsterte er und strich mit den Lippen über Pippas weichen Flaum. Doch als er Julianne ansah, brach ihm ihr Gesichtsausdruck fast das Herz. Stellte sie sich gerade vor, wie es gewesen wäre, Gil die guten Nachrichten mitzuteilen statt ihm? Kein Gedanke, den er weiter verfolgen sollte.
    „Und, hast du es schon deinem Vater erzählt?“, fragte er stattdessen.
    „Was? Oh. Nein. Noch nicht. Falls was draus wird …“
    „Wenn was draus wird.“
    „Also gut, wenn was draus wird“, korrigierte sie lächelnd. „Ich möchte ihn lieber mit Tatsachen überraschen.“
    „Damit er es dir nicht ausreden kann?“
    „Ich glaube nicht, dass er das täte, aber er würde sich Sorgen machen.“ Sie seufzte. „Ich weiß, er macht sich immer Sorgen, aber das ist ja auch verständlich, oder?“
    „Ja“, sagte Kevin und strich seiner Tochter übers Köpfchen. „Absolut.“
    Auf einmal zog Julianne die Nase kraus, was unglaublich süß aussah. „Ich habe mich nur gefragt … vielleicht hättest du Lust, mitzukommen? Wenn du nichts anderes vorhast. Und nicht, weil ich jemanden bräuchte zum Händchenhalten. Es ist nur … ich fände es schön, wenn du dabei wärst.“
    Kevins Sehnsucht, sie zu küssen, steigerte sich, und so langsam wurde die Hitze in seinem Körper unerträglich. Die vernünftige Antwort wäre gewesen „klar, gerne“, aber damit war er natürlich nicht zufrieden.
    „Als dein Freund?“, fragte er.
    Schweigend starrte Julianne ihn an – nicht geschockt oder ärgerlich oder auch nur überrascht, sondern nachdenklich, als hätte sie damit gerechnet, dass er das fragte. Dann seufzte sie schwer.
    „Es wäre ja auch sehr praktisch, wenn wir zusammen wären“, sagte sie schließlich. „Wegen Pippa, meine ich.“
    Jetzt war Kevin sprachlos. „Du glaubst, dass ich dich wegen Pippa …“
    „Der Gedanke ist mir gekommen, ja.“
    „Dann vergiss ihn ganz schnell wieder. Was ich für dich empfinde, hat nichts mit dem Baby zu tun.“
    Julianne legte den Kopf schräg. „Was du für mich empfindest?“
    Herrje. „Ja. Was ich für dich empfinde. Und reg dich jetzt nicht auf, ich weiß nämlich selbst nicht so genau, was das ist. Nur, dass es gut ist. Oder auch nicht, aus deiner Sicht. Aber es ist echt. Und es hat nichts mit Pippa zu tun. Solche Spielchen mache ich nicht.“
    Julianne lächelte etwas zittrig, dann ging sie zum Couchtisch und nahm eine Schale mit Rindern in Cowboystiefeln in die Hand. „In deiner Nähe fühle ich mich ein bisschen wie Dornröschen, die aus ihrem Tiefschlaf erwacht. Aber …“
    „Ich weiß. Nur ein Prinz pro Leben.“
    Jetzt glänzten Tränen in ihren Augen. „Bitte sei nicht böse. Ich kann doch nichts für meine Gefühle. Seit ich dich kenne, geht es mir besser. Ich habe wieder Hoffnung, dass ich eines Tages ganz werde. Aber was genau das bedeutet, weiß ich auch nicht. Was du gesagt hast – dass nur ich allein das Licht einschalten kann –, ist völlig richtig. Aber niemand kann

Weitere Kostenlose Bücher