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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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seinen Bewacher anschaute, musste er noch mehr lachen.
    „Morgen um diese Zeit lachst du nicht mehr!“ brüllte der Aufpasser, dann versetzte er der Pritsche einen wütenden Fußtritt, bevor er den Raum verließ und die Tür hinter sich zuknallte.
    Evans Lachen endete mit dem nächsten Atemzug.
    Morgen. Er hatte gesagt, dass es morgen sein würde. Evan rollte sich herum, presste sich die Handballen gegen die Augen und befahl sich, nicht zu weinen. Er erinnerte sich daran, irgendwann einmal ein Buch gelesen zu haben, in dem der Held gesagt hatte, dass es ein Morgen nicht gibt. Offensichtlich hatten seine Entführer dieses Buch nie gelesen.
    Die Reportermeute, die ein paar Blocks von der Zufahrt zur Blaine-Villa entfernt kampiert hatte, war verschwunden.
    „Was zum Teufel ist da los?“ brummte Sugarman, als Carter an der Stelle vorbeifuhr, an der sie sich noch vor kurzem versammelt hatte.
    „Vermutlich sind wir schon Schnee von gestern“, sagte Macie. „Nicht, dass ich besonders traurig darüber wäre.“
    Jonah zog die Stirn in Falten. Er nahm an, dass Ruger die Presseleute gebeten hatte, sich zu entfernen, doch wenn das stimmte, war es kein gutes Zeichen. Sollten sie jedoch aus eigenem Antrieb gegangen sein, konnte dies nur den einen Grund haben, dass sie glaubten, woanders ergiebigere Jagdgründe gefunden zu haben. Und das bedeutete vermutlich, dass man Evan entweder lebendig oder tot gefunden hatte.
    Er sprach ein kurzes Gebet und zwang sich, sich auf die Fakten zu konzentrieren, statt wilde Spekulationen anzustellen. Doch als sie vor der Villa vorfuhren, rebellierte sein Magen.
    Gott, bitte mach, dass mein Sohn noch lebt
.

12. KAPITEL
    L etzte Nacht hatte der
Snowman
zum ersten Mal seit einer Woche durchgeschlafen, ohne irgendwann schweißgebadet aufzuwachen. Natürlich hatte man ihm früher auch schon mal gedroht, das brachte seine Arbeit mit sich. Doch Miguel Calderone nicht zufrieden zu stellen war gefährlich, vor allem, wenn es um Rache ging. Als die Nachricht von Calderone eingegangen war, hatte er mit dem Gedanken gespielt, umzuziehen und seinen Namen zu ändern. Gäbe es Slade nicht, wäre das wahrscheinlich seine einzige Option gewesen. Aber so war jetzt Slade seine einzige Option. Und wohin hätte er auch gehen sollen?
    Nachdem er Calderones Leuten Bescheid gesagt hatte, dass alles Nötige in die Wege geleitet worden war, verbesserte sich seine Stimmung schlagartig. Als er jetzt bei Gelb über eine Ampel fuhr, knurrte sein Magen, was ihn daran erinnerte, dass er schon seit geraumer Zeit nichts Anständiges mehr zu sich genommen hatte. Durch seine Beziehungen zu den Kolumbianern hatte er eine Vorliebe für die lateinamerikanische Küche entwickelt, und daher hielt er nun auf seinem Weg nach einem entsprechenden Lokal Ausschau.
    Wenig später saß er in der Casa Paloma an einem Tisch, wartete auf seinen Drink und gestattete sich einen kurzen Moment der Reue bezüglich der Entscheidungen, die er in seinem Leben getroffen hatte. Immer wenn er den Gedanken daran zuließ, und das war selten genug der Fall, war er nicht gerade begeistert davon, dass er als ehrbarer Bürger immer wieder gegen das Gesetz verstieß. Natürlich wäre es ihm lieber gewesen, wenn er sich nie die Hände schmutzig gemacht hätte, aber das war ganz klar eine Geldfrage. Und er war nun einmal geldgierig; außerdem hatte er sich inzwischen schon viel zu sehr daran gewöhnt, dass sein Schweizer Konto immer gut gefüllt war.
    Beim ersten Schluck von seiner Margarita musste er zugeben, dass es einen Teil in ihm gab, der Mitleid mit Jonah Slade hatte. Eigentlich hatte er gar nichts gegen ihn. Im Grunde bewunderte er ihn sogar und wünschte ihm nicht, dass sich Miguel Calderones Zorn über ihm entlud, aber Geschäft war nun mal Geschäft. Davon abgesehen war Slade ein erwachsener Mann. Er wusste genau, was auf dem Spiel stand. Und alles, was ab jetzt passierte, entzog sich der Kontrolle des
Snowman
und brauchte sein Gewissen nicht zu belasten.
    Er lächelte die Musiker der Mariachiband an, die an seinem Tisch vorbeiliefen, und prostete ihnen zu. Als die Kellnerin das Essen brachte, beugte er sich über seinen Teller und atmete genüsslich den Duft ein. Dann spießte er ein Stück Tamale auf seine Gabel, tunkte es in die scharfe Soße und schob es sich in den Mund. Als das scharfe mexikanische Essen seinen Gaumen kitzelte, hätte er vor Vergnügen am liebsten laut aufgestöhnt. Während er voller Genuss kaute, schaute er durch die

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