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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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Palmen, die hinter seinem Tisch im Patio standen, zum dunklen Nachthimmel auf. Der Himmel war klar und die Luft warm und weich. Obwohl der
Snowman
in Michigan aufgewachsen war, war er schon seit langer Zeit süchtig nach wärmeren Gegenden.
    Die niedliche kleine Kellnerin, die ihm sein Essen gebracht hatte, hatte ihn bereits öfter als nötig angelächelt. Wenn er wollte, konnte er heute mit mehr als nur einem vollen Bauch ins Bett gehen. Er erwog, noch eine zweite Margarita zu bestellen, doch dann fiel ihm ein, dass er noch fahren musste. Er aß seinen Teller leer, warf eine Hand voll Geldscheine auf den Tisch und winkte der Kellnerin beim Verlassen des Lokals freundlich zu. In dem Moment, in dem er seinen Fuß auf den Gehsteig setzte, wurde er von einem vorbeikommenden Passanten angerempelt.
    „He, können Sie nicht aufpassen“, sagte er scharf. Gleich darauf spürte er ein Gewicht in seiner Jackentasche, das vorher nicht da gewesen war.
    Er schob die Hand in die Tasche. Als er einen Briefumschlag und ein Messer ertastete, zog er die Hand heraus, als ob er sich verbrannt hätte. Er blickte sich nach dem Mann um, aber der war bereits in der Menge untergetaucht.
    „Dreckskerl. Damit sollte doch inzwischen Schluss sein“, brummte er ungehalten, während er mit schnellen Schritten zu seinem Auto ging und einstieg. Sobald er hinter dem Steuer saß, drückte er die Türverriegelung nach unten, bevor er den Umschlag aus der Tasche zog. Das Schnappmesser sollte ihm verdeutlichen, was mit ihm passieren würde, falls er sich nicht streng an die Anweisungen hielt. Mit einem mulmigen Gefühl öffnete er den Umschlag.
    Die Schlange ist auf dem Weg nach draußen. Halten Sie sich bereit
.
    Die Bedeutung war klar. Mit der Schlange – dem Zeichen der Organisation – war Calderone gemeint. Aber er war im Staatsgefängnis in Lompoc. Und aus einem Staatsgefängnis auszubrechen war praktisch unmöglich.
    Der
Snowman
verspürte plötzlich heftiges Sodbrennen und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Ihm drohten fast die Tamales wieder hochzukommen.
    „Oh, Mist, verfluchter, ich mach da nicht mehr mit. Warum kann der Scheißkerl nicht bleiben, wo er ist?“
    Erbittert darüber, dass Calderone immer noch sein Leben bestimmte, zerriss er den Zettel, warf die Schnipsel aus dem Fenster und das Schnappmesser ins Handschuhfach. Gleich darauf fuhr er in östlicher Richtung davon.
    Der Scheißkerl aber – wie der
Snowman
ihn tituliert hatte – hatte weder vor, im Staatsgefängnis von Lompoc zu versauern, noch hatte er Lust, viel länger in Kalifornien zu bleiben. Er malte sich aus, wie er Evan Blaine das Herz aus der Brust reißen und es Jonah Slade vor die Füße legen würde, bevor er Slade die Kehle aufschlitzte. Und nachdem er sich daran geweidet hatte, wie Slade in seinem eigenen Blut ersoff, würde er in den südamerikanischen Dschungel zurückfahren. Dort gab es genügend Orte, wo man sich verstecken konnte, und er kannte sie alle.
    Doch vorher musste er erst sterben.
    Calderone fuhr sich fluchend mit der Hand durch seine ungewaschenen Haare, als er sich daran erinnerte, wie gepflegt er bei seiner Verhaftung ausgesehen hatte. Die primitive Zelle in Lompoc war nur ein weiterer Grund für ihn, Slade aus tiefstem Herzen zu hassen. Er hatte seit Alejandros Tod nicht mehr richtig geschlafen, und wenn er schlief, träumte er von Rache. Er wollte Slades Gesicht sehen – wollte ihn um Gnade winseln hören, wenn das Messer in die Brust seines Sohnes eindrang. Tag und Nacht malte er sich aus, wie es sich anfühlen würde, wenn die Klinge des Messers Fleisch und Muskeln durchtrennte. Der Junge würde schreien und sich winden, und Slade würde flehen, immer und immer wieder, aber das würde nicht das Geringste ändern. Der Junge war bereits in seiner Gewalt. Und in ein paar Tagen würde er Slade ebenfalls haben. Jetzt musste er es bloß noch schaffen, aus dem Gefängnis herauszukommen.
    Die Ereignisse, die ihm dabei helfen würden, waren bereits ins Rollen gebracht worden. Elena würde heute wiederkommen, auch diesmal in Nonnentracht. Der Gefängnisarzt hatte sich schließlich dazu überreden lassen – nachdem man seine Frau kurzfristig in einem netten kleinen Hotel versteckt hatte –, bei seiner Befreiung die Hauptrolle zu spielen. Und gleich würde sein Anwalt Abraham Hollister kommen. Calderone brauchte jetzt nur noch auf einen Wärter zu warten, der ihn in ein Besucherzimmer führen würde.
    Wieder fuhr er sich mit einer Hand durchs

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