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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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denken sollten, die Polizei einzuschalten, wird nicht mal mehr genug von ihr übrig bleiben, um sie identifizieren zu können.
    Noch bevor er wieder im Haus gewesen war, war ihm so schlecht geworden, dass er sich hatte übergeben müssen. Nachdem es ihm ein bisschen besser gegangen war, hatte er den Vorplatz mit dem Wasserschlauch abgespritzt. Die nachfolgende Nacht war die längste seines Lebens gewesen. Als er am nächsten Morgen zum Dienst gefahren war, hatte er sich immer noch das Schlimmste ausgemalt. Was würde passieren, wenn er diesem Mann zur Flucht verhalf? Er hatte keine Garantie dafür, dass die Erpresser ihr Wort halten und Patricia laufen lassen würden. Aber was würde passieren, wenn er es nicht tat? Mit dem Gedanken, den Tod seiner Frau verschuldet zu haben, würde er nicht weiterleben können. Und nachdem er das Gefängnis erreicht hatte, hatte er gewusst, was er tun musste. Deshalb rannte er jetzt, als die Wärter den Gefangenen brachten, auf sie zu und half ihnen, den Mann von der Trage auf ein Bett zu legen.
    „Was ist mit ihm?“ fragte Foster.
    Einer der Aufseher sah ihn beunruhigt an, als ob er befürchtete, man könnte ihm die Schuld an der schlechten Verfassung des Gefangenen geben.
    „Wir hatten ihn gerade in den Besucherraum gebracht, da ist er zusammengeklappt. Ist er tot? Uns hat niemand gesagt, dass er herzkrank ist. Wir können nichts dafür.“
    „Treten Sie zurück“, befahl Foster, während er Calderone das Stethoskop auf die Brust drückte. Das Herz schlug noch, aber kaum wahrnehmbar. Foster wusste, womit er es zu tun hatte, da er eingeweiht worden war. Anders als in dem Land, aus dem der Mann auf der Untersuchungsliege stammte, wurde in Nordamerika Curare kaum eingesetzt. Foster wusste natürlich, wie er die Herztätigkeit wieder in Gang bekommen konnte, aber das war nicht vorgesehen. Geplant war, dass er zum Schein ein paar Wiederbelebungsversuche machen und den Mann dann für tot erklären sollte.
    Jetzt eilte eine Krankenschwester mit einem Reanimationswagen herbei. Unter normalen Umständen wäre damit die ganze Scharade beendet gewesen, aber Ralph Forster war ein vorausschauender Mann. Er hatte dafür gesorgt, dass der Defibrillator nicht funktionierte. Dies verstieß gegen all seine ethischen Grundsätze, aber er liebte seine Frau mehr als seine Ehre. Um zu erreichen, dass sie heute Abend wieder bei ihm zu Hause war, würde er lügen müssen, und diese Lüge würde es einem sehr gefährlichen Mann ermöglichen, aus dem Gefängnis zu entkommen.
    „Was soll ich einstellen?“ fragte die Krankenschwester.
    „Zweihundert.“
    Hektisch drehte die Krankenschwester an dem Apparat an Skalen und drückte Knöpfe, aber es tat sich nichts. Schließlich schaute sie verzweifelt auf.
    „Dr. Foster! Irgendetwas stimmt da nicht! Es funktioniert nicht.“
    „Gehen Sie ans Telefon und sagen Sie in der kleinen Notaufnahme Bescheid, dass jemand das Ersatzgerät bringen soll, aber schnell.“
    Die Krankenschwester stürzte aus dem Raum. Foster wusste, dass es zu spät sein würde, wenn sie zurückkehrte. Die Aufseher waren im Moment nicht da. Er verlangte eine Spritze mit Adrenalin, aber die zweite Schwester kehrte unerledigter Dinge zurück, weil sie die Ampullen nicht finden konnte. Jetzt täuschte er einen Wutanfall vor, so wie man es von einem Arzt in einer solchen Situation durchaus erwarten konnte, dann schickte er die Krankenschwester fort, mit der Anweisung, irgendwo anders Adrenalin aufzutreiben.
    Noch ehe alle zurück waren, hatte er den Mann bereits für tot erklärt. Er schaute genau in dem Moment, in dem die Krankenschwester wieder in den Raum kam, auf die Uhr.
    „Todeszeitpunkt 10 Uhr 18.“
    Dann zog er Calderone ein Laken übers Gesicht und bat den Sanitäter, den defekten Defibrillator wegzubringen.
    „Es tut mir so schrecklich Leid, Dr. Foster“, sagte die Krankenschwester. „Aber manchmal kann man einfach nichts mehr tun.“
    Foster runzelte die Stirn und bedachte alle Anwesenden mit einem strafenden Blick. „Das war ganz und gar unverzeihlich. Einen Patienten zu verlieren ist immer schlimm, aber wenn man ihn auf so eine Art verliert, ist es noch viel schlimmer. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich muss den Direktor informieren und mich dann um den Papierkram kümmern.“
    Elena, auch diesmal wieder in Nonnentracht, hatte sich bereits in die Besucherliste eingetragen. Nachdem sie durchsucht worden war, hatte man sie informiert, dass im Augenblick der

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