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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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Schwester.“
    Elena nickte, dann folgte sie dem Priester.
    „Darf man hier drin ein Handy benutzen?“ fragte Hollister den Direktor.
    „Ja, und wenn Sie etwas von mir brauchen, rufen Sie einfach bei mir im Büro an. Meine Sekretärin weiß immer, wo ich bin.“
    „Ja, vielen Dank, Direktor Henry. Sie sind Schwester Mary Theresa eine große Hilfe.“
    „Tja nun …“ Unsicher, was er noch über einen Schwerverbrecher sagen sollte, über den das Gericht aller Wahrscheinlichkeit nach die Todesstrafe verhängt hätte, ließ er den Anwalt in der Wartezone allein, damit dieser telefonieren konnte.
    Was Hollister denn auch umgehend tat. Dass er die Auskunft anrief, war nicht nötig, weil er die Nummer bereits vor Tagen gespeichert hatte.
    Das Freizeichen ertönte.
    Ein Mann meldete sich.
    Hollister gab das Signal, auf das sie gewartet hatten.
    Exakt fünfundvierzig Minuten später fuhr ein glänzender schwarzer Leichenwagen vor dem Staatsgefängnis vor.
    Nachdem das Auto mit den beiden schwarz gekleideten Männern sorgfältig kontrolliert worden war, beschrieb ihnen der Wachmann den Weg zum Hintereingang des Krankenhauses. Dort angelangt stiegen die Männer aus. Einer öffnete die Heckklappe des Leichenwagens und zog eine fahrbare Bahre heraus, die sie zu dem Gebäude schoben. Dort wurden sie bereits erwartet und in den Raum geführt, in dem Miguel Calderone, zugedeckt mit einem weißen Laken, immer noch auf der Untersuchungsliege lag.
    In Anbetracht der Macht, die Michael Calderone noch bis vor ganz kurzer Zeit ausgeübt hatte, nahm er sich unter dem staatseigenen Laken höchst bescheiden aus. Die Leichenbestatter legten den Toten auf die mitgebrachte Bahre und wurden dann auf demselben Weg hinausbegleitet, auf dem sie gekommen waren. Erst nachdem sie das Gefängnistor passiert hatten, wagten sie einander anzusehen. Aber die Gefahr war noch längst nicht gebannt. Die Zeit, um den
Padrone
zu retten, war knapp, und sie wollten nicht diejenigen sein, die versagten.
    Fünfzehn Minuten später hielten sie neben einem alten Van am Straßenrand, vor dem eine dunkelhaarige Frau in schwarzer Hose und einem weißen Tanktop stand. Ihre Aufmachung erinnerte in nichts mehr an die Nonnentracht, die sie vor kurzem noch getragen hatte, aber Elena Verdugo war eine Frau mit vielen Gesichtern, und es gab nichts, was sie für Miguel Calderone nicht getan hätte.
    Als sie sah, dass der Leichenwagen anhielt, schnappte sie sich den Koffer vom Vordersitz und lief zu dem Auto. Sie riss die Heckklappe auf und sprang in den Wagen, während einer der Männer die Tür hinter ihr wieder zuschlug.
    „Fahren Sie! Fahren Sie!“ rief sie, während sie sich neben die Bahre hinkniete, den transportablen Defibrillator aus dem Koffer riss und lud.
    Elenas Hände zitterten, aber dies war nicht der richtige Moment, um schwach zu werden. Durch das Curare waren in Calderones Körper praktisch alle lebenswichtigen Funktionen zum Erliegen gekommen, aber die Elektroschockbehandlung sollte ihn eigentlich wieder ins Leben zurückholen. Zumindest hatte man das versprochen. Es waren die Worte
sollte
und
eigentlich
, die sie alle beunruhigten, das und die ungünstigen Auswirkungen, die der Scheintod auf seine Gehirnzellen haben könnte.
    Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich zu fragen, ob der Mann auf der Bahre nach dem Aufwachen immer noch der
Padrone
sein würde oder ein sabbernder Idiot, der sich nicht einmal mehr an seinen Namen erinnern konnte.
    Elena riss Calderone das Laken bis zur Taille herunter, schloss den transportablen Defibrillator an und wartete voller Ungeduld, bis sich der Zeiger auf der Skala auf zweihundert Joule einpendelte, dann befestigte sie die beiden Elektroden auf der Brust des leblosen Mannes.
    „Abfeuern“, sagte sie, obwohl außer ihr und Calderone niemand im hinteren Teil des Wagens war.
    Sie drückte die Knöpfe. Calderones Körper bäumte sich unter dem Stromstoß auf. Sie nahm den Strom weg und wartete mit angehaltenem Atem auf einen Herzschlag.
    Nichts passierte.
    Sie erhöhte die Spannung auf dreihundert und wartete, bis dies auf der Skala angezeigt wurde. Nachdem sich der Zeiger eingependelt hatte, drückte sie wieder die Knöpfe, und erneut bäumte sich Calderones Körper auf.
    „Madre de Dios … por favor“
, flüsterte sie, während sie auf die Nulllinie auf dem Monitor starrte und mit hämmerndem Herzen auf einen Ausschlag wartete.
    Plötzlich hörte man ein Piepsen, und dann begann die Nulllinie Formen

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