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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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Götter unserer Vorväter geglaubt. Das war einer der Gründe, weshalb ich so oft hierher kam, um mit ihm zu beten. Ich hatte gehofft, ihn zu unserem Herrgott führen zu können, solange noch Zeit dafür war.“ Sie sah unglücklich aus und ließ den Kopf hängen. „Und jetzt ist es zu spät. Aber ich muss dennoch darauf bestehen, dass seiner irdischen Hülle keine Gewalt angetan wird. Bestimmt haben Sie doch für Fälle wie diesen besondere Vorschriften, nicht wahr? Oder hat hier niemand Verständnis für eine fremde Religion?“
    Direktor Henry runzelte die Stirn. Natürlich gab es immer Ausnahmen, aber er zog es vor, sich an die Regeln zu halten. „Gewiss doch, es ist nur so, dass ich nicht …“
    Jetzt wurde es für Hollister Zeit, sich einzumischen. „Direktor Henry, dürfte ich vielleicht einen Vorschlag machen?“
    Henry wusste, wer Hollister war, und obwohl er vor Anwälten keine große Achtung hatte, die die Rechtsgrundsätze des Landes zu Gunsten von mit allen Wassern gewaschenen Verbrechern verdrehten, hatte der Mann das Recht, seine Meinung zu äußern.
    „Bitte“, sagte Henry.
    Hollister lächelte. „Sehr freundlich von Ihnen, vielen Dank, Sir. Ich verstehe Ihre missliche Lage. Aber bestimmt ist es Ihnen doch möglich, die Leiche wenigstens für einen Tag freizugeben, damit Mr. Calderones Schwester sie für die Zeremonie unversehrt mit nach Hause nehmen kann, oder nicht? Die Einbalsamierung könnte man noch um einen Tag aufschieben, dann könnten Sie die Angelegenheit in aller Ruhe klären.“
    Henry überlegte. Hollister war ein schleimiger Typ, aber in diesem Fall hatte er Recht. Es war ein gangbarer Kompromiss. Er warf einen Blick auf die zierliche Nonne, die mit weißem Gesicht und schweigend auf eine Entscheidung wartete.
    „Na gut“, sagte er schließlich. „Allerdings mit der Einschränkung, dass der Leichnam keinesfalls einbalsamiert werden darf, bis Sie von mir gehört haben.“
    „Ich verspreche es“, erwiderte sie. „Aber ich bitte Sie inständig, Direktor Henry. Erklären Sie den Leuten, wie wichtig das für mich ist.“
    „Ja, gewiss“, gab er zurück. „Und noch einmal mein aufrichtiges Beileid.“
    Elena hob den Kopf und erlaubte einer Träne, über ihre Wange zu rollen. „Könnte ich hier vielleicht irgendwo telefonieren? Ich muss ein Bestattungsinstitut anrufen, damit sie einen Leichenwagen schicken.“
    „Es gibt hier eins in Lompoc, dessen Dienste wir schon zahllose Male in Anspruch genommen haben“, bot Pater Michael an.
    Elena runzelte die Stirn. „Danke, Pater, aber Sie verstehen nicht. Der Glaube meines Bruders schreibt bestimmte rituelle Handlungen vor, bevor der Tote unter die Erde gebracht werden kann. Das sind Dinge, von denen ein normales Bestattungsinstitut möglicherweise nichts weiß.“ Dann schaute sie auf Abraham Hollister. „Dürfte ich Sie vielleicht um Ihre Hilfe bitten, da Sie der Anwalt meines Bruders waren?“
    Hollister warf dem Gefängnisdirektor einen Blick zu. „Ich bin mir sicher, dass Direktor Henry nichts dagegen einzuwenden hat. Was kann ich für Sie tun?“
    „Ich schreibe Ihnen den Namen eines Bestattungsinstituts im Osten von Los Angeles auf. Es wäre sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie für mich dort anrufen und darum bitten könnten, dass der Leichnam meines Bruders abgeholt wird. Und erklären Sie auch, dass der Direktor gebeten hat, die Vorbereitungen für die Einbalsamierung noch zu verschieben.“
    „Ja, in Ordnung“, sagte er.
    Elena nahm einen Stift und den Zettel, den er ihr hinhielt, schrieb schnell einen Namen auf und reichte ihm das Blatt. „Die Nummer weiß ich leider nicht auswendig“, meinte sie.
    „Kein Problem“, erwiderte Hollister. „Ich kann die Auskunft anrufen.“
    Zufrieden, dass sie ihren Teil getan hatte, faltete Elena demütig die Hände vor der Brust und wandte sich an den Direktor. „Könnte ich meinen Bruder jetzt vielleicht ganz kurz sehen? Auch wenn wir nicht an denselben Gott geglaubt haben, würde ich doch gern auf meine Weise für ihn beten.“
    Henry unterdrückte einen Seufzer, dann wandte er sich an den Priester. „Pater Michael, würden Sie bitte so freundlich sein und die Schwester ins Krankenhaus begleiten?“
    „Selbstverständlich“, sagte der Priester und warf einen Blick auf Hollister. „Wir sind gleich zurück. Werden Sie dann noch hier sein?“
    Hollister legte Elena eine Hand auf die Schulter. „Selbstverständlich. Bitte, schließen Sie mich in Ihr Gebet ein,

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