Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
Vom Netzwerk:
durch einen Boten überbringen lassen, und er sollte auf Antwort warten. Wo ist meine Antwort?« Er merkte, dass seine Stimme laut und barsch wurde, war aber nicht in der Lage, sie zu kontrollieren.
    »Der Bote hat den Brief abgeliefert, aber keine Antwort bekommen, Sir.«
    James fluchte und warf die Decke zurück. Kalte Luft schlug ihm entgegen, sodass er fröstelte. »Ich gehe aus. Seien Sie so freundlich und bitten Sie Barker, sich in zehn Minuten bereitzuhalten.«
    »Das ist aber höchst unvernünftig, Mr James. Ein Malariaschub ist eine sehr ernste Angelegenheit.«
    »Sie können mich nicht umstimmen.«
    »Trinken Sie wenigstens ein bisschen Suppe. Sie sind doch sicher ganz ausgetrocknet.«
    »In zehn Minuten, Mrs Vine.« Er zog ein Schubfach heraus und entnahm ihm eine kleine, flache Tüte aus dünnem, ausländischem Papier.
    Mrs Vines Miene blieb absolut unbewegt. »Wie Sie wollen. Soll ich Mr George etwas ausrichten, wenn er fragt, wo Sie sind?«
    »Nein, danke.«
    ***
    Auch Barker war so zögerlich, dass es schon fast an Meuterei grenzte. »Sie sind nicht gesund genug, um irgendwohin zu fahren. Ich gehe selbst und erkundigemich nach dem Brief, Mr James. Sie sollten im Bett bleiben.«
    »Ich bin nicht in der Stimmung, mit dir zu streiten, Barker.«
    »Das Fieber ist Ihnen in den Kopf gestiegen. Seien Sie doch nicht so töricht, Junge.«
    »Danke, Barker. Lass uns fahren.«
    In der Stadt war es ruhig, und die Straßen waren trocken, doch die Fahrt nach Tufnell Park war eine Qual. Das holperige Kopfsteinpflaster, das ständige Schaukeln der Kutsche, das laute Getrappel der Pferdehufe   – alles kam James ins Unermessliche verstärkt vor. Es war ihm immer noch unangenehm kalt, obwohl er einen dicken Wollmantel anhatte. Wie seltsam, dass die Leute in leichten Jacken herumliefen. Doch auch wenn er den Fieberschub sehr deutlich spürte, war das, was er vorhatte, machbar. Er musste nur vernünftig vorgehen.
    Im Haus von Harkness wurde die Tür von einem zerstreuten Lakaien geöffnet, der zweimal um seine Karte bat, obwohl James sie ihm längst gegeben hatte, und der ihn dann ungewöhnlich lange in der Diele warten ließ. Von oben konnte er eilige Schritte und das Öffnen und Schließen von Türen hören. Schließlich kam Mrs Harkness die Treppe herunter. Sie trug einen üppigen Morgenrock aus Satin und darüber eine ziemlich zerrupfte und unförmige Bettjacke.
    »Mr   – ach, Mr Easton. Ich muss mich für dieses Durcheinander entschuldigen. Mein Mann kann Sie im Moment nicht empfangen.«
    James wartete ein paar Sekunden. »Ist ihm nicht gut?«, fragte er höflich.
    »Ach du liebe Güte, ich weiß nicht.« Sie taumelte, als würde sie gleich umfallen, ignorierte aber die Tatsache, dass er ihr den Arm als Stütze anbot. »Wenn ich das nur wüsste!«
    Sie roch nicht nach Alkohol, andrerseits konnte er sich nicht vorstellen, was sonst ihr seltsames Verhalten auslösen mochte. »Haben Sie nach einem Arzt geschickt?«
    Ihre aufgerissenen Augen fixierten einen Punkt hin ter ihm. Wenn er es recht bedachte, hatte sie ihn während dieser kurzen, merkwürdigen Begegnung noch gar nicht direkt angesehen. »Nein, nein   – keinen Arzt.«
    Es war nicht klar, ob sie einfach noch nicht nach dem Arzt gerufen hatte oder ob Harkness keinen wollte. James fand es schwierig, die Geduld zu bewahren. »Kann ich ihn sehen? Vielleicht könnte ich Ihnen irgendwie helfen.«
    Jetzt endlich sah sie ihn an. Ihr Blick war schreckgeweitet und ihre Augen glitzerten vor Tränen. »Wenn Sie ihn sehen könnten, wäre das in der Tat hilfreich.« Aber sie rührte sich nicht.
    James machte einen halbherzigen Schritt auf sie zu. »Ist er oben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Oben ist er nicht.«
    Vielleicht war sie es ja, die einen Arzt brauchte. »Dann bringen Sie mich doch freundlicherweise zu Ihrem Mann, Ma’am.«
    Ein seltsames, verzweifeltes Geräusch entrangsich ihrer Kehle   – halb Schrei, halb Schluchzen. »Wenn ich das nur könnte!« Sie taumelte wieder und diesmal kippte sie ganz langsam und wie ein Brett um. Sie machte keinen Versuch, sich zu fangen oder sich mit den Händen abzustützen. Mit einem raschen Satz, bei dem ihm alle Knochen schmerzten, stürzte er mit ausgestreckten Armen vor. Mrs Harkness war eine große, füllige Frau, ähnlich gebaut wie Harkness selbst, und er hatte nicht die Kraft, sie zu halten. Es gelang ihm nur, sie vor dem Hinschlagen zu bewahren. In dieser unangenehmen Haltung   – vornübergebeugt, vor

Weitere Kostenlose Bücher