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Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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sah zu mir auf und schien ihre Möglichkeiten abzuwägen. Sie arbeitete bereits seit einigen Monaten hier, und ich wusste, dass sie ebenfalls der Wicca-Religion angehörte. Nicht alle der Angestellten waren eine Hexe oder ein Hexer, aber sie schon. »Bist du über achtzehn?«, fragte sie. Mit ihrem türkisfarbenen Haar, der gepiercten Nase und den Tattoos auf dem Arm sah sie selbst kaum älter aus.
    »Ja«, sagte ich fest und versuchte sie durch schiere Willenskraft dazu zu bringen, mir zu glauben, wobei mir schon klar war, dass das wahrscheinlich nicht funktionieren würde.
    »Kann ich deinen Ausweis sehen?«
    Scheiße. Verdammt. Und das auch noch vor Luc, wie unfassbar peinlich. Ich brauchte diese Bücher einfach, ich musste sie haben! Und ich wollte nicht wieder zurückkommen müssen …
    »Das sind meine.« Luc trat mit etwas Geld und seinem Führerschein hinter mich an den Counter.
    Die Verkäuferin blickte von Luc zu mir. Ich hielt den Atem an. Luc sah ein bisschen älter aus als ich. Er war mit neunzehn in der Zeit stehen geblieben. In Bars würde er wahrscheinlich für immer und ewig nach seinem Ausweis gefragt werden.
    Schließlich beendete die Verkäuferin die Codeeingabe der Kerzen und reichte mir das Wechselgeld. Dann tippte sie die Buchpreise ein, warf einen Blick auf Lucs Führerschein und steckte die beiden Werke in eine einfache Papiertüte, die sie ihm überreichte. Sie sah uns unverwandt an, als wolle sie sagen: Ich hoffe, ihr wisst, was ihr tut.
    Draußen in der milden Nachtluft nahm ich Luc die Bücher ab.
    »Danke«, sagte ich ungnädig und hielt ihm einen Zwanziger hin.
    Er schüttelte den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung. »Die Bücher sind gefährlich, kleine Clio«, sagte er dann. »Was willst du damit?«
    Ich drehte mich um, um zu meinem Auto zu laufen, doch die Hand auf meiner Schulter, die Wärme, die durch das Shirt auf meine Haut abstrahlte, ließen mich innehalten. Ich mochte es unbeschreiblich gerne, Lucs Hände auf mir zu spüren. Eine Welle der Sehnsucht überkam mich, und ich fühlte seine Anziehungskraft so sehr, dass ich beinahe flehentlich gewimmert hätte.
    Langsam drehte er mein Gesicht zu sich. »Für was sind die Bücher? Oder … für wen?«
    Ich zuckte die Schultern. Für wen sollten die Bücher schon sein? Also ganz bestimmt nicht für Petra, oder?
    »Sag’s mir. Vielleicht kann ich dir helfen.«
    Beim Gedanken, mit ihm zusammen Magie zu praktizieren, hätte ich am liebsten geweint. Es war schier unerträglich. Ich entzog ihm meine Schulter. »Du hast schon genug angerichtet«, antwortete ich mit zitternder Stimme und lief zu meinem Auto.
    Als ich die Tür öffnen wollte, drehte mich Luc abermals zu sich herum. Ich blieb stocksteif stehen, während seine Finger sanft über meine Wange glitten. Meine Haut brannte unter seinen Händen und ich war mir seiner Berührungen nur allzu bewusst. Er lehnte seinen Kopf gegen meinen. Ich dachte, ich müsste schreien.
    »Ich vermisse dich«, sagte er leise und hob sanft mein Kinn, um mir in die Augen zu sehen. Mit der anderen Hand strich er mir durchs Haar, über den Nacken. »Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe.« Seine Lippen kamen näher und er hauchte mir einen Kuss auf die Schläfen. Ich hatte weiche Knie und hoffte, sie würden nicht nachgeben.
    »Bitte sag mir, wie ich dir helfen kann«, fügte er hinzu. »Du musst das nicht alleine durchstehen.«
    Aus irgendeinem Grund hatte dieser Satz endlich Wirkung auf mich. Seine Worte ließen mich erwachen und mit einem Schlag in die Realität zurückkehren. Ich wich ein Stück zurück und schaffte es endlich, ihm in die Augen zu sehen.
    »Ich bin nicht allein«, sagte ich mit fester Stimme. »Ich habe meine Schwester.«
    Schmerz flackerte in seinen wunderschönen dunkelblauen Augen auf. Seine Hände fielen an mir herab und er trat einen Schritt zurück.
    Ich fuhr nach Hause und weigerte mich zu weinen.

Kapitel 10
    Jemand, der helfen konnte
    Vor dem Flughafengebäude holte Marcel tief Luft, musste aber die Autoabgase gleich wieder aushusten. Noch etwas, nach dem er sich sehnte: die saubere, klare Luft von zu Hause, die nach Meer und Friedlichkeit duftete. Die Luftqualität von New Orleans hingegen hatte ziemlich gelitten, seit er das letzte Mal hier gewesen war.
    Dennoch, in dem Moment, als er seinen Fuß auf den Asphalt gesetzt hatte, war es ihm besser gegangen, und er hatte nicht länger das Gefühl gehabt, Tausende kleiner Insekten krabbelten unter seiner Haut

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