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Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Warum hatte er so eine Wirkung auf mich? Eigentlich konnte ich ihn ja nicht ausstehen, aber jedes Mal, wenn er vor mir stand, wollte ich ihn auf den Boden werfen und ihm das Shirt vom Leib reißen.
    Auf der St. Charles Avenue wechselte ich auf die rechte Spur. Dabei wurde das Lenkrad sperrig und blockierte dann fast ganz. Überrascht riss ich es herum. Ich schaffte die Kurve gerade noch. Sollte ich auf den Seitenstreifen fahren? War irgendetwas nicht in Ordnung? Ein Blick auf das Armaturenbrett ließ mich nach Luft schnappen. Die Temperaturanzeige hatte ganz nach oben ausgeschlagen, und das, obwohl ich erst acht Blöcke weit gefahren war!
    Ich schaute über die Straße und suchte wie wild nach einem Platz zum Anhalten, doch es war alles komplett zugeparkt. Adrenalin durchströmte mich. Plötzlich stiegen Flammen aus meiner Motorhaube auf. Die anderen Autofahrer begannen, wie verrückt zu hupen. An der nächsten Ecke zerrte ich so heftig ich konnte am Lenkrad und schaffte es in einem weiten, ungeschickten Bogen runter von der St. Charles Avenue. Sobald ich nahe genug am Bordstein war, riss ich die Autoschlüssel heraus, schnappte meine Tasche und sprang aus dem Wagen.
    Ich rannte über die Straße. Meine Hände zitterten, als ich das Handy hervorkramte, um Hilfe zu holen.
    Wuuusch, erklang es dröhnend hinter mir. Ich drehte mich um und starrte fassungslos auf mein Auto, das jetzt komplett in Flammen stand. Aber das war doch nicht möglich. Ich hatte es doch erst vor drei Wochen in die Inspektion gebracht und sie hatten alles durchgecheckt!
    Wie betäubt wählte ich die 911 . Kurz darauf hörte ich, wie sich heulende Sirenen näherten. Mir fiel ein, dass mein Auto ja einen verfluchten Benzintank hatte. So schnell ich konnte, lief ich den halben Block hinunter. Das erste Feuerwehrauto kam um die Ecke gefahren. Tränen liefen mir über die Wangen. Mein Auto. Wie hatte das nur passieren können? Hatte ich den Kühler gegrillt?
    Oder …
    War das ein Angriff? Bei der Schlange glaubte ich immer noch, dass sie vielleicht einer gewesen war – schließlich hatte sie sich unserer Magie widersetzt. Und vielleicht war das hier die Fortsetzung.
    Ungefähr dreißig Meter von mir entfernt schlossen die Feuerwehrmänner einen Schlauch an einen Hydranten an und setzten mein Auto unter Wasser. Ich fing allen Ernstes an, wie eine Heulsuse zu weinen. Weißer Dampf und schwarze Rauchwolken stiegen in den Nachthimmel und verdunkelten die Sterne. Eine kleine Menschenmenge war zusammengelaufen. Ein Feuerwehrmann kam auf mich zu.
    »Miss? Ist das Ihr Wagen?«
    Ich nickte, wischte mir mit der Hand über die Augen und stand auf. »Ich weiß nicht, was passiert ist«, sagte ich und versuchte, mich zusammenzureißen. »Ich bin ganz normal gefahren und auf einmal hat das Lenkrad Zicken gemacht. Dann habe ich gesehen, dass der Temperaturanzeiger ganz nach oben ausgeschlagen hat, und bumm stand mein Auto in Flammen.« Immer mehr Tränen kullerten mir über die Wangen. Ich wischte sie mit dem Ärmel weg.
    »Haben sie den Kühler in letzter Zeit aufgefüllt?«
    Ich nickte. »Vor drei Wochen erst. Und ich bin nur acht Blöcke weit gefahren. Wie konnte sich der Motor derart schnell überhitzen?«
    Der Feuerwehrmann schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, Miss. Aber Ihre Versicherung wird das prüfen. Ein Abschleppwagen ist schon auf dem Weg, um den Wagen zur nächsten Autowerkstatt zu bringen … Aber, wissen Sie, das ist sowieso ein Totalschaden.«
    »Mhm«, erwiderte ich mit brüchiger Stimme, während mir noch ein paar Tränen über die Wangen liefen.
    »Gibt es jemanden, den Sie anrufen können?«
    »Meine … Großmutter.« Wenn Nan herkam, würde sie vielleicht sagen können, ob sich jemand an dem Wagen zu schaffen gemacht hatte.
    Jetzt war es offiziell: Jeder einzelne Aspekt meines Lebens war von Dunkelheit überschattet und irgendwie negativ. Es gab nichts mehr, was mich froh oder auch nur zufrieden machte, nicht so wie früher jedenfalls. Es war, als wäre ich gar nicht mehr ich.

Kapitel 20
    Das schwarze Schaf
    Heute, am Samstag, war das Napoleon House gerammelt voll. Stirnrunzelnd bahnte sich Luc einen Weg durch die Menge und überlegte, ob es sich lohnte, auf einen Tisch oder einen Platz an der Bar zu warten. Der Geruch von Muffaletta-Sandwiches stieg ihm in die Nase. Vielleicht sollte er sich doch noch ein wenig gedulden.
    »Luc!«
    Luc drehte sich um und sah Richard und Claire am Rande des Innenhofs an einem Tisch sitzen. Richard prostete

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