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Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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ums Leben gekommen war, war das Schlimmste gewesen, was ich mir je hätte vorstellen können. Jetzt, da ich überzeugt war, dass man ihn getötet hatte – und ich glaubte wirklich, dass Daedalus ihn auf dem Gewissen hatte –, überkam mich der Schmerz mit neuer, ungeheuerlicher Gewalt, scharf wie ein Rasiermesser. Mein Dad war getötet worden, damit Daedalus mich für seine Zwecke benutzen konnte. Mein Dad war wegen mir gestorben. Ich spürte ein kurzes, scharfes Ziehen, tief in der Brust.
    »Okay.« Anstatt kreischend und heulend aufzuspringen, holte ich tief Luft und versuchte, ruhig zu bleiben. »Zum nächsten Thema: Was ist ein dunkler Zwilling?«
    Axelle saß auf der anderen Seite des Zimmers, mit Augen so schwarz wie ihr Haar, so schwarz wie der lederne Sessel. Unergründlich. »Diesen Ausdruck habe ich schon lange nicht mehr gehört«, erwiderte sie langsam. »Ich glaube, es ist ein Ammenmärchen. Wo hast du davon gehört?«
    »Was bedeutet es?«
    Achselzuckend sagte Axelle: »Na ja, eigentlich ist es ein Mythos. Er besagt, dass sich bei eineiigen Zwillingen die Eizelle ungleich teilt. Anstatt dass jede Hälfte ihren Anteil an guten und schlechten Eigenschaften bekommt, kriegt der eine Zwilling vor allem das Gute und der andere vor allem das Schlechte.«
    »Also ist ein Zwilling böse?«
    »Nicht unbedingt«, erwiderte Axelle, während sie sich mit dem Finger ans Kinn tippte. »Es ist eher so, dass bei einem Zwilling eine größere Wahrscheinlichkeit besteht, dass er böse wird. Aber ich meine, eigentlich glaubt niemand, dass das wirklich so ist.«
    Petra schon, dachte ich. Aber um wen von uns macht sie sich Sorgen?
    »Was hat Daedalus wirklich vor? Mit diesem Ritus und der vollen Treize? Will er eine von uns sterben lassen?«
    »Nein.« Axelle runzelte die Stirn. »Das glaube ich nicht. Es hat nie so geklungen, als würde er erwarten, dass irgendjemand stirbt. Und ganz bestimmt nicht du oder Clio. Er hat sich so über euch gefreut. Er braucht euch beide für den Ritus. Auf keinen Fall würde er euch etwas antun, so wie Petra es befürchtet.«
    Ich wollte gerade meine letzte Frage stellen, als jemand an die Tür klopfte. Ich erkannte die Vibrationen und es verschlug mir den Atem. Luc. Oh nein.
    Axelle erhob sich mit lässiger Eleganz und schlenderte zur Tür. Sie öffnete und ich erhaschte einen Blick auf Lucs dunkle Silhouette und eine etwas kleinere, zierlichere hinter ihm. Ich zwang mich zu der kühlen Ruhe, die ich gegenüber Axelle an den Tag gelegt hatte, und hob den Blick, um ihn anzusehen.
    Er hatte nicht erwartet, mich hier zu treffen, und für einen Moment leuchtete etwas in seinen dunkelblauen Augen auf. Ich verkniff mir jede Reaktion und wusste, dass ich keine weiteren Antworten mehr aus Axelle herausbekommen würde. Wenigstens heute nicht.
    Die zweite Person, die mit Axelle in den Raum kam, war ein echter Hingucker: magentafarbenes Haar, mehrfach gepiercte Ohren, wilde Klamotten … Schließlich begriff ich: Das musste Claire sein. Sie schnappte nach Luft und starrte mich an, die eine Hand vor den Mund gepresst.
    »Ja, sie sehen ihr ziemlich ähnlich«, sagte Axelle mit dem für sie typischen trockenen Humor. »Ich nehme an, du möchtest einen Drink?«
    »Gott, ja«, sagte Claire emphatisch. »Das ist ziemlich abgefahren.«
    Ich griff nach meinem Rucksack und stand auf.
    »Ich habe vielleicht acht ihrer Ahninnen gesehen«, fuhr Claire fort, während sie mich immer noch anstarrte. Axelle reichte ihr ein Martiniglas und sie nahm einen kräftigen Schluck. Was ist nur mit der Treize los, dass sie alle trinken, fragte ich mich. Vielleicht taten sie es, weil sie sich keine Sorgen machen mussten, sich mit all dem Alkohol irgendwann ins Grab zu saufen? »Sie alle hatten das Muttermal, die Schwertlilie. Aber keine von ihnen hat ihr je so … so unfassbar ähnlich ausgesehen. Oder, Axelle? Hast du je ein anderes Mädchen dieser Art gesehen?« Mit ihrem Drink deutete sie auf mich.
    »Ich stehe direkt vor dir. Aber hey, kein Problem, mach ruhig weiter und rede über mich. Tu dir keinen Zwang an.« Ich konnte mich nicht erinnern, je so schnippisch gewesen zu sein. Ohne Luc anzusehen, lief ich an Claire vorbei in Richtung Eingangstür. Ich war noch nicht einen Meter gegangen, da erhellte ein gewaltiger Blitzschlag das Zimmer, und das anschließende Donnergrollen vibrierte in meiner Brust.
    Die Lichter gingen aus.
    »Verdammt«, murmelte Axelle. »Ich muss kurz eine Kerze suchen.«
    »Ich kann nicht glauben,

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