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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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und wir treffen uns unweigerlich von Zeit zu Zeit auf der Damentoilette. Drama ist ihr Spezialgebiet, und sonst weiß ich nur von ihr, daß ich sie einmal gefragt habe, was sie von Clemance hält, und sie hatte geantwortet, er sei ein Wichtigtuer, der sich mit seinem Laden identifiziert, und ein Chauvinist, aber abgesehen davon habe sie nichts gegen ihn, was für uns, finde ich, ein gutes Zeichen ist. Alle anderen aus unserem Seminar haben in der Fakultätsversammlung kein Stimmrecht, weil sie nicht fest ange-stellt sind. Also brauchen wir uns keine Sorgen um sie zu machen, obwohl sie mehr Einfluß haben, als man sich häufig klarmacht. Ich hoffe, es ist deutlich geworden, daß wir einen Kampf gegen einen überlegenen Gegner vor uns haben.«
    »Sie wissen nicht, wie überlegen der Gegner ist«, sagte McQuire.
    »In der Frage der Beförderungen habe ich Probleme an meinem Fachbereich. Wir brauchen Ihre Unterstützung dafür, daß zwei Assistenzprofessoren, die am University College gelehrt haben, befördert werden.«
    »Mit Kleinigkeiten geben Sie sich nicht ab, was?«
    »Das ist typisch Frogmore«, sagte McQuire. »Kämpfe, die leicht zu gewinnen sind, langweilen ihn.«
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    »Hören Sie, Kate«, sagte Frogmore. »Wenn das University College erst mal neue Lebenschancen, ein neues Image, eine neue Zukunft bekommt, will ich dort nicht mehr Dekan bleiben. Ich möchte Präsident eines Colleges für Mädchen werden, irgendwo auf dem Lande und sehr vornehm. Aber ich will miterleben, daß das University College das Modell für die Ausbildung einer erwachsenen Elite wird und beispielhaft für die Vereinigten Staaten, und das wünsche ich mir so sehr, daß ich es auch bekommen werde.«
    »Was für eine seltsame Begründung«, sagte Kate.
    »Nein, das ist es nicht«, sagte Frogmore. »Wenn Sie einem Mann begegnen, der etwas unbedingt will und das nicht für sich selbst, dann passen Sie bloß auf.«
    Kate starrte Frogmore eine Zeitlang an. »Also Vivian«, sagte sie,
    »wie er, McQuire, gesagt hat: Sie haben Mumm.«
    »Was am Montag in der Versammlung passiert, wird für uns sehr lehrreich sein«, sagte Frogmore.
    Kate lachte. »Ich kann es kaum abwarten.«
    Dann eilte sie heim zu Reed.
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    Fünf

    Es gibt keinen Frieden.
    Schlag also zurück mit allem Mut, den du hast, Und allen unfeinen Finten, die du kennst.
    Denn eines weißt du genau:
    Ihre Sache, so sie denn eine war, ist längst vergessen; Sie hassen um des Hassens willen.

    Am Montag erreichte Kate die Baldwin Hall um zwei Uhr, rechtzeitig zum Beginn ihrer Sprechstunde. Der Große Fakultätsrat sollte um vier Uhr nachmittags zusammentreten, und Kate hoffte, wenn auch mit wenig Überzeugung, bis dahin noch ein paar Informationen zur allgemeinen Stimmungslage aufzuschnappen. Einen so »politischen« Einfall hatte sie bisher noch nie gehabt, und er bedeutete zweifellos ihre Aufnahme in die Welt der Geschichte. Klio, dachte sie, steh mir bei, jetzt und immerdar.
    »Wir haben niemanden für Suaheli gefunden«, sagte eine Stimme. »Was macht Bulwer-Lytton? Sehen Sie, der Aufzug kommt tatsächlich«, ergänzte Mark Everglade. »Da kann doch etwas nicht stimmen.«
    »Ich glaube wirklich«, sagte Kate, als sie einstiegen, die »8«
    drückten und zusahen, wie sich die Tür schloß, »daß dieser ewige Pessimismus den Sieg der Erfahrung über die Hoffnung bedeutet, von der Vernunft ganz zu schweigen. Sogar universitäre Aufzüge müssen ab und an funktionieren. Nach dem Gesetz des Durchschnitts…« Kate wurde leiser, als der Fahrstuhl zwischen dem dritten und vierten Stock widerwillig, aber endgültig steckenblieb.
    »Es gibt ein Gesetz des Durchschnitts«, sagte Everglade. »Es gibt aber auch das Gesetz fallender Körper. Wir sind gerade dabei, Gali-leis Theorie zu überprüfen, nach der zwei Körper unterschiedlichen Gewichts, wenn sie aus entsprechender Höhe herunterfallen, gleichzeitig und im gleichen Zustand des Zerschlagenseins den Boden erreichen. Sie drücken den Alarmknopf, ich telefoniere.«
    Kate drückte den Alarmknopf mit der gleichen Gemütsverfas-sung, mit der man sich von einer guten alten Tante Kräutertee servieren läßt: Wahrscheinlich hilft er nichts, aber er schadet auch nicht.
    Mark machte sich unterdessen an einem kleinen Kästchen zu schaffen, das den jüngsten Versuch der Universität beherbergte, mit dem Aufzugsproblem fertig zu werden: ein Telefon. »Was wählt man im 60

    Notfall?« fragte Mark und sah dabei Kate an.
    »Ich weiß nicht. Es steht

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