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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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totschlagen muß. Das University College stellte keine sportli-chen Anforderungen, hatte kein organisiertes Gesellschaftsleben, und bei der Aufnahmeprüfung haben einige von uns in Mathe schwer gezittert. Aber wir sind alle am College, weil wir uns dafür entschieden haben. Wir sind, wie es so schön heißt, hoch motiviert, und die meisten von uns sind sogar ziemlich gescheit. Ich sollte hinzufügen –
    aber darüber kann Barbara mehr erzählen –, daß die Studentinnen auf einen Abschluß scharf sind und nicht auf einen Ehemann.«
    Barbara Campbell sah umwerfend aus, war gut gekleidet und wirkte wie Anfang zwanzig. »Ich bin wohl ziemlich typisch«, sagte sie mit einem Lächeln, das deutlich machte, daß ihr Aussehen wenig 64

    typisch war. »Ich war auf einer hervorragenden Schule, wo ich mich in erster Linie für das interessierte, was unsere vorsintflutliche Di-rektorin gewöhnlich ›die Kerle‹ nannte, und danach in Bennington.
    Dort blieb ich drei Jahre – fast; mitten im dritten Jahr ging ich ab. In Bennington machte ich die Entdeckung, daß es mir Spaß macht zu denken, und daß es, wenn man sich anstrengt, viele Leute gibt, die einem Mut machen. Ich arbeitete fünf Tage in der Woche wie der Teufel, und da wir nur Mädchen waren, brauchten wir uns in der Zeit weder Hände noch Füße oder gar das Gesicht zu waschen, wenn uns nicht danach war. Und die Wochenenden verbrachte ich woanders mit einem Mann. Zum Teil fing ich an zu begreifen, daß ich jahrelang geistig und emotional wie in einem Kokon gelebt hatte, zum Teil wollte ich nur bouleverser les parents – und tatsächlich hatte ich höchst unerwarteten Erfolg dabei, meine Eltern zu schockieren. Sie hatten nicht nur etwas dagegen, daß ich mit einem Mann zusammen-lebte, sie hatten auch etwas gegen den Mann als Person, was zumindest etwas Sinn ergab, und sie sagten, wenn ich ihn nicht aufgäbe, würden sie weder für das Studium noch sonst etwas zahlen. Ich habe nicht gehorcht, und sie haben es mir gezeigt. Nach einiger Zeit hatte ich den Mann satt und meinen Job als Fotomodell genauso. Ich wollte wieder studieren. Ich hatte genug Geld gespart, und da bin ich.
    Meine Eltern haben inzwischen wieder Frieden mit mir geschlossen, aber ich nehme kein Geld von ihnen, akzeptiere jedoch ab und zu ein großzügiges Geschenk. Wenn ich ihr Geld nähme, würden sie annehmen, egal wie stillschweigend, ich hätte auch ihre Wertvorstel-lungen akzeptiert, und das tue ich nicht. Ich möchte Ihren Kurs bele-gen, weil ich gehört habe, Sie wären großartig und streng, und weil mir klargeworden ist, was für ein Harem Bennington war. Das soll nicht heißen, daß alle Lehrer mit den Studentinnen schliefen, aber ich will damit sagen, daß alle Professoren Männer waren und die Mädchen immer den Männern zu Füßen zu sitzen schienen. Ich finde den Gedanken an einen weiblichen Lehrer belebend. Ende der Rede
    – ich gebe weiter an Greta.«
    Kate hielt Greta Gabriel für Mitte vierzig. Ihre Geschichte ähnel-te der von Polly Spence, obwohl sie weder Großmutter war, noch aus den besseren Kreisen der New Yorker Gesellschaft stammte. Sie war vielmehr eine Hausfrau aus der Vorstadt, die beschlossen hatte, daß ihr Leben als Hausmädchen, Chauffeur und emotionaler Papierkorb wenig anregend war. Ihr neues akademisches Leben brachte ihr in jeder Hinsicht Schwierigkeiten ein, vom täglichen Pendeln bis zum 65

    Druck der vielfältigen Verpflichtungen ihres täglichen Lebens, aber zum erstenmal seit Jahren fühlte sie sich wieder lebendig und war dankbar für das University College, das ihr die Möglichkeit bot, richtig zu arbeiten, statt nur zu dilettieren, und das bereit war, ihre Arbeit mit einem Abschluß zu belohnen.
    Randolph Selkirks Geschichte war verblüffender. »Ich war in Ya-le«, sagte er, »hatte in allen Fächern die besten Zensuren und schuf-tete dafür sechs Tage pro Woche von morgens bis abends. Ich hatte ein Mädchen, und eines Tages verließ sie mich, weil ich ihr nicht menschlich genug war. Ich brauchte ein paar Wochen, um mich zu beruhigen und zu begreifen, daß sie vollkommen recht hatte – ich benahm mich niemandem gegenüber menschlich. Ich hörte auf, so viel zu arbeiten, ließ mich schließlich von der Yale University beur-lauben und arbeitete als Lehrer in den Slums. Dann habe ich das Mädchen geheiratet, das mich inzwischen menschlicher fand. Wir bekamen ein Kind, das war für uns die Lebensbejahung schlechthin, und nach einiger Zeit wollte ich wieder

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