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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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man »Geburtsrecht«. Da war ein Magid, der nach Maree suchte, weil Maree von den noch lebenden Nachkommen des Kaisers die älteste war. Ich hatte die Explosion ausgelöst und den Tod dieser drei Kinder verursacht, nicht zu reden von den zahllosen hingerichteten Hochstaplern im gesamten Kaiserreich!
    Meine Verzweiflung machte sich in einem lauten Aufheulen Luft, so daß Will sich grunzend auf die andere Seite wälzte, ohne jedoch aufzuwachen.
    Ich wollte mich verfluchen, mir die Haare raufen und an die Brust schlagen, doch ein rettender Gedanke hielt mich zurück: Die ganze Affäre Koryfos hatte von Anfang an gerochen, als wäre sie bestimmt. Mit anderen Worten, dachte ich bitter, diese skrupellosen Bastarde in der Oberen Kammer wollten, daß sich in Koryfos die Dinge in eine bestimmte Richtung entwickelten. Also initiierten sie zwei verschiedene Handlungsstränge und sorgten dafür, daß der verantwortliche Magid ein selbstgefälliger kleiner Pfuscher war. Auftritt R. Venables. Von jedermann an der Nase herumgeführt. Versagen garantiert. Bah!
    Frage: Wie genau sahen die Pläne der Oberen Kammer aus? Wollten sie wirklich und wahrhaftig Gram White als nächsten Kaiser auf dem Thron sehen? Denn darauf lief es hinaus. Janine würde eine gewisse Zeitlang als Regentin herrschen und White ihr getreu zur Seite stehen, bis er als Institution akzeptiert war. Dann brauchte nicht einmal Janine einen Unfall zu haben, es genügte, wenn Nick etwas zustieß. Bingo! Gramos I. Oder erwartete man von mir, das zu verhindern?
    Langsam fühlte ich mich nicht mehr ganz so erbärmlich, weil ich so unbekümmert - mit der Hilfe von zwei lebenden Magids und dem Geist eines solchen - alle drei noch übrigen Thronerben nach Babylon geschickt hatte. Es mußten die einzigen sein - White hätte die älteren Mädchen nicht verschont, wenn sie eine Bedrohung gewesen wären. Er wußte stets, was er tat, der fabelhafte Mr. White. Nachdem er Maree entseelt hatte, leitete er die Beseitigung von Rob in die Wege. Indem er Nick aus meinem Zimmer lockte, hatte er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn er konnte sich ausrechnen, daß nun auch Rob früher oder später herauskommen würde und sich ihm als Zielscheibe darbot. Die nötigen Informationen bekam er von Janine. Ted Mallory hatte ihr bestimmt vom Auf t auchen eines >Kentauren< berichtet, wahrscheinlich hatte ihr der halbe Con von dem Ereignis erzählt. Ein guter Stratege, dieser Gram White. Um Längen besser als R. Venables auf der anderen Seite.
    Trotzdem, ich hatte - ob nun aus Verzweiflung oder überlegt oder weil es bestimmt war - Maree, Nick und Rob zu dem sichersten Platz geschickt, den es für sie gab. Wenn man die Möglichkeit außer acht ließ, daß sie dort verlorengingen. Durch die Unterbrechung und Veränderung der Gramarye hatten sich ihre Chancen auf eine Rückkehr halbiert. Weiß der Himmel, was diese zwei Enten angerichtet hatten!
    Selbst wenn alles gutging... Hier sah ich die winzigen Kerzenflämmchen, kaum mehr als ein bläuliches Wabern um den Docht, noch einmal aufzucken, bevor sie erstarben. Gerade noch rechtzeitig gelang es mir, die nächsten beiden Kerzen anzuzünden. Da ich nicht auf den Pfad treten durfte, mußte ich im Dunkeln an der einen Seite bis zum Ende laufen, um Nummer eins anzuzünden, dann zurück, auf Zehenspitzen seitlich zwischen dem Hocker und dem Beginn des Pfades hindurch, und an der anderen Seite entlang zu Nummer zwei. Eine kleine Parabel meiner Aktivitäten bisher, dachte ich und sah zu meiner großen Erleichterung, daß sich da draußen nichts verändert hatte. Oder doch, mit dem Erlöschen der Kerzen an der magischen Schwelle schien die Schattenlandschaft nähergerückt zu sein. Der steinige Pfad und der Kamm des steilen Abhangs hatten sich weiter ins Zimmer geschoben.
    Hm, dachte ich. Ich tastete mich zum Wasserkocher und machte Kaffee mehr oder weniger nach Gefühl.
    Während das zweite Paar Kerzen niederbrannte, dachte ich hauptsächlich darüber nach, was zum Teufel ich Dakros sagen sollte, wenn er mich am Sonntagmorgen auf meinem Autotelefon anrief. Dakros zu enttäuschen wurde al lm ä hli ch meine Spezialität. Mir war immer noch keine plausible Geschichte eingefallen, als ich das dritte Kerzenpaar entzündete und noch einen Becher Kaffee aufgoß.
    Das Entzünden des vierten Paares fiel zusammen mit einem neuen Höhepunkt der Party weiter unten im Flur. Aus einem Zimmer irgendwo nebenan kam jemand heraus und forderte schimpfend Ruhe, aber

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