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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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glaubten, ich wäre es, in einem besonders tollen Kostüm.
    Ich merkte, daß Mum keine speziellen Wünsche hatte, sie wollte mich nur im Auge behalten. Gram White sagte: >Wir möchten nicht, daß du dich mit den Leuten in diesem Zimmer herumtreibst. Sie sind kein guter Umgang.< Ich sagte, sie wären harmlos, aber ziemlich langweilig. Dann gähnte ich ein paarmal.
    Mum sagte: >Geh zu Bett, mein Schatz, du hast Schlaf nachzuholen. Gestern bist du viel zu lange aufgeblieben.< Na bestens. Ich versprach ihnen brav, ich würde mich ins Bett legen (und das habe ich zu guter Letzt ja auch getan, oder nicht?) und trottete davon. Es fiel mir nicht besonders schwer, müde auszusehen nach dem anstrengenden Hinmarsch mit Maree im Schlepptau und der Lauferei zurück. Sie blieben stehen und schauten mir nach. Ich mußte um sämtliche - sieben - Ecken der oberen Etage biegen. Sobald sie mich nicht mehr sehen konnten, fing ich an zu laufen, aber trotzdem kam ich nur eine Minute, bevor sie Rob ohne mich losgeschickt hätten, zurück in Ruperts Zimmer. Rupert sagt, ich muß einen ziemlich starken Hörigkeitsbann durchbrochen haben, um überhaupt wiederzukommen, aber ich habe nichts davon gemerkt. Vielleicht war ich daran gewöhnt, mich Dingen zu entziehen, die man mir aufzwingen will.
    Ich erschrak furchtbar, als Gram White plötzlich um die Ecke kam und auf Rob feuerte. Rob auch. Keiner von uns beiden hatte je so etwas erlebt. Wir konnten nicht schnell genug unsere Vorbereitungen beenden - jeder bekam eine Handvoll Getreide und eine brennende Kerze -, dann gingen wir sofort los. Ich wußte, daß die Zimmertür hinter uns offenstand, und jeden Moment rechnete ich damit, daß Gram White wieder auftauchte und schoß. Erst unten, am Fuß des Abhangs, wurde mir wohler.
    Die brennenden Kerzen machten einen großen Unterschied, denn jetzt war der Weg viel deutlicher zu erkennen, sogar schemenhaft zitterndes Gras zu beiden Seiten. Und egal, wie schnell wir gingen, die Kerzen flackerten nicht, weil auch unsere Bewegungen in der bleiernen Schwüle keinen Luftzug verursachten. Rob war in einen schnellen Schritt gefallen, und ich trabte nebenher. Im Nu hatten wir das trockene Flußbett durchquert und sahen vor uns schon die Brücke, wo man Maree und mich abgewiesen hatte. Als ich Rob fragte, meinte er, auch ihm wäre der Weg nicht lang vorgekommen. Er lahmte etwas, aber nicht schlimm. Nur die Stiche ziepten, meinte er.
    Als wir uns der Brücke näherten, veranstaltete mein Herz merkwürdige Bocksprünge, weil ich Maree nicht entdecken konnte. Aber sie war da. Sie stand in dem schwarzen Schatten am Tor, hatte die Finger in das Gitter gehakt und redete mit dem Wächter auf der anderen Seite.
    >Die Frustration ist das Schl imms te hörte ich sie sagen. >In letzter Zeit ist einfach alles schiefgegangen!< Dann hörte sie Robs Huf schlag und drehte sich langsam um, als kö nnt e sie es nicht glauben. >Rob!< sagte sie. >Und Kerzen! So weit die kleine Kerze Schimmer wirft, so scheint die gute Tat in arger Welt... Sind sie wichtig?< Von da an redete sie fast normal, nur daß alles, was sie sagte, sich irgendwie spinnert anhörte.
    >Kerzen, Wasser und eine Handvoll Getreide vermischt mit Salz<, zählte Rob auf.
    >Und Luft?<
    >Unser eigener Atem.< Als geschulter Magier begriff Rob wahrscheinlich besser als ich, was Maree im Sinn hatte.
    Bevor sie sich ihre Kerze und ihre Handvoll Getreide geben ließ, bestand sie darauf, Robs Flanke zu untersuchen. Sie sagte, daß er sie hoffentlich unterwegs nicht zu stark belasten mußte. Schließlich brachten wir sie dazu, ein Fläschchen Wasser in ihre Jackentasche zu stecken - ich tat das gleiche - und die Kerze und das Korn zu nehmen. Es sah unheimlich aus, als wir ihre Kerze anzündeten. Sie wurde noch blasser, ihre Kleider und ihre Haut, und verströmte ein schwaches Leuchten, als ob die Kerze sie von innen anstrahlte, statt von außen.
    Als wir den Blick von Maree abwendeten, versperrte kein Gitter mehr die Brücke, und kein Wächter stand da. Auch die beiden Statuen waren verschwunden. Wir schauten uns schulterzuckend an und setzten unseren Weg fort. Robs Hufe verursachten auf der Brücke fast kein Geräusch. Überhaupt war es totenstill, sogar der breite, reißende Fluß unter uns strömte vollkommen lautlos dahin. Die Brücke war so breit wie eine Hauptstraße und alles schien in bester Ordnung zu sein, bis wir den Scheitelpunkt des Bogens erreicht hatten und auf der anderen Seite hinuntergingen.
    Dann wurde es

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