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Eine Frage der Zeit

Eine Frage der Zeit

Titel: Eine Frage der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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ist wirklich verblüffend.“ Dann wurde Kreutzer schnell wieder ernst: „Unglaublich, dass Leute wie dieser Fleischmann in unserer Stadt frei herumlaufen dürfen“, schimpfte der Chefredakteur. „Wenn Sie juristisch gegen den Kerl vorgehen wollen, haben Sie die volle Rückendeckung des Morgenkurier .“
    „Schon gut, es ist ja weiter nichts passiert“, wiegelte Velten ab, der das Gespräch mit Kreutzer so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Er hatte den langjährigen Redaktionsleiter zwar mit der Zeit schätzen gelernt, wollte jedoch kein Opfer seiner gefürchteten Monologe werden, die nicht selten eine halbe Stunde oder länger dauerten.
    „Wie Sie wollen.“ Kreutzer kraulte nachdenklich in seinem gepflegten Bärtchen. Velten kannte diese Geste nur zu gut. Sein Chef hatte etwas auf dem Herzen. „Ich hatte eben einen Anruf von meiner Zahnärztin, Frau Dr. Volkmer. Ich nehme an, Sie wissen, wen ich meine.“
    „Natürlich. Marcks war heute Morgen bei ihr, um wegen des Zahngutachtens von Stürmer zu recherchieren.“
    „Was ist damit.“
    Velten berichtete von seinem inzwischen überholten Verdacht, dass es sich bei dem Toten im Wald nicht um den Restaurator handelte. „In diesem Zusammenhang wollten wir uns vergewissern, dass damals alles mit rechten Dingen zugegangen ist.“
    „Dr. Volkmer, hat sich über Frau Marcks beschwert. Sie habe sich ohne vorherige Anmeldung Zugang zu ihrer Praxis verschafft und herumgeschnüffelt, als sie sich unbeobachtet glaubte. Außerdem habe sie 'insinuiert', dass mit den Röntgenaufnahmen von Stürmers Gebiss, die Dr. Volkmer der Rechtsmedizin übergeben hatte, etwas nicht in Ordnung sein könnte.“
    Velten grinste: „Mit anderen Worten, Marcks hat sich wie eine gute Journalistin verhalten und Frau Doktor gehörig auf den, pardon, Zahn gefühlt.“
    Auch der Chefredakteur konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen: „So kann man es natürlich auch sehen. Velten, Sie haben in der Stürmer-Sache völlig freie Hand, das wissen Sie. Aber wirbeln Sie nicht mehr Staub auf, als nötig. Elke, also Frau Dr. Volkmer, hat Freunde in einflussreichen Kreisen.“
    „Sie scheinen sie gut zu kennen.“
    „Das kann man wohl sagen. Obwohl Elke den Morgenkurier nicht besonders schätzt, verstehen wir uns recht gut. Wir sind beide seit rund fünfzehn Jahren Mitglieder im Präsidium des Geschichtsvereins von Waldenthal. Außerdem kennen wir uns sehr gut durch unsere Arbeit im Vorstand des Tennisclubs Rot-Gold. In diesem Verein war übrigens auch Alexander Stürmer aktiv. Die beiden waren mehr als nur Freunde, obwohl er ja mit dieser Marion Clarke liiert war.“
    „Sieh mal an“, staunte Velten: „Die Volkmer hatte Marcks erzählt, sie kenne Stürmer kaum.“
    „Verständlich. Wer will auf gesellschaftlicher oder privater Ebene mit einem Mann verkehrt haben, der jetzt als Mörder und Kunsträuber gilt?“, fragte Kreutzer rhetorisch. „Mich wundert es überhaupt nicht, dass Elke ihre Bekanntschaft mit ihm herunterspielt. Um so mehr, als sie es gerade erst wieder geschafft hat, Anschluss an die besseren Kreise in Waldenthal zu finden.“
    „Hatte sie diesen Anschluss denn verloren?“
    Kreutzer nickte: „Allerdings, sie war vor ein paar Jahren an einen windigen Investmentbanker geraten, der den größten Teil ihres beträchtlichen Vermögens in wertlose Schrottaktien investiert und sich mit dem Rest aus dem Staub gemacht hatte. Elke war fast insolvent. Erst durch eine Erbschaft vor einigen Jahren und natürlich durch die Einnahmen aus ihrer Praxis konnte sie sich wieder sanieren.“
    „Und darf seitdem wieder bei den Reichen und Schönen von Waldenthal mitspielen“, ergänzte Velten sarkastisch.
    „So ist es. Und mehr noch: seit sie regelmäßig Vernissagen in ihrer Praxis veranstaltet, drängen sich diese 'Reichen und Schönen' danach, dazu eingeladen zu werden. Elke arbeitet mit einem Kunsthändler aus Saarbrücken zusammen. Den Namen habe ich vergessen.“
    „Linaud. Marcks erzählte mir davon. Wir wollen ihn besuchen, um uns über den heimischen Kunstmarkt schlau machen. Kennen Sie ihn?“
    „Nein, leider nicht“, antwortete Kreutzer. „Er erschien bislang nie bei den Vernissagen. Elke, die seit ein paar Jahren mit ihm befreundet ist, hat mir erzählt, er habe eine Abneigung gegen öffentliche Veranstaltungen. Vielleicht können Sie und Frau Marcks ihn ja davon überzeugen, sich einmal in Waldenthal blicken zu lassen. Er scheint eine recht interessante

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