Eine franzoesische Affaere
Frau zu
verlieben, mit der er noch nie ein Wort gewechselt hatte. Er war bodenständig,
vernünftig und vor allen Dingen hatte er Pläne. In seinem Leben war kein Platz
für eine solche Frau. Sie war viel zu kapriziös und gewohnt, im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit zu stehen. Für so etwas hatte er keine Zeit und keinen Nerv.
Nach einer Stunde hatte er sie sich erfolgreich aus dem Kopf geschlagen und
sich nach draußen auf die Terrasse begeben, wo er in Ruhe eine Zigarette
rauchen konnte. Er würde danach gehen, weil er sich nicht leisten konnte, die
Nächte durchzumachen. Sein Ruf stand auf dem Spiel und selbst wenn das hier nur
Amerika war, wollte er sich das beste Zeugnis verdienen.
Dann stand sie plötzlich neben ihm, schnappte sich seine Zigarette und nahm
einen tiefen Zug von ihr, wobei sie ihn nicht aus den lächelnden Augen ließ.
Sie inhalierte den Rauch tief in die Lunge und es kam ihm so vor, als wollte
sie seine Essenz einatmen. Ein Schauer erfasste ihn, doch sein Gesicht blieb
kalt und abweisend.
„ Bon soir ,
Bertrand! Ich heiße Juno…“, stellte sie sich vor und stützte sich mit den
Unterarmen auf der Brüstung des Terrassengeländers ab, wobei sie die glimmende
Zigarette locker in der Hand hielt und sich den Nachtwind um die Nase wehen
ließ.
Ihre Stimme allein erweckte in ihm Sehnsüchte und Begierden, die ihm bis zu
diesem Abend völlig fremd gewesen waren. Dabei war ihr Tonfall nicht einmal
kokettierend oder herausfordernd gewesen, dann hätte er sie wahrscheinlich
sofort stehen lassen. Um wieder zur Vernunft zu kommen, antwortete er in
fließendem Französisch, dem die wenigstens New Yorker zu folgen fähig sein
würden. Irgendeine nichtssagende Platitüde wie: Freut mich Ihre Bekanntschaft
zu machen.
Zur Antwort warf sie den Kopf lachend zurück und bedachte ihn dann mit einem
amüsierten Seitenblick.
„ Alors ,
muss ich zuerst einen Sprachtest bestehen? Tu es si drôle! “, antwortete
sie in akzentfreiem Französisch, durch das ihre Stimme noch verführerischer
klang. (Du bist so niedlich!)
„Tony hat mir erzählt, dass du ein begnadeter Koch bist. Ich esse gern. Trifft
sich das nicht gut? Wie wäre es, wenn du Morgen Abend zu mir kommst und für
mich kochst?“
Bertrand war
heiß und kalt geworden, als sie diesen unverblümten Vorschlag machte, bis er
seinen Verstand wieder einschaltete und sich sagte, dass er zu viel in ihre
Worte hinein interpretiert hatte. Allein der Gedanke, mit ihr allein zu sein…
„Für dich und
die ganze Bande, die du im Schlepptau hast? Kein Interesse! Ich verschwende mein
Talent sicher nicht an diese Horde volltrunkener Banausen.“
Er wollte sich erbost abdrehen, musste es tun, weil er sonst sein Gesicht in
der Flut ihrer duftenden Haare vergraben hätte, doch sie stellte sich ihm in
den Weg, lehnte sich mit ihrem gertenschlanken Körper an ihn und bezwang ihn
einfach mit einer zierlichen Hand auf seiner Brust.
„Nur für
mich, Bertrand… Seulement pour moi! “, hatte sie gehaucht und die Zeit
zwischen ihnen schien still zu stehen, bis einer von ihnen den Schritt auf den
anderen zumachte. Diesen einen Kuss hoch oben über den Dächern der Stadt, würde
er bestimmt bis zu seinem Todestag nicht vergessen.
Danach waren sie praktisch unzertrennlich gewesen. Jede freie Minute des Tages
und der Nacht. Es war wie ein Vollrausch, der ihn in ungeahnte Höhen
katapultierte. Er begann in ihrer Küche das erste Menü seines eigenen
Restaurants zusammenzustellen. Juno war seine von Gott gesandte Muse.
Und nun saß
Juno Felix ihm hier gegenüber und lehnte den Antrag ab, den er vermutlich schon
in der ersten Nacht ausgesprochen hätte, wenn er nicht so einen Sturkopf besäße
und sich immer wieder sagte, dass das alles zu schnell ging. Viel zu schnell.
„Du wirst
bald nach Paris zurückkehren und ich komme dann nicht mit… Weder als deine
Geliebte noch als deine Frau. C’est impossible ! Denk doch an deinen
Traum! Ich würde dir nur im Weg sein, Bertrand. Du wirst ein neues Leben
beginnen und dann eine Frau finden, die dir Kinder schenken wird… Das ist nicht
das Leben, das ich führen möchte. Ich dachte, es wäre dir klar, dass es
zwischen uns nicht ewig so weitergehen kann.“
Bertrand
zuckte zurück, als sie ihre Hand nach ihm ausstreckte, um ihn an der Wange zu
berühren. Zutiefst enttäuscht und verletzt klappte er das Kästchen zu und
sprang auf die Füße, um mit wütend funkelnden Augen auf sie herab zu sehen.
„Ist das dein
letztes Wort,
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