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Eine Frau flieht vor einer Nachricht

Eine Frau flieht vor einer Nachricht

Titel: Eine Frau flieht vor einer Nachricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grossman
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Klammern an.
    Aber was mach ich mit diesen scheiß 2x?
    Die werden mit drei multipliziert. Jedes Glied wird hier mit drei multipliziert! Versuch das mal.
    Holy Shit! Ich hab wieder 2x rausgekriegt.
    Komm, wir versuchen es nochmal, aber nicht so genervt, ja? Und hör auf, von dem Kuchen zu essen! Du hast schon den halben Kuchen verdrückt!
    Was kann ich machen? Ich muss mich doch ein bisschen stärken.
    Und jetzt öffne deine drei minus 2x.
    Meine? Gehörn die jetzt mir?
    Ja, die gehören dir. Ich hab schon fertig studiert.
    Dass du’s nur weißt, dass mein Hirn hier verdampft, ist deine Schuld.
    Ofer, hör mir mal zu. Es gibt überhaupt keinen Grund, dass du diese Übung nicht machst.
    O doch.
    Und der wäre?
    Dass ich dumm bin.
    Bist du nicht.
    Mir fehlt einfach der Teil im Gehirn, wo man Rechenaufgaben löst.
    Mit dir zu reden ist wie mit einem Rechtsanwalt zu reden! Das sind doch bloß ein paar Aufgaben in …
    Bloß ein paar? Bis Seite 161 …
    Du hast schon viel schwierigere Aufgaben gelöst. Erinnerst du dich, was wir letzte Woche hatten?
    Aber zum Schluss hab ich das rausgekriegt!
    Natürlich hast du das rausgekriegt. Wenn du es willst, kannst du alles, nun komm schon, jetzt machen wir das fertig, und danach machen wir die Textaufgaben.
    Er reibt den Kopf an ihrer Schulter, schnurrt wie eine Katze, und sie krault ihn.
    Apropos, hat heute jemand Nikotin Futter gegeben und seine Schüssel ausgewaschen?
    Ja, ich hab sie richtig geschrubbt.
    Jetzt mach die Übung.
    Das ist der Dank?
    Pass auf, du bist wieder zu schnell und schaust nicht genau hin.
    Genug, Mama, ich kann nicht mehr, wo ist das Telefon?
    Wozu brauchst du jetzt das Telefon?
    Ich ruf den Kinderschutzbund an …
    Sehr witzig. Jetzt konzentrier dich: In dem Moment, wo du den Grundsatz von der Gleichung mit den Unbekannten verstanden hast – was lachst du?
    Weiß nicht, das klingt ein bisschen dreckig, ich öffne alle möglichen Klammern, und du schiebst gleich was Unbekanntes rein …
    Beide prusten vor Lachen. Ofer wirft sich auf den Boden und strampelt mit den Beinen.
    Genug. Jetzt fang dich wieder. So kommen wir nicht weiter.
    Hab doch Erbarmen, Mama, ich bin ein armes, Kind, vom Schicksal hart geschlagen, ein Findelkind.
    Jetzt halt aber die Klappe!
    Ist ja gut, was hab ich denn gesagt?
    Ich will nichts mehr hören. Mach die Aufgaben der Reihe nach, wie sie dastehn.
    Und dann krieg ich eine Artischocke?
    Klar. Ich glaube, die sind schon weich.
    Mit Majo-Zitronensoße?
    Ja.
    Und auch – oj, entschuldige, das ist mir entfahren. Ich hab einen Fehler gemacht, einen furchtbaren Fehler …
    Ein Furz ist kein Fehler.
    Dann ist x gleich Furz?
    Ich glaub, wir beide werden ziemlich ballaballa. Komm, jetzt machen wir die Textaufgaben.
    Pfeifst du da gerade?
    Nein, das ist Papa im Wohnzimmer.
    Ilan, sei so gut und hör auf zu pfeifen. Ich werd auch so schon …
    Ja, das stört unsere Konzentration.
    Also, arbeite.
    Du wirst sehn, gleich kommt er rein und wird uns was vortanzen, um uns zum Lachen zu bringen …
    Das hättet ihr wohl gern!
    Der hat die Ohren einer Wildkatze! Weißt du, dass du eine Wildkatze geheiratet hast?
    Jetzt hör auf zu quatschen. Wie gehst du an dieses Problem ran?
    Mit einem Mördergesicht.
    Pass auf, die ist noch heiß. Tunk sie da rein, und schieb das Buch zur Seite.
    »Wenn wir eine Zahl mit vier multiplizieren und dem Ergebnis zwei hinzufügen, erhalten wir 30«. Woher soll ich wissen, wie man das löst?
    Überleg mal: x mal 4 und noch 2 sind 30.
    Dann weiß ich es! 30 = 2 + 4 mal x.
    Und das heißt?
    Dass 4x = 28 ist. Dann ist x = 7! Halleluja! Ich bin ein Genie! Ein Genie!
    Prima, du musst immer dran denken, das x so zu isolieren, dass du auf einer Seite das x und auf der andern die Zahlen hast.
    Jetzt macht es sogar Spaß.
    Und jetzt machen wir noch diese Übung. Auch mit einer Unbekannten.
    Wer diese Unbekannte wohl ist, das würd ich zu gern wissen.
    Vielleicht hältst du lieber die Klappe und arbeitest?
    Willst du ein Stück vom Herzen, Mama?
    Willst du denn nicht das Herz? Das ist das Beste.
    Nimm es, es ist ein warmes, gutes jüdisches Herz.
    Genug, konzentrier dich, du hast es doch schon fast.
    Hilfst du mir auch mit den Hausaufgaben in Bibel?
    Die Bibel, das ist Papa.
    Ja, ja, das denkt er auch von sich.

    Ein paar Tage später erzählte ihr Ilan, wie er da im Wohnzimmer auf dem Sofa gelegen hatte und Zeitung las, und immer, wenn er sie aus der Küche hörte, nicht mehr auf die Buchstaben geachtet, sondern ihnen

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