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Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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sie ihre Selbstkontrolle wahren. Und wenn es ihr nicht gelang? Wenn Calder erkannte, was sie zu verbergen suchte? Er war sehr scharfsinnig. Durfte sie das riskante Spiel wagen?
    Unsicher starrte sie in den Spiegel. Dann nickte sie entschlossen, drehte eine Pirouette auf den Spitzen ihrer zierlichen apfelgrünen Satinschuhe, und da fühlte sie sich tatsächlich wie eine Frau.
    „Du siehst … eh … gefährlich aus“, bemerkte Jack.
    „Wirklich?“ Dominic blickte auf sein Kostüm hinab. Das hatte er gewählt, weil er es mühelos tragen konnte und sich nicht mit einer unbequemen Stofffülle und lästiger Schminke abplagen musste. Im Ballsaal, inmitten einiger Hundert Menschen und Tausenden von Kerzen, würde es so heiß wie in der Hölle sein.
    „Nun, vermutlich liegt es an dieser auffälligen Schärpe, am Dolch und am Säbel“, meinte Leo nachdenklich. „Und an dem weit geschnittenen Hemd und der ebenso voluminösen Hose. Zweifellos wird es alle Damen interessieren, wer sich hinter der Maske des schneidigen Korsaren versteckt.“
    Dominic nahm seinen Dreispitz ab und vollführte eine extravagante Verbeugung. „Wenigstens wird mir keine Schminke von der Nase tropfen, so wie dir, Jack.“
    „Oh, das stört mich kein bisschen. Mir macht’s Spaß, als Mr. Punch zu erscheinen.“
    „Aber in diesem Kostüm wirst du ganz schrecklich schwitzen.“
    „Außerdem dürftest du nicht sonderlich anziehend auf das schönere Geschlecht wirken“, ergänzte Leo. „Mit dieser Riesennase wirst du nicht allzu viele Küsse stehlen.“
    Bei dieser Prophezeiung schien Jacks gute Laune etwas nachzulassen. Aber dann konterte er: „Bildest du dir etwa ein, als Falstaff wärst du besser dran, Leo? Mit diesem falschen Bauch wirst du an keine Dame näher herankommen.“
    Alle brachen in Gelächter aus, und Leos dicker Bauch wackelte so heftig, dass Jack keuchend nach Luft schnappte.
    Schließlich kam Leo wieder zu Atem und fragte: „Werden wir Alexandrow heute Abend sehen?“
    „Nein“, erwiderte Dominic, „er wird den Ball nicht besuchen.“
    „Warum nicht? Ich dachte, er muss den Zaren überallhin begleiten.“
    „An diesem Abend hat er keinen Dienst. Und er behauptet, er würde auf den Ball verzichten, weil er nicht tanzen kann.“
    „Wahrscheinlich fürchtet er sich eher vor den Damen.“ Jack zwinkerte vielsagend. „Schon bei der ersten Begegnung gewann ich den Eindruck, er würde irgendwie – jungfräulich wirken. Als wäre er …“
    „Das reicht, Jack“, unterbrach Dominic seinen Bruder mit scharfer Stimme. Er würde nicht zulassen, dass Alexandrow beleidigt wurde. Nicht einmal im Scherz.
    In diesem Moment erschien der Butler auf der Schwelle der offenen Bibliothekstür, ignorierte die sonderbaren Kostüme und verkündete, auf den Kamin starrend: „Euer Gnaden, die Kutsche ist vorgefahren.“
    „Danke, Withering. Ist der Verkehr erträglich?“
    „Soviel ich gehört habe, sind alle Straßen verstopft, Euer Gnaden. Möglicherweise wird es mehrere Stunden dauern, bis Sie am Piccadilly ankommen.“
    „In diesem Fall sollten wir zu Fuß gehen“, schlug Jack vor, hüpfte umher und erzeugte eigenartige Laute mit einem Quietschgerät. „Zeigen wir ganz London, wie die Aikenheads aussehen, wenn sie sich einen vergnügten Abend machen.“
    Dominic wechselte einen Blick mit Leo. „Kannst du mit diesem riesigen Wanst einen Fuß vor den anderen setzen, Sir John Falstaff? Oder sollen wir eine Sänfte für dich bestellen?“
    Dieses Ansinnen wehrte Leo ab, indem er geschmeidig zur Tür tänzelte. „Jack hat recht – nichts wäre schlimmer, als stundenlang in einer Kutsche festzusitzen. Also werden wir einen Spaziergang unternehmen.“
    „Einverstanden. Withering, schicken Sie die Kutsche in die Remise zurück. Und bringen Sie mir einen schlichten schwarzen Mantel, mit dem ich dieses Kostüm verdecken kann.“ Dominic schnitt eine Grimasse. „So gern ich auch zu Fuß gehe – die Leute sollen mich nicht für einen Schauspieler in einem schlechten Melodram halten.“
    Zusammen mit zahlreichen Gästen, die soeben eingetroffen waren, schlenderte Alex durch die riesigen Räume. Erstaunt sah sie sich um. Sie hatte nicht gewusst, wie viele Leute den Ball besuchen würden. Einige Männer erschienen nicht kostümiert, sondern in Uniform. Doch sie waren alle maskiert.
    In ihrer Naivität hatte Alex angenommen, sie würde den Duke mühelos erkennen. Jetzt musste sie sich ihren Irrtum eingestehen. Da er nicht zum Militär

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