Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
Vom Netzwerk:
einem unnatürlichen Interesse am Duke of Calder war, würde Dominic sich entschuldigen und sich zurückziehen. Doch das würde nicht geschehen, denn er war sich so gut wie sicher – Alexandrow musste Alexandra sein.
    Warum hatte sie sich für den Maskenball als Frau verkleidet? Jeder ihrer Kameraden hätte sie erblicken können, und ihre Position im russischen Heer wäre gefährdet worden. Wieso um alles in der Welt hatte sie dieses Wagnis auf sich genommen? Vielleicht, weil sie endlich wieder eine Frau sein wollte, nach all den Jahren als Mann? Wenigstens für eine einzige Nacht? Oder vielleicht …
    Entschieden schüttelte er den Kopf. Doch der Gedanke ließ sich nicht verdrängen, weil er sich so inständig wünschte, er dürfte daran glauben.
    Hatte sie sich nur verkleidet, um Dominic Aikenhead in der Gestalt einer Frau gegenüberzutreten?

16. KAPITEL

    „Wie lange wirst du wegbleiben?“
    Es war spät geworden. Nach einem langen Ausritt saßen die Brüder in der kleinen Bibliothek von Dominics Jagdschloss und unterhielten sich. Da die Jagdsaison noch nicht begonnen hatte, gab es nichts anderes zu tun.
    In Castlereaghs Auftrag sollte Dominic nach Russland reisen und herausfinden, welche Ansprüche der Zar beim Wiener Kongress anmelden würde. Aber nicht einmal der Außenminister konnte die Abreise beschleunigen, denn die Russen organisierten solche Dinge nach ihrem eigenen Gutdünken.
    „Das weiß ich nicht, Leo“, antwortete Dominic. „Obwohl Castlereagh zur Eile drängt, habe ich noch keine Papiere. Ohne die kann ich nicht lossegeln. Die Jacht wird bereits seetüchtig gemacht. Sicher komme ich auf dem Meer, bei günstigen Winden, schneller voran als auf dem Landweg. In drei Wochen müsste ich Kronstadt erreichen. Von dort liegt St. Petersburg nur eine Tagesreise entfernt.“
    „Und was wirst du tun, wenn du da ankommst?“, fragte Leo und starrte aus dem Fenster. Seine Stimme klang leise, fast zögernd – als wüsste er, dass er sich auf gefährliches Terrain wagte. Wenn er auch einen gewissen Verdacht hegte – er würde niemals in einer offenen Wunde herumstochern.
    „Ich bitte um eine Audienz bei Zar Alexander und versuche möglichst viel über seine Absichten zu erfahren. Deshalb schickt Castlereagh mich nach Russland.“
    Schweigend wartete Leo auf nähere Erklärungen.
    „Wahrscheinlich werde ich einige Adjutanten Seiner Kaiserlichen Majestät wiedersehen. Da in Europa endlich Frieden herrscht, wurden sie wohl kaum zu ihren Regimentern beordert, und ich vermute, sie genießen die Amüsements am Zarenhof.“
    „Nun, falls du Alexandrow triffst, richte ihm herzliche Grüße von mir aus. Auch von Jack. Wir beide waren sehr traurig, weil er deine Einladung, länger in England zu bleiben, nicht annahm.“
    Dominic schluckte und spürte, wie das Blut aus seinen Wangen wich. Aber sein Bruder schaute immer noch in den Garten hinaus. Zweifellos hatte er seinen Beruf verfehlt. Er hätte Diplomat werden sollen, kein Spion. „Ja, das werde ich tun, wenn ich ihm zufällig begegne. Während meiner Abwesenheit musst du hier die Stellung halten, Leo.“
    Die Brauen hochgezogen, drehte Leo sich in einem Sessel um.
    „Was das Außenministerium betrifft“, ergänzte Dominic. „Falls neue Missionen anstehen, wirst du mich vertreten.“
    „Rechnest du mit besonderen Ereignissen?“
    „Nein. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Bonaparte sitzt auf Elba fest, in sicherem Gewahrsam. Also können wir ihn vergessen. Im Moment gilt das Hauptaugenmerk dem Kongress in Wien. Dort werden sich alle europäischen Machthaber einfinden. Da sich meine Abreise so lange verzögert, muss ich froh sein, wenn ich in St. Petersburg ankomme, bevor der Zar seinen Hof verlässt. Castlereagh fährt nach Wien. Vielleicht schickt er uns auch hin, damit wir hinter den Kulissen die Ohren spitzen.“
    „Soll ich auch ohne dich hinreisen?“
    „Falls ich nicht rechtzeitig aus Russland zurückkehre, musst du selbst entscheiden, was zu tun ist. Nimm Jack und Ben mit, falls du glaubst, du wirst sie brauchen.“
    „Sobald Jack auf vergnügliche Tage in Wien hoffen darf, wird er nicht mehr zu halten sein“, bemerkte Leo grinsend. „Was auch für Ben gilt.“
    Dominic lachte leise. Gewiss, die beiden jüngsten Mitglieder der Aikenhead Honours waren unbezähmbar. Wann immer sie ein Abenteuer witterten, stürmten sie los wie temperamentvolle Jagdhunde. „Da hast du recht. Aber sie werden keinen Schaden anrichten.“
    Gähnend erhob sich Leo

Weitere Kostenlose Bücher